Prognose für die SchweizDas Wetter steht still. Jetzt kommt Dauernebel – und danach der Winter?
Oben blau, unten grau und kein Lüftchen: In der Wetterküche herrscht kaum Bewegung. Das könnte zum Türöffner für den Winter werden.
- Das Wetter in Mitteleuropa bleibt dank eines stabilen Hochdruckgebiets unverändert.
- Nebel und Hochnebel sind im Flachland häufig.
- In den Bergen herrscht mildes und sonniges Wetter, ideal für Wanderungen.
- Eine Inversionslage lässt eine Kaltluftschicht im Mittelland entstehen.
Wer eine Wetter-App auf dem Handy installiert hat, dürfte es bemerkt haben. Bis zum Ende des Prognosezeitraums, was in der Regel zehn Tage sind, tauchen derzeit stets dieselben Wettersymbole auf: ein Mix aus Sonne und grauen Wolken. Auch die Temperaturen machen keine grossen Sprünge. Sie bewegen sich im Flachland zwischen 12 und 15 Grad.
Für einmal bilden die automatisierten Apps, deren Prognosegüte bei dynamischen Wetterlagen oft stark zu wünschen übrig lässt, damit die Realität treffend ab. In der Wetterküche passiert momentan nämlich fast gar nichts. Ein Tag ist wie der andere. Nach kühlen (aber nicht kalten) Nächten wabert im Verlauf des Morgens Nebel oder Hochnebel übers Land. Dieser löst sich dann um die Mittagszeit gebietsweise auf, kann sich aber vor allem entlang von Seen und Flüssen auch hartnäckiger halten. Unter dem Nebel ist es kühl. In den Bergen herrscht hingegen für die Jahreszeit sehr mildes und sonniges Wetter, ideal für Herbstwanderungen.
Verantwortlich für dieses «Copy/paste»-Wetter ist das grossräumige Strömungsmuster über Mitteleuropa. Dieses ist seit etwa Mitte Oktober wie festgefahren. Das Wettergeschehen wird von Hochdruckgebieten dominiert.
Überschwemmungen in Spanien
Vom Atlantik her kommende Tiefdruckgebiete, die Wind, Regen oder Schnee bringen könnten, verlaufen entweder auf weit nördlichen Zugbahnen (meist via Schottland und Skandinavien), oder sie werden über die Biskaya in den Mittelmeerraum abgelenkt. Ein solches, nach Süden «abgetropftes» Tiefdruckgebiet brachte Teilen Spaniens in dieser Woche intensive Regenfälle. Gebietsweise kam es zu Überschwemmungen.
So wie es derzeit aussieht, wird sich an dieser Konstellation bis auf weiteres nicht viel ändern. Im Gegenteil: Der Hochdruckeinfluss über dem Alpenraum wird sich sogar noch verstärken. Das mächtige Hoch verlagert sein Zentrum in den kommenden Tagen nämlich sukzessive von Frankreich Richtung Schweiz.
Am Wochenende, vor allem am Samstag, fliesst aus Nordwesten vorübergehend etwas kühlere Luft ein. Grund: Wir werden von einem Kaltluftvorstoss gestreift, der aber in erster Linie Skandinavien und Osteuropa betreffen wird.
Über 1500 Meter Höhe gibt es goldenes Herbstwetter
Dahinter breitet sich sofort wieder das Hochdruckgebiet aus. Am Dienstag wird das Zentrum dieses Hochs voraussichtlich direkt über der Schweiz zu liegen kommen. Es bildet sich eine omegaartige Struktur aus (angelehnt an das Symbol für den griechischen Buchstaben Omega). Dieses Druckgebilde – ein Hoch über Mitteleuropa, westlich und östlich flankiert und gestützt von Tiefdruckgebieten – gehört zu den hartnäckigsten überhaupt. Wenn sich ein Omega bildet, kann man normalerweise davon ausgehen, dass es nicht so schnell wieder weicht.
