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Erstes Training in Zermatt
Trotz Bestzeit suchen die Österreicher bereits nach Ausreden

ZERMATT, SWITZERLAND - NOVEMBER 8: Marco Odermatt of Team Switzerland in action during the Audi FIS Alpine Ski World Cup Men's Downhill Training on November 8, 2023 in Zermatt, Switzerland. (Photo by Alain Grosclaude/Agence Zoom/Getty Images)
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Hätte ein Boxer derart viele Schläge kassiert wie die Verantwortlichen der neuen Zermatter Skirennen, er läge wohl längst im Ring am Boden und würde angezählt.

2020 machte OK-Chef Franz Julen die Pläne des ersten Zwei-Länder-Rennens im Weltcup von Zermatt hinunter ins Aostatal publik, eine «Mega-Abfahrt» sollte es sein, die längste, höchste und mit dem Matterhorn als ikonischer Kulisse auch die imposanteste. «Mega» war danach vor allem die Kritik, welche das Organisationskomitee einstecken musste, sie sei an dieser Stelle im Schnelldurchlauf nacherzählt: Es ging um Sicherheitsbedenken, Windanfälligkeit, Glaubwürdigkeitsprobleme, Schneemangel, Baggerarbeiten, Klagen von Umweltverbänden, falsch ausgemessene Pisten, Tadel seitens der Baukommission. Und, und, und.

Die Zermatter haben alles weggesteckt, mit einer Attitüde, die den Berglern eigen ist. Sie blieben stur, gaben nicht auf – und wurden am Mittwoch belohnt: Mit einjähriger Verspätung stürzten sich die Abfahrer erstmals die Pista Gran Becca hinunter, bei Traumwetter, um sie herum ein Winterwunderland.

Eine unangenehme Landung im Flachen

Gut aufgelegt zeigten sich die Fahrer nach dem ersten Training. Er sei komplett «geflasht» von der Bergkulisse, sagte der einstige Kitzbühel-Sieger Thomas Dressen, Marco Odermatt sprach derweil von einer «sehr guten Piste», und Niels Hintermann hielt fest, er habe unterwegs extrem viel Spass gehabt.

«Sicher weltcupwürdig», lautete das Resümee des Österreichers Vincent Kriechmayr, wobei er festhielt, es sei eine eher leichte Strecke. «Überwindung kostet sie jedenfalls an keiner Stelle. Es ist kein Spektakel, aber es ist dafür an wenigen Orten so schwierig wie hier, richtig schnell zu sein.»

Glich das Zielgelände vor Jahresfrist einer Geröllwüste und herrschten einladende Wanderbedingungen, waren in den letzten Tagen rund 70 Zentimeter Neuschnee gefallen. Durch den Niederschlag ist die Piste stumpf und entsprechend langsam geworden, «wären wir 15 km/h schneller unterwegs, würde es richtig spannend», sagte Aleksander Kilde, der Dominator der letzten beiden Abfahrtssaisons. Wie Niels Hintermann zeigte er Verbesserungsmöglichkeiten auf – primär ging es um den Matterhornsprung im oberen Teil.

Mit gut zweieinhalb Metern sei der Luftstand etwas gar hoch, zudem erfolge die Landung im Flachen, «da könnte wohl etwas angepasst werden», sagte Kilde. Hintermann meinte, die Landung sei in dieser Form nicht gut für die Knie. Wann die Fahrer das nächste Mal abheben werden, ist indes unklar, die Wetterprognosen für die kommenden Tage bereiten da und dort Sorgen. Ein Notfallplan jedenfalls liegt bereits in der Schublade: Sollte eines der Rennen am Wochenende nicht durchgeführt werden können, wird es auf den Montag verschoben.

Paris nervt sich über die Anreise

Zu den Kritikern der ersten Stunde am Zweiländerprojekt gehörte Dominik Paris, wegen der Höhenlage und der Pistenlänge monierte er Sicherheitsbedenken. Die Strecke wurde gekürzt; auf die Frage, wie intensiv es denn nun war, wich der Südtiroler aus, «das werden wir Ende Woche nach einigen Fahrten wissen».

Nun aber war Paris etwas anderes nicht genehm: die Anreise. «Normalerweise fahren wir mit dem Sessellift zum Start. Hier müssen wir zur Bahn marschieren, es ist ein grosser Aufwand, bis man oben ist – und dann müssen wir wieder runter. Das ist ungewöhnlich und mühsam. Im Sommertraining auf dem Gletscher ist es genau das, was ich am meisten hasse.» Nun ja, von Zermatt ins Ziel dauert es rund 75 Minuten, fünf verschiedene Bahnen sind zu besteigen – atemberaubendes Panorama inklusive. Der eine oder andere Fahrer indes wirkte frühmorgens an den diversen Stationen einigermassen orientierungslos.

Die Österreicher ihrerseits hatten schon vor dem ersten Training gewettert, weil es in den letzten Wochen wegen des schlechten Wetters nichts wurde mit den geplanten Testfahrten auf der neuen Strecke. Die Schweizer hätten einen klaren Wettbewerbsvorteil und müssten die Podestplätze an und für sich unter sich ausmachen, sagte Rennsportleiter Marko Pfeifer – die Ausrede also ist schon mal vorformuliert worden.

Die Wahrheit allerdings ist: Die Schweizer hatten einzig den oberen Teil einmal befahren können, weihten damit den Matterhornsprung vor dem Grenzübertritt ein, der Kultstatus erreichen soll. Und ja: Trainingsbestzeit fuhr übrigens Otmar Striedinger. Ein Österreicher.