Geldblog: Leserfrage zur Swiss ReWas tun mit meinen Swiss-Re-Aktien?
Die Corona-Pandemie belastet den Rückversicherer Swiss Re schwer. Ganz so schnell wird die Erholung wohl nicht kommen.
Ich bin seit Jahren im Besitz von 500 Swiss-Re-Aktien und habe beim Tiefpunkt im März noch 400 Titel zu 56 Franken dazu gekauft. Bisher habe ich wegen der hohen Dividende von Teilverkäufen abgesehen. Hat die Münchner Rück auch solch hohe Kursverluste erlitten? Selbst bei der CS und UBS sind die Kursverluste geringer. Und auch die Zurich, als die andere grosse Schweizer Versicherung, hat nur einen massiv geringeren Kursverlust erlitten. Wie beurteilen Sie die mittelfristigen Kursaussichten der Swiss Re? Leserfrage von W.M.
Die Swiss Re gehört zu den börsenkotierten Unternehmen, die am stärksten von der Coronakrise getroffen wurden. Noch schlimmer ergangen ist es Firmen aus dem Bereich Flugverkehr, Reisedetailhandel oder klassische Tourismusunternehmen wie Kreuzfahrtbetreiber und Hotelgesellschaften. Die Swiss Re musste allein im ersten Halbjahr dieses Jahres für Schäden und Rückstellungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie im Umfang von 2,5 Milliarden Dollar geradestehen.
Kein Wunder ist der Rückversicherer deswegen im ersten Semester in die roten Zahlen gerutscht und musste einen hohen Verlust von 1,14 Milliarden Dollar kommunizieren. Rechnet man den negativen Effekt der Corona-Pandemie aus den Zahlen heraus, hätte die Swiss Re laut eigenen Angaben einen Gewinn von 865 Millionen Dollar ausgewiesen.
Bislang besser durch die Coronakrise gekommen, ist die Konkurrentin Münchner Rück. Diese musste einen Gewinneinbruch von rund 600 Millionen Euro im zweiten Quartal ausweisen. Entsprechend sind die Munich-Re-Aktien weit weniger tief im Keller als die Titel der Swiss Re. Bei der Swiss Re schlug unter anderem die wegen Corona notwendige Absage der für dieses Jahr geplanten Olympischen Spiele in Tokio negativ zu Buche. Corona ist allerdings nur eine Katastrophe, die bei Rückversicherern wie der Swiss Re Schadenzahlungen auslösen. Teuer sind für die Rückversicherer auch Hurrikane, die auf die gut versicherten USA treffen. So könnten allein die Zerstörungen durch den Hurrikan «Laura» in den USA laut Expertenschätzungen die Versicherer bis zu zwölf Milliarden US-Dollar kosten. Weitere Hurrikane folgen.
Die Versicherung von Katastrophen stellt das Kerngeschäft der Swiss Re dar und die Gesellschaft steht finanziell nach wie vor sehr robust da.
Während Hurrikanschäden für die Swiss Re schon fast zum Alltag gehören, sind die Coronafolgen wesentlich schwerer abschätzbar. Immerhin erwartet die Swiss Re, dass der Höhepunkt der Coronakrise vorüber sein dürfte und dass das Schlimmste überstanden ist, wobei die Schadenfolgen in den nach wie vor stark von Corona betroffenen USA noch nicht verlässlich beziffert werden können. Trotz der immensen Schadendimensionen muss man sich bewusst sein, dass die Versicherung von Katastrophen das Kerngeschäft der Swiss Re darstellt und die Gesellschaft nach wie vor finanziell sehr robust dasteht. Deshalb bin ich für die Swiss Re positiv eingestellt und erwarte auch beim Aktienkurs eine Erholung.
Ganz so schnell wird die Erholung allerdings nicht kommen. Es ist angesichts von Hurrikanmeldungen durchaus möglich, dass der Swiss Re-Kurs in den nächsten Wochen und Monaten erneut unter Druck kommt. Spätestens anfangs des nächsten Jahres rechne ich aber mit einer deutlichen Erholung der Papiere – nämlich spätestens dann, wenn die Investoren wieder vermehrt auf die Suche nach Dividendenperlen gehen. Angesichts des Halbjahresverlustes ist die bislang ausbezahlte hohe Dividende allerdings keineswegs garantiert.
Ich stufe die Chance aber als gut ein, dass die Dividende selbst nach einer Kürzung bei der Swiss Re attraktiv bleibt und die Swiss-Re-Aktie weiter eine interessante Dividendenrendite aufweisen dürfte. Aber eben: Eine Dividende ist nie garantiert. Wenn Sie es sich leisten können und genug breit diversifiziert sind, würde ich die Swiss-Re-Titel trotz der enormen Buchverluste behalten. Aufpassen müssen Sie, dass Sie nie ein Klumpenrisiko eingehen, weil eine einzelne Position im Depot zu gross ist.
Nicht vergleichen können Sie die Swiss Re mit den Grossbanken, deren Aktien zwar in diesem Jahr tatsächlich nicht so schlimm getaucht sind wie jene der Swiss Re, aber im Zehnjahresvergleich weit schlechter dastehen. Da die Geschäftsmodelle der Grossbanken völlig anders sind als jenes der Swiss Re würden Sie Äpfel mit Birnen vergleichen. Selbst die Zurich, die Sie auch erwähnen, können Sie nicht direkt mit der Swiss Re vergleichen: Vereinfacht gesagt ist die Zurich Insurance im Direktversicherungsgeschäft tätig – etwa mit Hausrat- , Auto- oder Lebensversicherungen für Privatpersonen und Firmen – während die Swiss Re ein Rückversicherer ist, der andere Versicherer wie etwa die Zurich gegen Katastrophenschäden absichert. Auch bei der Zurich erwarte ich spätestens anfangs des nächsten Jahres eine weitere Kurserholung, da die Chancen für eine ansprechende Dividende trotz der Coronakrise intakt sind.
Weitere interessante Beiträge aus dem Geldblog:
Edelmetallanlagen erfordern Nerven
Schweizer oder australische Anleihen?
Fehler gefunden?Jetzt melden.