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Welttag der Gletscher
Künftig liefern die Schweizer Gletscher weniger Wasser

Matthias Huss, Glaziologe an der ETH Zürich, misst den Massenhaushalt des Plaine Morte Gletschers oberhalb von Crans-Montana, Valais, am 5. September 2023. Der Glaziologe dokumentiert das Abschmelzen um 2,2m seit September 2022 an einer der installierten Messstationen.
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Der dramatische Gletscherschwund hat Experten zufolge erhebliche Auswirkungen auf das künftige Leben der Menschen auf der Erde. Mit den Eismassen gehen erhebliche Mengen Süsswasser verloren, auf das Millionen Erdbewohner weltweit angewiesen sind: zum Trinken, für die Landwirtschaft und die Industrie, wie die Weltwetterorganisation (WMO) zum ersten Welttag der Gletscher am 21. März mitteilte.

In den 48 Jahren seit 1976 haben die Gletscher weltweit knapp 9’200 Gigatonnen Eis verloren, hiess es vom Welt-Gletscher-Beobachtungsdienst (WGMS) der Universität Zürich. Das entspreche einem 25 Meter dicken Eisblock von der Grösse Deutschlands, sagte WGMS-Direktor Michael Zemp. Eine Gigatonne entspricht einer Milliarde Tonnen. 

WMO: «Erhaltung ist eine Frage des Überlebens»

Die Schmelze seit dem Jahr 2000 habe den Meeresspiegel um 18 Millimeter erhöht, berichtete die WMO. «Jeder Millimeter bedeutet, dass 200’000 bis 300’000 Menschen mehr dem Risiko von Überflutungen ausgesetzt sind», sagte Zemp.

Zusammen mit den Eisschilden der Antarktis und Grönlands halten Gletscher 70 Prozent der lebenswichtigen globalen Süsswasserressourcen, so die WMO. «Die Erhaltung der Gletscher ist nicht nur eine ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit. Es ist eine Frage des Überlebens», sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. 

Der Argentiere-Gletscher in Chamonix, Frankreich, endet an einer steilen Klippe. Die schmelzenden Eisformationen zeigen die Rückzugserscheinungen, die durch den Klimawandel verursacht werden.

Lange war der Schwund nicht in allen 19 Gletscherregionen der Welt zu beobachten, aber seit drei Jahren hätten alle Regionen Verluste verzeichnet, so die WMO. Und nicht nur das: Die Gletscher weltweit seien in den vergangenen drei Jahren so stark geschrumpft wie in keiner Dreijahresperiode seit Beginn der Aufzeichnungen in den 70er Jahren.

Ein Viertel der Schweizer Gletscher könnte noch gerettet werden

Ein Viertel des Eises in den Schweizer Alpen kann mit starken Klimaschutzmassnahmen gerettet werden. Insbesondere die Gletscher auf einer Höhe von über 3000 Metern über Meer könnten laut Forschenden erhalten bleiben.

Das schreiben Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem neuen Faktenblatt, das den Wissensstand zur Gletscherschmelze in den Alpen zusammenfasst. Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) veröffentlichte das Faktenblatt am Freitag zum ersten internationalen Tag der Gletscher. Einzig die Senkung des Ausstosses an Treibhausgasen auf Netto-Null könne den Erhalt von Gletschern aber langfristig sichern.

Noch unveröffentlichten Daten zufolge bleibe aber weniger Spielraum zum Erhalt der Schweizer Gletscher als bisher angenommen, teilte die SCNAT mit. Zu diesem Schluss seien die Forschenden gekommen, nachdem sie die rekordhohe Gletscherschmelze der Jahre 2022 und 2023 um insgesamt 10 Prozent erstmals in Szenarien zur Zukunft der Gletscher berücksichtigt hätten.

Künftig liefern die Schweizer Gletscher weniger Wasser

Die Schweiz hat den «Peak Wasser» erreicht. Die Gletscher seien bereits so stark geschmolzen, dass künftig pro Jahr weniger Wasser von Gletschern abgegeben werde, sagten Gletscherforscherinnen und – forscher am Freitag vor den Medien auf dem Jungfraujoch.

«Das ist sehr kritisch. Bisher wurde die Wasserknappheit durch das zusätzliche Wasser der Gletscherschmelze maskiert. Jetzt geht es langsam runter», sagte der Gletscherforscher Matthias Huss von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich).

Bisher habe es mit dem Schmelzen der Gletscher eine Zunahme an Wasser gegeben. Seit dem Jahr 2000 hätten die Schweizer Gletscher aber bereits rund 40 Prozent ihrer Masse verloren. Künftig würden die Wassermassen daher stark reduziert. Vor allem in heissen und trockenen Sommern gebe es dadurch weniger Wasser. Auch grosse Flüsse wie der Rhein und die Rhone dürften davon betroffen sein, erklärten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Schlechte Voraussetzung dieses Jahr

«Die letzten Jahre waren extrem», sagte Huss weiter. Auch dieses Jahr sei die Voraussetzung für die Gletscher nicht gut. Ersten punktuellen Messungen zufolge sind die Schneemengen auf den Gletschern dieses Jahr deutlich unterdurchschnittlich. Besonders in der Westschweiz. Der Winter dauert aber für die Gletscher noch ein paar Monate.

Bis zum Ende des Jahrhunderts dürften den Forschenden zufolge dann 90 Prozent der Gletscher in der Schweiz verschwunden sein. Unterhalb von 3200 Metern dürfte es dann keine Gletscher mehr geben.

DPA/wy