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Veränderte Wetterlage
Sturm, Regen und Schnee: Jetzt wird der November turbulent

Der Sturm Burglind fegt ueber den Bodensee, am Mittwoch, 3. Januar 2018, in Rorschach. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller) ..Winter storm Burglind blows over the Lake Constance, on Wednesday, January 3, 2018, in Rorschach, Switzerland. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller).
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In Kürze:
  • Ein Hochdruckgebiet über Europa sorgte für stagnierendes Wetter seit Oktober.
  • Am Donnerstag streift ein Höhentief die Ostschweiz und bringt leichte Schneefälle in den Bergen.
  • Nächste Woche wird turbulentes Wetter mit möglichem Sturm erwartet.

Besonders viele Facetten hatte das Wetter in den letzten drei Wochen in der Schweiz nicht zu bieten: Wärme und viel Sonne in den Bergen, Nebelsuppe und kühle Temperaturen im Flachland.

Grund dafür war die Grosswetterlage. Diese war seit Mitte Oktober regelrecht festgefahren. Ein kräftiges Hochdruckgebiet über Mitteleuropa sorgte für Stillstand in der Atmosphäre.

Damit ist es nun vorbei. Im Verlauf der nächsten Tage wird sich die Wetterlage markant umstellen. Dabei muss – das zeigt der Blick auf die aktuellen Prognosemodelle – früher oder später durchaus auch mit turbulenten Wettererscheinungen wie Sturm, Regen oder Schnee gerechnet werden.

Höhentiefs kämpfen gegen den Hochdruck an

Bereits zu Beginn dieser Woche schwächelte der zuvor dominierende Hochdruckblock über Europa. Das Zentrum des Hochs verlagerte sich langsam in Richtung der Britischen Inseln. Dadurch kam wieder Bewegung in die Atmosphäre. Am Montag konnte eine erste schwache Kaltfront aus Nordwesten bis zum Alpenraum vorstossen. Dadurch wurde die unter dem wochenlangen Hochdruckeinfluss gealterte und allmählich mit Schadstoffen angereicherte Luftmasse auf der Alpennordseite ausgeräumt.

Auf Donnerstag folgt nun Runde zwei im Kampf gegen die Hochdruckdominanz. Von Polen her verlagert sich ein Gebiet mit kalter Luft in den höheren atmosphärischen Schichten, ein sogenanntes Höhentief, südwärts. Dieses Tief streift die Ostschweiz und verlagert sich dann an die Adria.

Die Animation zeigt die Verlagerung des Höhentiefs von Mittwoch bis Donnerstagabend. Wegen der östlichen Zugbahn bringt das Höhentief eher Bayern und Österreich Schnee, die Schweiz wird nur gestreift. Danach dehnt sich von Westen her wieder hoher Luftdruck zum Alpenraum aus.

Bis zum Donnerstagmorgen kommt es dadurch vor allem in der Höhe zu einer weiteren Abkühlung. Die Temperatur auf 2000 Metern sinkt gegen minus 5 Grad, die Schneefallgrenze liegt am Donnerstagmorgen in den östlichen Landesteilen bei etwa 600 Metern.

Ein Wintereinbruch im grossen Stil ist das also nicht. Die Niederschlagsmengen sind gering, Schnee fällt höchstens in homöopathischen Dosen. Im Flachland der Alpennordseite spürt man davon gar nichts. Hier setzt sich das graue Novemberwetter fort.

Erster Schnee im Flachland meist im letzten Novemberdrittel

Das Warten auf den ersten Schnee geht also für die Flachländer weiter. Zumindest statistisch betrachtet, wäre dieser bald einmal fällig. Gemäss Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz, fällt der erste messbare Schnee im zentralen Mittelland im langjährigen Durchschnitt im letzten Novemberdrittel. In den tiefsten Lagen der Nordwestschweiz dauert es meistens bis Anfang Dezember.

Bemerkenswert ist, dass die allgemeine Erwärmung der letzten Jahrzehnte bis heute nicht zu späteren Terminen des ersten messbaren Schnees geführt hat. Über den gesamten Winter betrachtet, hat die Gesamtzahl der Tage mit einer messbaren Schneedecke aber seit Ende der 1980er-Jahre deutlich abgenommen.