Zumindest für all jene, die in der kommenden Woche Wanderferien geplant haben, sind das gute Nachrichten: Das goldene Herbstwetter wird sich nämlich oberhalb von rund 1500 Metern nahtlos fortsetzen.
Für die Flachländer bedeutet das sich anbahnende Omega hingegen eher schlechte Nachrichten. Durch die Position im Bereich des Zentrums des Hochs wird es kaum Wind geben, in der Höhe wird es zudem sehr mild. Auf 2000 Metern dürfte das Thermometer immer noch rund 10 Grad anzeigen. Diese Faktoren begünstigen die Ausbildung einer Inversionslage über dem Mittelland.
Der Begriff Inversion stammt vom lateinischen «inversio» und bedeutet Umkehrung. Normalerweise sinkt die Temperatur mit zunehmender Höhe. Bei einer Inversionslage ist das Gegenteil der Fall.
Nebel im Flachland
Das liegt daran, dass bei ruhigen, windschwachen Hochdrucklagen die Luft in Bodennähe in den Nächten stark auskühlt. Weil kalte Luft schwerer ist als warme, bildet sich über dem Mittelland ein regelrechter See aus Kaltluft. Die vergleichsweise schwache Herbstsonne kann diesen See tagsüber nicht erwärmen und somit auch nicht «ausräumen». So entsteht ein physikalischer Sperrriegel in der Atmosphäre. Ein Austausch zwischen der kühlen bodennahen Luft und der wärmeren Luft darüber wird komplett unterbunden. Im Grenzbereich zwischen den beiden unterschiedlichen Luftmassen kommt es zu Kondensation – es bildet sich Hochnebel.
Anders als in den letzten Tagen, als sich die eher tief liegende Nebeldecke im Mittelland vielerorts im Verlauf des Tages auflöste, dürfte dies in der nächsten Woche kaum noch der Fall sein. «Wenn sie sich einmal gebildet haben, sind solche Hochnebeldecken zu dieser Jahreszeit oft sehr hartnäckig», sagt Thomas Kleiber, Meteorologe bei Meteo Schweiz. Eine wichtige Rolle spiele dabei neben Wetterlage und Windrichtung auch die immer weiter abnehmende Tageslänge.
Dass sich im Herbst und Winter über längere Zeit Perioden mit Nebel oder Hochnebel einstellen, ist nicht ungewöhnlich. In Zürich-Kloten, einer aufgrund der Topografie für Nebel prädestinierten Lage im Mittelland, ist im Oktober und November im langjährigen Durchschnitt jeweils mit 8 bis 9 Nebeltagen zu rechnen.
Es stellt sich die Frage: Was braucht es, um diese eingefahrene Hochdrucklage zu knacken?
Eine Möglichkeit wäre der Durchbruch der atlantischen Westwindzone. Ein durchrauschendes Tiefdruckgebiet würde die Inversionslage mit Wind und Regen vertreiben. Das wäre aber mit hoher Sicherheit mit einem Anstieg der Temperaturen und somit eher «unwinterlichem» Wetter verbunden, vor allem in tieferen Lagen.
Ein anderes Szenario, das in den Modellen immer wieder einmal auftaucht, wäre ein allmähliches Abwandern des Hochdruckblocks von Mitteleuropa hinaus Richtung Atlantik. Die Westwinddrift würde so regelrecht «abgewürgt». Dadurch würde der Weg frei für ein Einfliessen von kalter Polarluft vom Nordmeer Richtung Alpenraum. Je nach Positionierung des Hochs könnte sich auch eine östliche Strömung einstellen. Dann würde das mächtige Kaltluftreservoir angezapft, das sich über Russland formiert hat. In beiden Fällen wäre hierzulande ein mehr oder weniger intensiver Wintereinbruch die Folge.
Welches dieser Szenarien am Ende eintreten wird, ist unklar. Bis auf weiteres regiert das Omegahoch.
Fehler gefunden?Jetzt melden.