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Harris vs. Pence: Vize-Duell im Ticker
«Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich» – Eine echte Debatte und ihr heimlicher Star

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Vergleich zum TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden unterbrachen sich Kamala Harris und Mike Pence kaum.
  • Kamala Harris hat das Coronavirus zu einem zentralen Thema gemacht.
  • Mike Pence fiel damit auf, dass er mehrfach die Fragen ignorierte und stattdessen die Botschaften platzierte, die er unterbringen wollte.
  • Heimlicher Star der Debatte war aber eine Fliege.

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Die Zusammenfassung der Debatte

In der einzigen TV-Debatte der Vize-Kandidaten vor der US-Präsidentenwahl hat Kandidatin Kamala Harris das Coronavirus zu einem zentralen Thema gemacht. «Das amerikanische Volk ist Zeuge des grössten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden», sagte Harris am Mittwoch in Salt Lake City auf einer Bühne mit Vizepräsident Mike Pence. «Das amerikanische Volks hat Opfer bringen müssen wegen der Inkompetenz dieser Regierung.» Pence konterte mit dem oft auch von Donald Trump vorgebrachten Argument, dass Massnahmen seiner Regierung hunderttausende Menschenleben gerettet hätten.

Die Debatte verlief viel geordneter als das Duell von Trump und Herausforderer Joe Biden, das eine Woche zuvor im Chaos versunken war. Der Auslöser dafür war vor allem, dass Trump immer wieder Biden ins Wort fiel. Die Vize-Kandidaten unterbrachen einander kaum – auch weil Harris zwei Anläufe von Pence mit einem resoluten «Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich» unterband. Dafür überzog Pence immer wieder die ihm zugeteilte Zeit. Er liess sich auch von der Moderatorin – der Journalistin Susan Page von der Zeitung «USA Today» – nicht stoppen und redete einfach weiter.

Pence fiel auch damit auf, dass er mehrfach einfach die Fragen ignorierte und stattdessen die Botschaften platzierte, die er unterbringen wollte. So redete er bei einer Frage nach der Position zu Abtreibungen zunächst einmal darüber weiter, wie die Trump-Regierung Irans Top-General Ghassem Soleimani mit einem Raketenangriff getötet hatte.

Beide Kandidaten wichen der Frage aus, wie ihre Absprachen mit den jeweiligen Präsidentschaftsanwärtern für eine Machtübergabe sind. Es ist ein wichtiger Punkt: Trump ist 74 Jahre alt und an Covid-19 erkrankt, Biden ist 77. Jeder der beiden wäre bei Amtsantritt im Januar 2021 der älteste Präsident in der US-Geschichte. Moderatorin Page hakte nicht nach.

Genauso wenig beantwortete Harris die von Pence gestellte Frage, ob Biden und die Demokraten im Falle ihres Wahlsiegs und der Rückeroberung der Mehrheit im Senat das Oberste Gericht vergrössern würden. Die Republikaner versuchen gerade, die Juristin Amy Coney Barrett in das höchste US-Gericht zu bringen. Sie würde eine konservative Mehrheit im Gericht zementieren. Pence ging nicht darauf ein, ob Trump und er eine Wahlniederlage akzeptieren würden. «Ich denke, wir werden diese Wahl gewinnen», sagte der Vizepräsident. Trump liegt in landesweiten Umfragen deutlich hinter Biden zurück.

Harris betonte, dass Biden als Präsident die Steuerreform von Trump rückgängig machen würde. Pence erklärte daraufhin, dass dies Steuererhöhungen für die Wähler bedeuten würde. Harris versicherte: «Joe Biden wird für niemanden die Steuern erhöhen, der weniger als 400 000 Dollar im Jahr verdient.» Harris sagte auch, dass eine Biden-Regierung «mit Stolz» wieder dem Pariser Klimaschutz-Abkommen beitreten würde.

Pence wich unterdessen der direkten Frage aus, ob er den Klimawandel für eine existenzielle Bedrohung halte. «Das Klima ändert sich, wir werden der Wissenschaft folgen», sagte er. Harris bezeichnete den Klimawandel als «eine existenzielle Bedrohung für uns als Menschen».

