Matterhorn-Abfahrt abgesagtSicherheitsbedenken – in Zermatt droht die nächste grosse Enttäuschung
Wegen des Wetterchaos wird es vorerst nichts mit der Premiere des Zweiländerrennens. Und weil die Aussichten für Sonntag noch schlechter sind, werden sich die Kritiker der Veranstaltung bestärkt fühlen.
Letztes Jahr hatte es keinen, nun viel zu viel davon: Die neue Abfahrtsstrecke von Zermatt hinunter nach Cervinia versinkt im Schnee. Und weil es oben auf dem Gletscher stark windete, blieb den Organisatoren respektive dem Weltskiverband FIS gar keine andere Möglichkeit, als die Abfahrt vom Samstag abzusagen.
Die ganze Nacht hindurch hatte es geschneit, der Niederschlag hat der Piste stark zugesetzt. Im Zusammenhang mit den Windböen sei die Sicherheit der Athleten nicht gewährleistet, sagte FIS-Rennchef Markus Waldner. Es nützte also nichts, dass mehrere Pistenfahrzeuge im Dauereinsatz waren. Womöglich hätte der Helikopter gar nicht fliegen können, was aber zwingend gewesen wäre, weil sonst im Fall einer notwendigen Rettung die Fahrer nicht schnell genug in ein Spital hätten gebracht werden können. Die nächsten Kliniken (Aosta, Visp, Sitten) liegen vom Zielgelände vergleichsweise weit entfernt.
Schon am Donnerstag hatte es zu schneien begonnen, bereits das zweite und das dritte Training mussten gestrichen werden. Schwierige Verhältnisse also – es ist eingetreten, was die Kritiker des Gletscherrennens befürchtet hatten. Gerade in dieser Höhenlage (Start auf 3720 Meter über Meer, Ziel auf 2835 Metern) lädt das Wetter häufig nicht für ein Skirennen ein. Ironie der Geschichte: Am Samstagmittag, zur geplanten Startzeit, dürfte die Sonne scheinen.
Aussichten für die nächsten Tage noch schlechter
Zumindest an der Abfahrt vom Sonntag wollen die Veranstalter festhalten, wobei Waldner festhielt, die Chancen für ein Rennen seien nicht sehr hoch. Der Montag als Verschiebedatum ist keine Option mehr. OK-Chef Franz Julen hält fest: «Wir haben unglaublich viel investiert und werden nicht belohnt. Es ist ein harter Schlag für alle, vor allem auch für die über 500 freiwilligen Helfer.» Einige davon sind gar aus Asien und Amerika angereist.
Es droht also – wie im Vorjahr – das Fiasko, dass gar nicht gefahren werden kann. Waldner mochte den Stab über die Veranstaltung nicht gleich brechen. «Auch andere Rennen wurden schon abgesagt. Hier oben gibt es einfach ein grösseres Risiko, dass das Wetter nicht mitspielt.» Nach den geplanten Frauen-Rennen (18./19. November) sei eine Analyse angebracht. «Dann können wir uns fragen, ob wir auf dieser Linie bleiben oder nicht.»
Immerhin bleibt den Verantwortlichen finanzieller Schaden erspart, sind doch sämtliche Einnahmen versichert. Den Zuschauern werden die Kosten für die gekauften Tickets zurückerstattet. Derweil wirkten die Athleten zuletzt zunehmend frustriert, weil sie die knapp dreistündige Hin- und Rückreise von Zermatt nach Cervinia inklusive viermaligem Umsteigen pro Weg zweimal vergebens antraten. Immerhin dies blieb ihnen am Samstag erspart, die Meldung der Absage erreichte sie bereits kurz vor 7 Uhr. Einige Teams wünschten sich auch gleich die Absage für Sonntag, um frühzeitig abreisen zu können. Ob das Rennen anderswo nachgeholt wird, ist unklar. «Schwierig», sagte Markus Waldner. «In solchen Diskussionen geht es immer um Geld. Und der Kalender ist ziemlich voll.» Dem Vernehmen nach könnte Kvitfjell bereit sein, einen dritten Bewerb durchzuführen, in Norwegen stehen Mitte Februar je eine Abfahrt und ein Super-G auf dem Programm.
Und weil in Zermatt nichts geht, wirkt die Odyssee von Marco Schwarz noch verrückter. Der Österreicher, im Gesamtweltcup vermeintlich grösster Herausforderer von Marco Odermatt, verliess Zermatt am Donnerstagnachmittag, er reiste in die Heimat nach Gurgl – zum Slalomtraining. Im rund 450 Kilometer entfernten Ötztal findet am 18. November der erste Slalom der Saison statt, die Piste steht den ÖSV-Athleten vorab zur Verfügung. Schwarz, von allen «Blacky» genannt, erlebte seinen eigenen «Black Friday»: Um die Abfahrt nicht zu verpassen, reiste er am Freitag zurück ins Wallis. Er hätte sich den Aufwand sparen können.
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