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Machtübernahme in Afghanistan
Wer beim Tauziehen um die Zukunft des Flughafens in Kabul mitmischt

Ab Dienstag ist damit Schluss: Bisher hatten US- und Nato-Truppen die wichtigen Teile des Flughafens abgesichert.
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Wem gehört der Flughafen von Kabul – und wer wird ihn nach dem Abzug der US-Truppen kontrollieren? Diese Frage ist für die Taliban genauso wichtig wie für den Westen, der künftig weitere Menschen aus Afghanistan ausfliegen will. Entsprechend laufen hinter den Kulissen bereits intensive Verhandlungen, bei denen es verschiedene Akteure mit äusserst unterschiedlichen Zielen gibt.

Eines steht zumindest fest: Am Dienstag sollen die letzten US-Truppen abziehen, ab Mittwoch wird die Kontrolle über den Hamid-Karsai-Flughafen von den Taliban übernommen. Die radikalislamische Miliz ist nach eigenen Angaben bereits in einige vom US-Militär geräumte Bereiche des Flughafengeländes vorgedrungen.

Bisher hatten Nato-Truppen die wichtigen Teile des Flughafens abgesichert und so die Luftbrücke zum Ausfliegen von Ausländern und vor den Taliban fliehenden Afghanen ermöglicht. Doch am Dienstag ist damit Schluss: «Wir verlassen das Land am 31. August und ab diesem Zeitpunkt geben wir dem afghanischen Volk den Flughafen zurück», bekräftigte am Freitag der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price. Er beendete damit Spekulationen über einen möglichen weiteren Betrieb des Flughafens durch internationale Kräfte.

Noch stehen die Marines da: Geht es nach dem Plan von US-Präsident Biden, werden ab 1. September keine US-Truppen den Flughafen Kabul mehr schützen. 

Was nun ab Mittwoch konkret passiert, ist allerdings unklar: «Einen Flughafen zu betreiben, ist kein leichtes Geschäft», sagte Price. «Es ist wahrscheinlich unsinnig zu erwarten, dass es am 1. September einen normalen Flughafenbetrieb geben wird.»

US-Aussenminister: Zukunft des Flughafens bedeutend für die Taliban

US-Aussenminister Antony Blinken seinerseits hatte vor wenigen Tagen die Möglichkeit in den Raum gestellt, dass der Flughafen vorübergehend geschlossen werden könnte: Es habe «sehr aktive Bemühungen» von Ländern in der Region gegeben, um den Flughafen offen zu halten – «oder, falls erforderlich, ihn wiederzueröffnen, wenn er eine Zeit lang schliesst».

Der US-Aussenminister verwies darauf, dass die Zukunft des Flughafens bedeutend für die Taliban sei. Diese wollten sich nicht in der gleichen weltpolitisch isolierten Lage wie während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 wiederfinden. Ausserdem brauchen sie den Flughafen, damit die von ihnen erhoffte humanitäre Hilfe ins Land gebracht werden kann.

Aber auch für westliche Nationen bleibt der Flughafen in der afghanischen Hauptstadt immens wichtig. Sie wollen weiterhin ihre Staatsbürger sowie schutzbedürftige Afghanen ausfliegen, die nicht mittels der bis Dienstag bestehenden Luftbrücke evakuiert werden können.

Sie haben es geschafft: Afghanische Flüchtlinge erreichen mit einem Transportflugzeug der Bundeswehr die usbekische Hauptstadt Taschkent.

Bisher spielte die Nato für das Funktionieren des Flughafens eine grosse Rolle: Zivilpersonal des Militärbündnisses übernahm die Luftverkehrskontrolle, Treibstoffversorgung sowie die Kommunikation, während Soldaten aus der Türkei, den USA, Grossbritannien und Aserbaidschan für die Sicherheit zuständig waren.

Für eine Weile sah es so aus, als ob die Verantwortung für das Absichern des Geländes an die Türkei fallen würde. Die Hoffnung Ankaras und des Westens bestand darin, dass die Taliban ein kleines Soldaten-Kontingent aus der Türkei, die zugleich mehrheitlich muslimisch und Nato-Mitglied ist, akzeptieren könnten. Doch die Extremisten verkündeten mehrmals öffentlich, nach dem 31. August keinerlei ausländische militärische Präsenz mehr dulden zu wollen.

Türkei soll den operativen Betrieb übernehmen

Entsprechend begann die Türkei mit dem Abzug ihrer Soldaten. Doch Ankara und die Taliban verhandelten weiter. Nach Gesprächen am Freitag verkündete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dass nun ein anderer Vorschlag auf dem Tisch liege. Die radikalislamischen Kämpfer wollten selbst für die Sicherheit auf dem Flughafen sorgen – und Ankara solle den operativen Betrieb übernehmen.

«Wir werden eine Entscheidung treffen, sobald wieder Ruhe herrscht», kündigte Erdogan an. Nach dem verheerenden Anschlag am Donnerstag mit mehr als hundert Toten sei es dabei entscheidend zu wissen, wie genau der Flughafen abgesichert werden soll. Verhandlungen über das Betreiben des Airports gab es auch mit Katar und privaten Betreibern.

Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht. Und so ist völlig unklar, wie es ab Mittwoch auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt weitergeht.

AFP/step