Vorgehen nach dem Lockdown Was will uns der Bundesrat mit dieser Grafik sagen?
Die Landesregierung skizziert den Übergang in die nächste Phase der Corona-Epidemie. Doch was bedeutet das genau?
Am Mittwoch hat der Bundesrat bekannt gegeben, dass die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus um eine Woche bis zum 26. April verlängert und danach schrittweise gelockert werden sollen. Zusammen mit dieser Mitteilung verschickte er kommentarlos eine Grafik, die zeigen soll, wie der Übergang in die nächste Phase aussehen soll.
Die Grafik ist allerdings nur eine rein schematische Darstellung des Ablaufs einer Epidemie und deren Bekämpfung. Sie sagt weder etwas über die Art der geplanten Lockerungen noch über den Zeitplan aus. Dafür ist es heute auch noch zu früh, denn wir stecken noch immer mitten in der Abschwächungs- oder Schadenbegrenzungsphase (hellrot), vermutlich leicht nach dem Höhepunkt. In dieser Phase geht es darum, die Zahl der Neuinfektionen zuerst zu bremsen und dann abzusenken. Letzteres geschieht nur, wenn es gelingt, die Reproduktionszahl R unter den Wert von 1 zu drücken. Das heisst: Ein Infizierter darf höchstens eine andere Person anstecken.
Die Grafik geht von einer rigorosen Eindämmung zu Beginn der Epidemie aus (dunkelroter Bereich links). Offenbar waren die Massnahmen aber bei weitem nicht rigoros genug, um die Neuinfektionen auf einem tiefen Niveau zu halten. Deshalb griff der Bundesrat am 16. März zu dem aktuell geltenden Massnahmenpaket, mit dem das exponentielle Wachstum der Neuansteckungen gebremst werden sollte – was auch gelang.
In der Eindämmungsphase braucht es neue Massnahmen
Dies sollte man sich vor Augen halten, wenn ab dem 26. April einzelne Massnahmen gelockert werden sollen, etwa dass Schulen oder Läden wieder öffnen können (lesen Sie hier, was sie zum Ausweg aus dem Lockdown wissen müssen). Der Bundesrat will dies zu dem jeweiligen Zeitpunkt von der Anzahl der Neuinfektionen, der Spitaleinweisungen und der Todesfälle abhängig machen. Diese drei Zahlen müssen tief genug sein, dass es realistisch ist, die Epidemie mit diesmal wirklich rigorosen Massnahmen einzudämmen, respektive auf tiefem Niveau zu halten.
Dazu müssen in der Eindämmungsphase (dunkelrot, rechts) alle neuen Verdachtsfälle sowie deren Kontakte sofort getestet, Infizierte isoliert und Kontakte in Quarantäne gesteckt werden. Zudem sollen Apps zum Einsatz kommen, die den Nutzern anzeigen, ob sie in den vergangenen Tagen Kontakt mit einem Infizierten hatten. Diese beiden Massnahmen fasst man unter dem Begriff Contact Tracing zusammen. Eine weitere Massnahme könnte in bestimmten Situationen, etwa im öffentlichen Verkehr oder beim Einkaufen, das Tragen von Masken sein.
So viel steht fest: Eine vorsichtige Lockerung, die den Beginn der Übergangsphase (gelb) in der Grafik markiert, wird der Bundesrat erst dann zulassen, wenn «genügend personelle und materielle Ressourcen für das Testen sowie für die Nachverfolgung von Kontakten» bereit sind, wie er selbst schreibt. Sprich: Wenn also ein flächendeckendes Contact Tracing möglich ist.
Fehler gefunden?Jetzt melden.