Pence griff mehrfach die politische Vergangenheit von Joe Biden als Vizepräsident von Barack Obama und US-Senator an. Unter anderem hielt er ihm vor, dass Jobs an China verloren gegangen seien und dass die Gesundheitsreform von Obama versagt habe.

Und dann war da noch eine andere Geschichte : Eine schwarze Fliege auf dem silbernen Haar von US-Vizepräsident Mike Pence stahl den Vizekandidaten bei ihrer TV-Debatte kurzzeitig die Show. «Die Fliege, die ganze zwei Minuten lang auf dem Kopf von Pence sass, ist vielleicht der Teil des Abends, an den man sich am besten erinnern wird», schrieb der Journalist Nate Silver von der Webseite FiveThirtyEight.

Harris (55) und Pence (61) bestritten ihr rund 90-minütiges Duell auf etwa 3,7 Metern Distanz zueinander und zusätzlich getrennt von Plexiglasscheiben. Für die wenigen Zuschauer der Debatte vor Ort galt eine Maskenpflicht.

SDA

Das Duell in voller Länge im Video

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Die besten Zitate

«Das amerikanische Volk ist Zeuge des grössten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden.»

(Harris kritisierte, wie die Trump-Regierung mit den Folgen der Corona-Pandemie umgegangen ist)

«Er hat unsere Freunde verraten und sich mit Diktatoren auf der ganzen Welt verbündet.»

(Harris zur Aussenpolitik der Regierung von Präsident Donald Trump)

«Sie ist eine Ausrutscher-Maschine»

(Trump twitterte über Harris und Pence während des laufenden TV-Duells)

«Ich denke, wir werden diese Wahl gewinnen.»

(Pence wich der Frage aus, ob es eine friedliche Amtsübergabe im Falle einer Wahlniederlage geben wird.)

«Wir werden gewinnen. Und wir werden niemandem erlauben, unsere Demokratie zu untergraben.»

(Die Antwort von Harris auf die Frage der Moderatorin)

«Joe Biden wird ihre Steuern am ersten Tag erhöhen.»

«Joe Biden wird für niemanden die Steuern erhöhen, der weniger als 400 000 Dollar (340 000 Euro) im Jahr verdient.»

(Die Antwort von Harris auf den Vorwurf von Pence, dass Biden Steuern sofort erhöhen wolle)

SDA

«Lügendes Monster»: So äussert sich Trump

US-Präsident Donald Trump hat die Vize-Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, nach ihrem TV-Duell mit Vizepräsident Mike Pence als lügendes «Monster» verunglimpft.

«Alles, was sie gesagt hat, war eine Lüge», behauptete Trump am Donnerstag in einem Telefon-Interview mit dem Fernsehsender Fox Business. Trump bezeichnete die Senatorin aus Kalifornien zwei Mal als «dieses Monster». Pence habe das Duell am Mittwochabend (Ortszeit) überzeugend gewonnen.

Auch seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden (77) beschimpfte Trump erneut: Der Demokrat könnte höchstens zwei Monate lang im Weissen Haus regieren, weil «er mental nicht im Stande dazu ist, Präsident zu sein». Trump (74) hat Bidens geistige Fitness schon häufiger in Frage gestellt. Trump bewirbt sich bei der Präsidentenwahl am 3. November um eine zweite Amtszeit.

Joe Biden äussert sich

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Die Debatte ist beendet

Moderatorin Susan Page beendet die Debatte und wünscht Donald Trump gute Genesung. Das nächste TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden soll am 15. Oktober im Miami stattfinden.

Die Schlussworte

Auch Republikaner unterstützten die Kampagne von Joe Biden, sagt Kamala Harris. Sie fordert alle Amerikanerinnen und Amerikanern auf, wählen zu gehen. Mike Pence sagt, die Wähler würden Trump für seine guten Taten in den vergangenen vier Jahren mit der Wiederwahl belohnen.