Trend zu Tiefdruckwetter und Abkühlung

Wann es im Flachland in diesem Winter erstmals schneien wird, lässt sich nicht exakt vorhersagen. Die atmosphärischen Prozesse, welche unser Wetter beeinflussen, sind derart komplex und chaotisch, dass eine genaue Prognose für einen bestimmten Ort über einen Zeitraum von mehr als fünf Tagen nach wie vor sehr unsicher ist.

Allerdings lassen sich durchaus grobe Trends erkennen. Es ist zum Beispiel möglich, abzuschätzen, ob das Wetter grundsätzlich eher hochdruckgeprägt (also ruhig) oder eher tiefdruckgeprägt (also turbulent) sein wird.

Beim Blick in diese Modell-Glaskugel fällt auf, dass sich innerhalb eines einigermassen seriösen Zeitraumes (etwa 10 Tagen) eine markante Änderung des Wetterregimes über Europa anbahnt.

Das Ensemble zeigt Temperatur und Niederschlag in Zürich auf etwa 1500 Metern bis Ende November. Jede Linie stellt eine Berechnung dar. Je näher die Linien zusammenliegen, desto sicherer ist die Prognose. Die rote Linie ist das Klimamittel, die weisse Linie das Mittel aller Berechnungen. Die Grafik lässt den Schluss zu, dass eine Umstellung auf tiefdruckgeprägtes Wetter und spätestens um den 20. November ein Temperatursturz erfolgen wird.

Bis zum Wochenende dehnt sich nochmals ein Hochdruckgebiet bis zur Schweiz aus. Die Temperaturen werden dadurch vor allem in den Bergen wieder deutlich ansteigen. Gleichzeitig formiert sich aber über dem Nordatlantik – der Wetterküche Europas – ein mächtiges Tiefdruckgebiet. Die Westwindzone über dem Atlantik nimmt Fahrt auf.

Am Sonntag dreht die Strömung über der Schweiz dadurch zunächst auf Richtung Südwest. Die herangeführte Luft ist für die Jahreszeit mild. Über den Alpen kommt Föhn auf.

Unsicherheiten in den Wettermodellen

Was danach passieren wird, ist im Detail noch unsicher und wird in den Modellen unterschiedlich dargestellt.

Gemäss dem amerikanischen Wettermodell GFS knallt auf Montag eine Kaltfront mit Wucht aus Nordwesten gegen die Alpen. Gemäss diesem Szenario wäre im Flachland mit Sturmwinden und in den mittleren und höheren Berglagen mit sehr viel Neuschnee zu rechnen. Hinter der Front käme es vorübergehend zu einer deutlichen Abkühlung, bevor dann das nächste Sturmtief heranrauscht.

Andere Modelle wie das europäische ECMWF sind hingegen «zurückhaltender». Sie lassen die kalte Höhenluft verzögert zum Alpenraum vorstossen, und die einfliessenden Luftmassen wären zumindest in der ersten Wochenhälfte noch milder. Die Kaltfront würde die Schweiz demnach erst zur Wochenmitte hin überqueren.

Zwei Modelle, zwei Varianten für Montagmorgen: Links das «kältere» Modell GFS, rechts das Modell ECMWF mit deutlich milderen Temperaturen über dem Alpenraum. Beide Modelle zeigen aber tiefdruckgeprägtes Wetter über Europa.

Einigkeit herrscht in der Modellwelt dahingehend, dass die kommende Woche von turbulentem, nassem und teils sogar stürmischem Wetter geprägt sein wird. Durchaus passend fasst dies der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seiner synoptischen Übersicht zum Thema zusammen: «Die erweiterte Mittelfrist scheint nach jetzigem Stand einen wechselhaften und frühwinterlichen Charakter zu haben.» Der Teufel steckt aber wie immer im Detail – vor allem was die Schneefallgrenze angeht.

Freuen können sich zumindest die Betreiber der Wintersportgebiete in den Bergen. Dass in den Alpen eine ordentliche Ladung Neuschnee zusammenkommen wird, ist nämlich ziemlich sicher.

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