Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Mamablog: Learnings eines Kinobesuchs
Weshalb Kultfiguren aus den 90ern keine Vorbilder mehr sind

Verschuldet, versifft und jähzornig: Til Schweiger als Bertie in «Manta Manta – Zwoter Teil».
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Kürzlich erlebte ich mein persönliches Kinorevival. Und auch wenn es auf Anhieb nicht so scheint, passt das Thema durchaus zum Mamablog. Denn besagter Kinobesuch war der erste seiner Art seit Beginn meiner Mutterschaft vor drei Jahren. Wenn man die coronabedingten Lockdowns zuvor mit einrechnet, dauerte die cinemaesque Durststrecke sogar noch einiges länger. Mit dem Kinorevival ging ein 90’s-Revival einher. Und ja, ich habe etwas getan, was ich nach den jüngsten Erkenntnissen, die sich genau einen Tag nach meinem Kinobesuch offenbart haben, kaum noch tun würde – ich habe mir «Manta Manta – Zwoter Teil» angesehen. Wofür ich mich mittlerweile etwas schäme.

Laute Motoren und alte Bekannte

Natürlich war mir klar, dass der Film inhaltlich ausser lauter Motoren und alter Bekannten nicht allzu viel hergeben würde. Dennoch erhoffte sich mein nostalgisches Ich eine Auferstehung des 90’s-Kultes. Zwei Stunden zurück ins damals, in die unbeschwerte Teeniezeit fernab von Verantwortung – weder für andere noch für die Umwelt oder sich selbst. Das war der Plan. Leider zerplatzte diese Illusion innert weniger Minuten aufgrund der zur Schau getragenen Niveaulosigkeit. Und hierfür hatte ich tatsächlich bereits vor zwei Wochen einen Babysitter organisiert, ein Kino mit 17-Uhr-Vorstellung ausfindig gemacht und auch noch Geld ausgegeben. Obwohl es hin und wieder guttut, den Mamialltag hinter sich zu lassen und an nichts denken zu müssen, sollte man dabei nicht gerade verblöden.

Ausser Til Schweiger und Co. kann sich heute kaum jemand mehr vorstellen, drinnen zu rauchen, Trash-Trance zu hören oder einen Manta zu fahren.

Gezeichnet vom besagten Kinoerlebnis bin ich nicht sicher, ob ich meinem Sohn überhaupt jemals von den 90ern erzählen soll. Wem die nötige Portion Nostalgie fehlt, wird sich fragen, wie um Himmels Willen wir diese Zeit nur überlebt haben. Ausser Til Schweiger und Co. kann sich heute kaum jemand mehr vorstellen, drinnen zu rauchen, Trash-Trance zu hören oder einen Manta zu fahren. Die Zeit lässt sich nun einmal nicht zurückdrehen – und das ist gut so. Kultfiguren von damals sollten besser in der Vergangenheit bleiben. Denn sie funktionieren heutzutage nicht mehr. Zudem fehlt es ihnen offensichtlich häufig an der nötigen Prise Vorbildcharakter.

Alkoholbedingter Jähzorn kriegen meist die Nächsten ab

Unabhängig der im Raum stehenden Vorwürfe gegen Schweiger, der ja nicht erst seit gestern immer mal wieder als lallendes Grossmaul Schlagzeilen machte, muss man sich schon fragen, weshalb im Film der verschuldete, versiffte und zu Gewaltausbrüchen neigende Vater, der seinen Sohn hängen und seine Tochter an Motoren schrauben lässt, zum Helden wird. Wie war das nochmals mit der elterlichen Fürsorge? Hat die Hauptfigur, die ihren Charme und Humor in den 90-ern vergessen hat, doch etwas Autobiografisches? Wenn dem so ist, dann litten in den vergangenen Jahrzehnten vermutlich auch Schweigers Kinder. Denn alkoholbedingter Jähzorn beschränkt sich selten nur auf den Arbeitsplatz. Im Gegenteil, oft sind es die Nächsten, die davon am stärksten betroffen sind und die unangenehmen Konsequenzen schlucken müssen. Aber das ist ein Thema für einen anderen Blog.

Keine Frage, die perfekte Eltern gibt es nicht. Auch ich hadere gerade häufig mit den Herausforderungen einer alleinerziehenden Mutter. Ich fühle mich dabei oft mehr «allein» als «erziehend». Manchmal fehlt mir für letzteres schlicht die Energie, sodass mein Sohn vermutlich etwas zu oft seinen Willen durchsetzt. Aber ich arbeite daran. Ausserdem versuche ich, ihm ein respektvolles Miteinander vorzuleben, bei dem man sich weder beschimpft geschweige denn haut. Und klar, um hierzu überhaupt in der Lage zu sein, braucht es hin und wieder Auszeiten. Ich halte es für wichtig, dabei ehrlich zu sich selbst zu sein und auch mal zwei Stunden lang nichts zu tun, wenn man das Bedürfnis danach hat. Mit anderen Worten: Die «Me-Time» konstruktiver nutzen als ich es an besagtem Kino-Abend tat. Wohin uns die Romantisierung der Vergangenheit führen kann, haben wir nun ja gesehen.