Fliege auf Kopf von Pence stiehlt Vizekandidaten bei Debatte die Show

Eine schwarze Fliege auf dem silbernen Haar von US-Vizepräsident Mike Pence stiehlt den Vizekandidaten bei ihrer TV-Debatte kurzzeitig die Show gestohlen. «Die Fliege, die ganze zwei Minuten lang auf dem Kopf von Pence sass, ist vielleicht der Teil des Abends, an den man sich am besten erinnern wird», schreibt der Journalist Nate Silver von der Webseite FiveThirtyEight. Beide lassen sich von der Fliege nicht aus dem Konzept bringen.

Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, instrumentalisiert die Fliege umgehend für seinen und Harris› Wahlkampf. Er verbreitet auf Twitter einen Link zu einer Webseite mit der Adresse flywillvote.com (auf Deutsch in etwa: Fliege wird wählen), die zur Seite iwillvote.com weiterleitet (Ich werde wählen). Dort werden Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgefordert. Biden verbreitet auch ein Bild von sich mit einer Fliegenklatsche, in der Unterstützer um eine Spende in Höhe von fünf Dollar gebeten werden.

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Kamala Harris fordert Reform der Polizei

Kamala Harris fordert eine Reform der Polizei und des Justizwesens in den USA. Es brauche ein nationales Register für Beamten, die das Gesetz verletzen. Private Gefängnisse müssten abgeschafft werden. Harris sagt zudem, Trump habe gegen Mexikaner gehetzt und Neonazis hofiert. Pence sagt, es gäbe keinen strukturellen Rassismus in den USA.

Donald Trump äussert sich auf Twitter

US-Präsident Donald Trump hat die Vizekandidatin der US-Demokraten, Kamala Harris, bei ihrer TV-Debatte mit Vizepräsident Mike Pence per Twitter kritisiert. «Sie ist eine Ausrutscher-Maschine», schrieb Trump.

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Die Beziehung zu China

Moderatorin Susan Page befragt Kamala Harris und Mike Pence zur Beziehung zwischen den USA und China. Mike Pence sagt, Donald Trump habe die Beziehung mit China verbessert, während Joe Biden ein Cheerleader der Chinesen sei. Kamala Harris sagt, die Trump-Regierung sei dafür verantwortlich, dass Amerika seine Position in den Verhandlungen mit China verloren habe. Trump habe alle Errungenschaften der Obama-Regierung rückgängig gemacht. Viele Jobs seien durch den Handelskrieg mit China verloren gegangen.

Diskussion um den Klimawandel

Das Klima wandle sich, sagt Mike Pence, doch es brauche keinen «Green New Deal». Trump höre stets auf die Wissenschaft, während Biden Arbeitsplätze vernichten wolle. Kamala Harris wiederholt, Joe Biden werde Fracking nicht abschaffen und die Steuern für Menschen mit tiefem Einkommen nicht erhöhen. Mike Pence bestreitet dies.

Pence verteidigt Trumps Wirtschaftspolitik

Der dritte Diskussions-Abschnitt dreht sich um die Wirtschaft. Kamala Harris sagt, Joe Biden werde die Wirtschaft daran messen, wie es der Bevölkerung gehe, während Trump sich nur um die Reichen kümmere. Joe Biden werde in erneuerbare Energien investieren und sich für Universitäten ohne Gebühren einsetzen. Mike Pence erwidert, dass die USA vor Trumps Präsidentschaft eine schlimme Wirtschaftskrise erlitten habe. Trump habe die Steuern gesenkt und so die Einkommen der Familien erhöht. Der «Green New Deal», den Biden plane, werde Fracking verbieten, was den Verlust von vielen Arbeitsplätzen bedeute.

Harris kritisiert mangelnde Transparenz

Kamala Harris sagt, Joe Biden habe sie als «running mate» ausgewählt, weil beide ein gemeinsames Ziel hätten: Die Bevölkerung der USA wiedervereinigen. Donald Trump wolle immer alles überspielen, während Joe Biden sehr transparent sei. Mike Pence sagt, er sei zutiefst betroffen gewesen, als er von Donald Trumps Corona-Erkrankung hörte. Im Spital sei der Präsident bestens aufgehoben.

