AboSchweizerin in Geiselhaft von Lukaschenko«Werde ich noch ein weiteres Jahr gefangen sein?»
Seit zwölf Monaten sitzt Natallia Hersche in einem weissrussischen Gefängnis. Nach langer Stille schickt sie erstmals wieder einen Brief – den wir exklusiv veröffentlichen.
Plötzlich unterbricht Gennady Kasjan den Chat, den wir über den Internetkanal Telegram führen. Ein Brief sei gekommen, schreibt er wenig später: «Er ist von Natallia!» Kasjan lebt in der Nähe der weissrussischen Hauptstadt Minsk. Er ist der ältere Bruder von Natallia Hersche, jener Schweizerin mit weissrussischen Wurzeln, die seit einem Jahr im Gefängnis der Stadt Gomel sitzt. Ihr Vergehen: Sie hatte am 19. September 2020 an einer Demonstration gegen die Wahlfälschung des Diktators Alexander Lukaschenko in Minsk teilgenommen und einem Polizisten die Sturmhaube vom Gesicht gerissen. Die Strafe: zweieinhalb Jahre Haft.