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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Wasserstress und Sonnenbarsch

Ein Sonnenbarsch am Haken.
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Die Ausbeute meines Sonntags sind drei Egli und ein Sonnenbarsch. Nein, ich war nicht mit der Fischerrute am See. Ich schwamm mit meiner Boje im Schlepptau parallel zum Ufer hin und her. Durch die Schwimmbrille entdeckte ich die Fische.

Dabei wurde mir wieder bewusst, wie klar der See ist. Die Wasserqualität ist erwiesenermassen exzellent. Wenn man sich verschluckt, schmeckt es sogar gut.

Ich erinnerte mich an einen Tag im Sommer 2019, als ich mit einem Freund aus Australien am Seeufer stand. Er fragte: «Wie kommt es, dass der See so sauber ist? Ich kann bis auf den Grund sehen.»

Ich erzählte ihm von den Abwasserreinigungsanlagen, die einen grossen Anteil am klaren Seewasser haben. Er hörte aufmerksam zu. Dann wärmte ich altes Schulwissen auf und trug vor, weshalb die Schweiz als Wasserschloss Europas gilt.

Doch: Dem Wasserschloss wurde der Stöpsel gezogen. Die Gletscher schmelzen ab, die Wasserspeicher verschwinden. Bäume verdorren in den trockenen Sommern, und die Schweiz gehört zu den Ländern, die mässigen bis starken Wasserstress erleben.

Als Wasserstress bezeichnen Wissenschaftler den Zustand, wenn der Wasserbedarf eines Gebiets die Verfügbarkeit von Süsswasser überschreitet. Dies gilt als ein Zeichen des Klimawandels, und davon ist der Zürichsee auch betroffen: Die Wasserschichten des Sees wälzen sich nicht genügend um, es mangelt im tieferen Wasser an Sauerstoff – das ist schlecht für die Gesundheit des Gewässers.

Allerdings: Beim Bad im See spürt man davon nichts, und dem Sonnenbarsch ist es egal. Die invasive Fischart aus Nordamerika ist so robust, dass sie auch bei schlechter Wasserqualität überlebt. «Doch so weit muss es mit dem Zürichsee ja nicht kommen», dachte ich mir, als ich aus dem Wasser stieg.

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.