Kamala Harris kritisiert Trumps Corona-Politik

Kamala Harris und Mike Pence fallen sich gegenseitig ins Wort. Die Moderatorin fragt Mike Pence, wie er dafür sorgen könne, dass die Amerikaner die Corona-Massnahmen ernst nehmen, wenn dies nicht mal im Weissen Haus funktioniere. Pence sagt, er habe grosses Vertrauen in das amerikanische Volk und wolle auch die Freiheit achten. Harris sagt, die Leute hätten ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Die aktuelle Regierung habe Informationen zurückgehalten und sei unfähig.

Die Debatte beginnt.

Corona dominiert die Debatte

Kamala Harris kritisiert Donald Trumps Umgang mit Corona. Der aktuelle Präsident habe immer wieder seine Meinung geändert und Unsicherheit in den Vereinigten Staaten gestiftet. Joe Biden sei der perfekte Mann, um die Pandemie in den USA in den Griff zu bekommen. Mike Pence erwidert, Donald Trump habe die Gesundheit von Beginn an priorisiert.

Die Debatte beginnt

Moderatorin Susan Page erinnert daran, dass Donald und Melania Trump immer noch in Behandlung wegen Corona sind und erläutert die speziellen Regeln. Die Fragen seien den Kandidaten unbekannt. Jeder dürfe zwei Minuten antworten, danach öffne sich die Diskussion. Susan Page fordert eine zivilisierte Debatte und startet mit der ersten Frage.

Bald beginnt die Debatte

Gegen 3 Uhr (Schweizer Zeit) startet in Salt Lake City die Debatte zwischen Mike Pence und Kamala Harris. Moderiert wird sie von Susan Page, der Chefin des Washingtoner Büros der Zeitung «USA Today». Die Debatte wird in neun thematische Abschnitte mit jeweils zehn Minuten unterteilt. Während Präsident Donald Trump und Joe Biden dreimal debattieren, treffen Kamala Harris und Mike Pence nur einmal aufeinander. Wegen der Corona-Erkrankung von Donald Trump wurde der Abstand zwischen den beiden Rednerpulten verdoppelt und Plexiglasscheiben hochgezogen. Die Pandemie dürfte den Inhalt der Diskussion prägen.

Die Rednerpulte für die Debatte werden vorbereitet.

Die Ausgangslage

Von Alan Cassidy aus Washington

In einem anderen Jahr, unter anderen Umständen wäre das Treffen zwischen Mike Pence und Kamala Harris ein Duell der B-Liga. Eine Randnotiz in einem langen Wahlkampf um das Weisse Haus, die von vielen Amerikanern kaum beachtet würde. Ein Ereignis, das nach der Einschätzung aller politischen Kommentatoren noch nie eine Wahl entschieden hat.

Nun aber, inmitten der Corona-Krise, hat die TV-Debatte (von 3 Uhr bis 4:30 Uhr in der Nacht auf Mittwoch, wir berichten live im Ticker) zwischen den beiden Kandidaten für die Vizepräsidentschaft eine neue Bedeutung erhalten. Donald Trump (74) ist bereits an Covid-19 erkrankt, und auch wenn der US-Präsident inzwischen aus dem Spital entlassen wurde, bleiben viele Fragen nach seiner Gesundheit offen. Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden (77) hat sich zwar bisher nicht mit dem Virus angesteckt. Aber falls es doch noch passiert? Sieht plötzlich alles anders aus.

Plexiglas zwischen den Rednern

Wenn also Mike Pence und Kamala Harris am Mittwochabend in Salt Lake City auf die Bühne treten, wird bei vielen Zuschauern zu Hause der Gedanken mitschwingen: Einer dieser beiden Politiker könnte der nächste Präsident sein – und das womöglich schon früher als gedacht. Zwischen Pence und Harris wird eine Plexiglaswand stehen. Der Abstand zwischen den Rednerpulten wurde verdoppelt. Und die Pandemie dürfte auch den Inhalt der Debatte prägen.

