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BMW iVision Dee
Wenn Realität und digitale Welt verschmelzen

Die Studie iVision Dee gibt einen Ausblick auf künftige BMW-Modelle.
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Schöne neue Welt. Da führt man ein spannendes Gespräch mit einem BMW-Entwickler und wird plötzlich unterbrochen – und zwar vom Auto, das danebensteht. Es will auch etwas zur Konversation beitragen, greift den Faden auf, gibt schlagfertige Antworten und neunmalkluge Sprüche zum Besten. Die Anwesenden amüsieren sich köstlich. Ja, ein sprechendes Auto, das dank künstlicher Intelligenz auf sein Umfeld reagiert, ist unterhaltsam und verblüffend zugleich. Doch es ist auch ein wenig unheimlich. Werden unsere Autos bald alles mithören, was wir sagen? Müssen wir diesen Blechkisten bald Rede und Antwort stehen? Sieht so die Zukunft aus?

Mit einem Display in der Front kann Dee Freude, Erstaunen oder Zustimmung zum Ausdruck bringen.

Diese Szene spielte sich bereits im November in einer kleinen Halle auf einem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt in Deutschland ab. BMW zeigte dort, was sie an der Consumer Electronics Show (CES) präsentieren werden, die heute in Las Vegas eröffnet wird. Star am Messestand der Bayern ist die Studie iVision Dee, das neunmalkluge Auto, wobei Dee für «Digital Emotional Experience» steht. Es geht also um die Zukunft, in der die Digitalisierung so weit ins Auto integriert wird, dass sie omnipräsent wird. «Mit der Studie zeigen wir, was möglich ist, wenn Hardware und Software verschmelzen», umschreibt es BMW-Chef Oliver Zipse. «Mit dieser Vision schauen wir weit in die Zukunft und unterstreichen die überragende Bedeutung der Digitalisierung für unsere kommenden Produktgenerationen.»

«Beinahe menschliche Fähigkeiten»

Mit seinen «beinahe menschlichen Fähigkeiten» begleite Dee nicht nur die Autofahrer durch das reale Geschehen auf der Strasse, sondern auch in ihrer digitalen Umgebung, meint der bayerische Hersteller. Dee kann nämlich nicht nur hören und reden, Dee hat auch ein Gesicht samt Mimik – oder zumindest so etwas Ähnliches. Mit seinen Scheinwerfern und einer Art Display in Form der BMW-Niere, das wie ein E-Reader mit sogenannter e-Ink kleine Bereiche schwarz oder weiss einfärben kann, bringt Dee Freude, Erstaunen oder Zustimmung zum Ausdruck. In Neudeutsch nennt sich das «Phygital Icon», wobei phygital eine Wortkreation aus physisch und digital ist.

Dass diese Fähigkeiten der Studie aktuell noch von einem BMW-Techniker unterstützt wird, der dezent im Hintergrund Befehle auf einem Tablet eintippt, sei dabei nur am Rande erwähnt. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass unsere Autos bald völlig selbstständig auf diese Weise mit uns kommunizieren werden. Wie nah diese Zukunft bereits ist, verdeutlicht der iVision Dee im Innenraum. In der Studie werden nicht nur fahrrelevante Daten in den Sichtbereich des Fahrers, sondern auf Wunsch auch viele weitere Informationen formatfüllend auf die gesamte Breite der Windschutzscheibe projiziert – und dieses Feature wollen die Bayern bereits ab 2025 in Serie anbieten, in den Modellen der «Neuen Klasse» (vgl. Box).

Über den «Mixed Reality Slider» kann man bestimmen, wie tief man in die virtuelle Welt eintauchen will. 

Da ein BMW auch in Zukunft in erster Linie für das Fahrerlebnis stehen soll, kann man selbst bestimmen, wie viel virtuelle Welt das formatfüllende Display anzeigen soll. Über einen «Mixed Reality Slider», ein dezent in das Armaturenbrett integriertes Sensorfeld, kann in fünf Stufen zwischen rein analog bis hin zum Eintauchen in die virtuelle Welt ausgewählt werden. Über die dimmbaren Scheiben kann die Realität also schrittweise ausgeblendet werden, bis man sich optisch ganz in einer Computerwelt befindet. Das zumindest ist derzeit nur in der Studie möglich und wird so schnell nicht im Strassenverkehr Einzug halten. Dass man in dieser «Mixed Reality» tatsächlich Auto fahren kann, beweist BMW gleich nebenan auf dem Testgelände, wo die Journalisten ein paar schnelle Runden in einem umgebauten M2 drehen können – mit einer VR-Brille auf dem Kopf, optisch komplett in einem Computerspiel.

Neuinterpretation eines Klassikers

Der iVision Dee ist aber auch ein Design-Ausblick. Der Concept-Car ist sehr reduziert gestaltet, aussen wie innen, typische BMW-Merkmale wie die Niere in der Front, die Doppelrundscheinwerfer oder der «Hofmeisterknick» in der C-Säule wurden neu interpretiert. Spannend: Dee ist kein modischer SUV und keine wilde Mischung von Karosserieformen, wie sie gerade beliebt sind, sondern eine klassische Stufenhecklimousine mit kurzen Überhängen und schnörkellosen, «cleanen» Oberflächen. Das erinnert an den legendären E30, die 3er-Generation aus den 80er-Jahren – und das soll es auch. Wie weit die ab 2025 startende «Neue Klasse» diese Design-Sprache übernimmt, wird sich zeigen.

Klar ist, dass wir nicht schon 2025 in einer «Mixed Reality» im Strassenverkehr unterwegs sein werden. «Das umzusetzen, wird nicht so einfach sein», gibt Kai Lange zu, der das Design von BMW i verantwortet. «Aus Sicherheitsgründen sind da noch hohe Hürden zu meistern, und das ist auch absolut verständlich.» Dass aber die virtuelle Welt immer mehr ins Auto integriert wird, daran hat der bayerische Hersteller keinen Zweifel. «Richtig umgesetzt, wird diese Technologie viele wertvolle Erlebnisse schaffen und Mensch und Maschine näher zusammenbringen», ist BMW-Design-Chef Adrian van Hooydonk überzeugt. Und er fügt gleich an: «Dabei behält der Fahrer aber immer die volle Kontrolle.» Bleibt zu hoffen, dass die Autohersteller diese Maxime noch lange aufrechterhalten.

Die Formsprache der Studie deutet an, wie BMWs «Neue Klasse» ab 2025 aussehen wird.