Geldblog: Clean-Tech-AnlagenWer auf die Energiewende spekuliert, braucht einen langen Atem
Aktien aus dem Clean-Tech-Sektor haben zwar viel versprechende Aussichten, sind aber in vielen Fällen überbewertet.
Seit einiger Zeit habe ich im Depot Leonteq Traker-Zertifikat Migrosbank Clean Energy Index, sowie wenige Aktien von NEL ASA. In der Wirtschafts- und Börsen-Welt wird Clean Tech seit längerer Zeit gross propagiert – nachhaltig, grün, zukunftweisend, Wind- und Wasserstoff und Solar Energie, was für mich auch absolut überzeugend war, sonst hätte ich solches nicht im Depot. Nun seit einer Weile sinken all diese Papiere und Fonds ziemlich stark. Bin sehr erstaunt über diese negative Entwicklung? Was halten Sie davon? Leserfrage von J.J.
Mit dem Leonteq Traker-Zertifikat Migrosbank Clean Energy Index haben Sie die Möglichkeit, international breit diversifiziert in eine ganze Reihe von Clean-Tech-Firmen zu investieren. Das Produkt deckt sowohl Unternehmen aus der Wind- und Solarenergie, als auch Firmen aus dem Bereich Geothermie und Wasserkraft ab. Im Migrosbank Clean Energy Index sind unter anderem viele bekannte Unternehmen aus dem Clean-Tech-Sektor wie Siemens Energy, Vestas Wind Systems, Ballard Power Systems, Enel, First Solar oder Nel Asa vertreten.
Nel Asa, von der Sie offenbar zusätzlich auch noch Einzelaktien besitzen, ist ein spannendes Unternehmen aus Norwegen, welches an der Börse in Oslo gehandelt wird und Technologien für die Herstellung von Wasserstoff aus elektrischer Energie sowie dessen Speicherung und Verteilung entwickelt hat. Wenn Sie aber bereits das Leonteq Traker-Zertifikat Migrosbank Clean Energy Index im Depot haben, würde ich nicht auch noch Einzelaktien von Nel Asa halten, da Sie sonst ein Klumpenrisiko eingehen. Besser ist es, mit dem Traker-Zertifikat breit zu diversifizieren.
Gesamthaft umfasst der Migrosbank Clean Energy Index 25 Unternehmen, welche jeweils mit 4 Prozent gewichtet werden. Damit wird verhindert, dass man ein Klumpenrisiko eingeht, was ich gerade in aufstrebenden Sektoren wie dem Clean-Tech-Bereich als hoch riskant erachte. Aus meiner Sicht haben Sie es richtig gemacht, dass Sie nicht primär auf Einzelaktien gesetzt haben, sondern ein Instrument nutzen, welches eine breite Diversifikation ermöglicht. Damit können Sie auf den Megatrend saubere Energie setzen und im positiven Falle auch als Anleger finanziell von der aktuell laufenden Energiewende profitieren.
Das Instrument wird aktiv bewirtschaftet und weist eine Verwaltungsgebühr von 1 Prozent aus, was letztlich von Ihrer Rendite weggeht. Dafür haben Sie eine gute Gewähr, dass die im Index enthaltenen Unternehmen nicht nur kosmetisch auf die grüne Karte setzen, sondern sich auf die Energiewende fokussieren und effektiv substanzielle Umsätze im Bereich Clean Energy realisieren, was anhand von qualitativer und quantitativer Kriterien überprüft wird.
Anleger sind bei Wachstumsaktien, zu denen grösstenteils Technologiefirmen zählen, vorsichtiger geworden und vermehrt auf Distanz gegangen.
Nicht befreit sind Sie indes vom Anlagerisiko, wie Sie es derzeit zu spüren bekommen. Nach einem Höchst auf über 100 Franken noch im letzten Februar bewegt sich der Kurs des Produktes nur noch auf rund 80 Franken. Dies hat nichts damit zu tun, dass die im Index enthaltenen Firmen schlecht wären, sondern vielmehr mit der allgemeinen Börsenstimmung.
Im Migrosbank Clean Energy Index sind zu einem grossen Teil Wachstumsfirmen enthalten. Solche sind in der Regel auf viel Fremdkapital angewiesen. In den letzten Monaten hatte die US-Notenbank signalisiert, dass sie ihre ultralockere Geldpolitik langsam beenden wird und noch in diesem Jahr damit beginnt, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe zu reduzieren. Das bedeutet nicht, dass die Zinsen in den USA nun umgehend steigen. Diese werden noch tief bleiben – erst recht in Europa.
Dennoch war die grundsätzliche Neuausrichtung der Geldpolitik der US-Notenbank für die Anlegerinnen und Anleger ein wichtiges Signal. Sie sind bei Wachstumsaktien, zu denen grösstenteils Technologiefirmen zählen, vorsichtiger geworden und vermehrt auf Distanz gegangen. Der Risikoappetit nimmt ab und man investiert weniger locker in Firmen, die viel Fremdkapital benötigen beziehungsweise vielleicht interessante Zukunftsaussichten aufweisen, aber oftmals noch nicht mal Gewinne schreiben.
Unter dieser teilweisen Skepsis der Investoren gegenüber Wachstumsaktien leiden auch die Papiere aus dem Clean-Tech-Bereich. Dazu kommt, dass viele dieser Aktien deutlich überbewertet waren und zum Teil immer noch sind. Entsprechend ist es zu einer Bewertungskorrektur gekommen. Clean-Tech-Aktien wie sie im Migrosbank Clean Energy Index enthalten sind, haben aus meiner Sicht langfristig durchaus weiteres Potenzial. Aber kurzfristig müssen Sie sich eher auf weitere Korrekturen einstellen.
In solche Megatrends sollte man aus meiner Sicht nur investieren, wenn man wirklich einen langen Horizont von wenigstens acht bis zehn Jahren hat und erhöhte Risiken tragen kann. Es dürfte noch einige Zeit dauern, bis sich der Clean-Tech-Trend auch finanziell genügend auszahlt. Auch wenn die Energiewende in der Wirtschaft und der Gesellschaft grosse und nachhaltige Veränderungen bringen wird, wovon ich ausgehe, dürfen Sie nicht erwarten, mit diesem Megatrend schnelle Gewinne zu erzielen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.