Die meisten Amerikaner wissen dabei mehr über Pence als über Harris. Sie kennen den amtierenden Vizepräsidenten als bis an die Schmerzgrenze loyalen Fürsprecher Trumps, der auch im Wahlkampf viel unterwegs ist. Pence versprüht kein Charisma, aber in konservativen Kreisen ist er beliebt, weil er Trumps Weissem Haus wenigstens «eine dünne Kruste an Establishment-Respektabilität» verleihe, wie die Zeitung «Guardian» jüngst kommentierte. In den vergangenen Monaten war er viel im Wahlkampf unterwegs. In Washington gilt als ausgemacht, dass Pence 2024 selbst für die Präsidentschaft antreten wird.

Harris war dagegen seit dem Parteitag der Demokraten Mitte August, bei dem sie zur ersten schwarzen Vizekandidatin der Geschichte erkoren wurde, in der Öffentlichkeit wenig präsent. Die Wahlkampfauftritte der Senatorin beschränkten sich zumeist auf virtuelle Schaltungen mit Anhängern und auf Corona-konforme Besuche kleinerer Veranstaltungen, bei denen selbst die Zahl der berichtenden Journalisten stark beschränkt ist.

Viele dieser Auftritte richteten sich an Afroamerikaner und Latinos, jene Wähler also, von denen sich Bidens Wahlkampfteam erhofft, dass Harris sie an die Urne bringen kann. In den Medien fanden diese Auftritte allerdings kaum statt – und wenn, dann beschränkten sie sich auf Kommentare über Harris’ Chuck-Turnschuhe.

Mike Pence und die Corona-Krise

Umso grösser sind deshalb nun die Hoffnungen, welche die Demokraten auf das TV-Duell der Vizekandidaten setzen. Indem Harris zu einem Auftritt vor einem Millionenpublikum kommt, hat die Partei die Möglichkeit, ein anderes, frischeres Bild zu zeigen, als es Biden bei seinen Auftritten jeweils abgibt. Und es gibt den Demokraten auch die Gelegenheit, den Wählern zu signalisieren: Seht her, da wäre jemand, der das Land regieren könnte, falls Biden etwas zustossen sollte – oder er vorzeitig abtreten würde.

Harris gilt als rhetorisch geschickt. Sie war lange Jahre Staatsanwältin, im Senat machte sie sich einen Namen mit bohrenden Befragungen von Vertretern der Trump-Regierung. Der eher roboterhafte Pence werde es dagegen schwer haben, glauben viele Demokraten – besonders, wenn Harris die Debatte auf dessen Rolle in der Regierung lenke. Pence ist der Leiter der Corona-Taskforce im Weissen Haus. Er trägt damit eine Mitverantwortung für den Umgang der Administration mit der Pandemie, den eine Mehrheit der Amerikaner als gescheitert ansieht.

Am Vizepräsidenten perlt vieles ab

Allerdings ist Pence inzwischen nicht nur sehr geübt darin, alle möglichen Angriffe auf Trump und seine Regierung abzuwehren. Der frühere Radiomoderator weiss auch selbst recht gut, wie er eine Pointe landen kann. Pence werde bedächtig und glatt daherkommen, sagte ein demokratischer Berater dem Webmagazin «Politico»: «Aber aus seinem Mund werden wilde Trumpismen kommen.»

Was TV-Debatten angeht, hat Kamala Harris zuletzt mehr Erfahrungen gesammelt als Pence. Den besten Moment ihrer eigenen, ziemlich erfolglosen Kandidatur für die demokratische Präsidentschaft hatte sie, als sie vergangenes Jahr einen ihrer Parteikollegen auf der Bühne in den Senkel stellte. Bei diesem Parteikollegen handelte es sich ausgerechnet um Joe Biden. Er wird hoffen, dass ihr mit Pence etwas Ähnliches gelingt.

Weiblich, schwarz, angriffslustig – Wer ist Kamala Harris?

Der Vater aus Jamaika, die Mutter aus Indien: Mit der linksliberalen, aufstrebenden Kamala Harris als Vize-Kandidatin stellt Joe Biden die Weichen für den Wahlkampf – die 55-Jährige hat aber auch Kritiker in den eigenen Reihen. Zum Porträt.

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