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Windiges Herbstwetter
Föhn, viel Regen und ein Sturm – jetzt wird das Wetter turbulent

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Zuerst ein Föhnsturm in den Alpen, dann ein Tag mit Dauerregen und schliesslich eine windige Kaltfront und Polarluft: So lässt sich der Wetterverlauf in der Schweiz zwischen Mittwoch und Samstag zusammenfassen.

In den nächsten Tagen kommt also Bewegung in die Wetterküche. Verantwortlich dafür sind – wie fast immer in unseren Breiten – atmosphärische Prozesse, die über dem Atlantik stattfinden. Dort hat sich eine sehr kräftige Höhenströmung etabliert. Dieser sogenannte Polar-Jetstream, ein Band mit sehr starken Winden (über 250 km/h) in einer Höhe von etwa zehn Kilometern, reichte am Dienstag von der Küste Neufundlands bis zur Biskaya.

Die Karte zeigt die Position des Jetstream (Höhen-Starkwindband) am Dienstagabend. Der Jet verläuft von Neufundland bis nach Spanien.

Entlang dieses Bandes verläuft die Trennlinie zwischen warm-feuchter Luft aus den Subtropen und kühlerer Luft vom Polarkreis. Es treffen also sehr gegensätzliche Luftmassen aufeinander. Vor allem im Winterhalbjahr ist diese Mischzone die Geburtsstätte von Stürmen.

Für die Schweiz gefährlich werden kann es dann, wenn der Jetstream vom Atlantik aus mehr oder weniger «gerade» auf Nord- oder Mitteleuropa zielt. Am Südrand des Starkwindbandes bilden sich nämlich oftmals Randtiefs – sogenannte Schnellläufer. Diese ziehen rasch von West nach Ost und können sich dabei in kurzer Zeit enorm verstärken. Der prominenteste Vertreter dieser Art war das Orkantief Lothar, das am 26. Dezember 1999 in der Schweiz selbst im Flachland Böen von über 150 km/h hervorbrachte und enorme Schäden anrichtete.

Etwas Vergleichbares ist diese Woche allerdings nicht zu befürchten. Das hat mit der Positionierung und der Stärke des Jetstream zu tun.

Am Mittwoch ergiesst sich ein Schwall Polarluft von Island zu den Britischen Inseln. Es bildet sich ein Höhentief, das weit nach Süden in den Mittelmeerraum ausgreift. Der Jetstream krümmt sich in der Folge um dieses Druckgebilde herum. Die Zone mit den stärksten Höhenwinden verläuft am Donnerstag etwa von Nordspanien über Frankreich bis ins Baltikum. Diese stark von Südwest nach Nordost ausgerichtete Position des Jets ist eher ungünstig für die Bildung von Schnellläufern, die das Schweizer Mittelland heimsuchen könnten.

Vergleich der Lage und Stärke des Jetstream über Mitteleuropa beim Orkan Lothar im Dezember 1999 (rechts) und am kommenden Donnerstag. Bei Lothar war der Jet deutlich stärker und direkt auf Mitteleuropa ausgerichtet.

Allerdings entwickelt sich durch die kräftige südwestliche Höhenströmung ein anderes, mit der Topografie verbundenes Windphänomen. Zwischen der Alpensüdseite und der Alpennordseite baut sich ein Druckunterschied von etwa 10 Hektopascal auf. Die Folge: Am Mittwoch setzt in den Alpentälern kräftiger Föhn ein. «Wir erwarten in den klassischen Föhnregionen Böen bis gegen 100 km/h», sagt dazu Daniel Murer, Meteorologe von Meteo Schweiz.

Auch auf den Jurahöhen dürfte der Wind Spitzen um 100 km/h erreichen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen Föhneffekt. Vielmehr machen sich die südwestlichen Höhenwinde über dem Jura wesentlich stärker bemerkbar, als es im Flachland der Fall ist.

Viel Regen am Donnerstag

Im Flachland eher problematisch werden könnte hingegen der Regen. Auch das hat mit der Grosswetterlage zu tun. Das mächtige Höhentief über den Britischen Inseln kommt nämlich nur sehr langsam nach Osten voran. Auf seiner Vorderseite schaufelt es am Donnerstag feuchte und relativ milde Meeresluft vor sich her. Das Frontensystem des Tiefs liegt weitgehend parallel zur Höhenströmung. Dadurch kommt es kaum vom Fleck. In der Meteorologie ist in solchen Fällen von einer schleifenden Front die Rede.

Die Schweiz verbleibt aufgrund dieser Konstellation am Donnerstag während längerer Zeit im Bereich einer Luftmassengrenze. Das führt zu intensiven Niederschlägen auf der Alpennordseite. Meteo Schweiz erwartet innerhalb von 24 Stunden zwischen Genf, Bern, Basel und Zürich rund 40 bis 80 Liter pro Quadratmeter. Noch höhere Mengen sind im Grenzgebiet zwischen Frankreich und dem Wallis und auf der Alpensüdseite möglich.

Die Karte zeigt den akkumulierten Niederschlag über Europa bis Freitagmorgen. Auffällig ist das breite Band mit hohen Regenmengen, das sich von Spanien bis zum Alpenraum zieht. Massgeblich verantwortlich dafür ist die schleifende Kaltfront des Höhentiefs.

Es bestehen noch Unsicherheiten, was Intensität und räumliche Verteilung dieser Niederschläge angeht. Meteo Schweiz hat aber dennoch bereits eine Unwettervorwarnung für die besagten Gebiete herausgegeben.

Am Freitag auch im Flachland stürmisch

Am Freitag überquert dann voraussichtlich die Kaltfront des Höhentiefs die Schweiz. Die feucht-milden Luftmassen werden ausgeräumt, es fliesst kältere und trockenere Luft nach. Das führt zwar zu einer Beruhigung, was den Regen angeht – allerdings zieht dann dafür der Wind auch im Flachland an.

Meteorologe Daniel Murer erwartet verbreitet Böen bis gegen 80 km/h. Das hat damit zu tun, dass die Atmosphäre mit dem Einfliessen der kälteren Luft labiler (durchlässiger) wird. Dadurch können die kräftigen Winde aus den höheren Luftschichten besser bis zum Boden heruntergemischt werden. Grössere Schäden sind bei derartigen Windgeschwindigkeiten aber nicht zu erwarten.

Am Samstag schwenkt schliesslich die Achse des Höhentiefs über die Schweiz. Die Windrichtung dreht von Südwest auf Nordwest. Es stellt sich kühles (maximal 15 Grad) und schaueranfälliges Herbstwetter ein. Die Schneefallgrenze sinkt auf etwa 1500 Meter – das bedeutet wieder Neuschnee in den Alpen.

Die Grafik zeigt das Durchschwenken des Höhentiefs zwischen Mittwochmittag und Samstagmittag. Die Linien markieren die Druckverhältnisse in etwa 5,5 Kilometer Höhe, die Farben die Temperatur in 1,5 Kilometer.
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