Medienkonferenz zur Corona-MutationPassagiere von 96 Flügen in die Schweiz müssen in Quarantäne
Fachpersonen des Bundes äusserten sich zu den Massnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Mutation aus Grossbritannien. Wir berichteten live.
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Das Wichtigste in Kürze:
Für Grossbritanninen und Südafrika gilt ab sofort ein Einreiseverbot sowie eine rückwirkende Quarantäne. Der Flugverkehr nach Grossbritannien wurde eingestellt.
In Grossbritannien ist eine Virus-Mutation aufgetaucht. Es gibt laut den Experten deutliche Hinweise, dass diese ansteckender ist als die bisherige Variante.
Eine zusätzliche Belastung des Gesundheitssystem durch mehr Ansteckungen müsse verhindert werden.
Passagiere von 92 Flügen aus Grossbritannien und 4 Flügen aus Südafrika müssen nachträglich in Quarantäne.
Schweizer in den betroffenen Ländern dürfen einreisen, es soll aber keine Rückholaktionen geben. Südafrikaner und Briten dürfen in ihre Länder zurückkehren.
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Ende
Damit ist die Pressekonferenz zu Ende. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Impfstoff
Mathys: «Ja, Stand jetzt sollte die Impfung auch bei der mutierten Version wirken.»
Durchseuchung?
Mathys: «Die Durchseuchung sollte überall etwa gleich hoch sein in Europa, egal welche Massnahmen getroffen wurden. Leider gibt es noch keinen Einfluss auf die Dynamik der Pandemie.»
Wäre es jetzt nicht wichtig, jetzt den Skibetrieb einzustellen?
Mathys: «Das ist eine politische Abwägung, da kann ich mich nicht dazu äussern.»
Zum Thema: Graubünden hat heute bekannt gegeben, dass die Skigebiete im Kanton offen bleiben.
Massentests in Hotspots?
Tausende Britinnen und Briten sind zu Ferien in die Schweiz eingereist. Falls diese Personen keinerlei Symptome zeigen, dürfen sie laut Patrick Mathys zehn Tage nach ihrer Einreise die Quarantäne verlassen.
Das heisst, Personen, die bereits am 14. Dezember eingereist sind und sich gesund fühlen, müssen die Quarantäne nicht neu beginnen, sondern nur die restlichen drei Tage im Hotel oder Ferienhaus ausharren.
Auf die Frage, ob man in Kantonen, in denen es besonders viele britische Touristinnen und Touristen gibt, spezielle Massentests durchführen solle, sagte Mathys, das BAG stehe in Kontakt mit betroffenen Kantonen, und Corona-Tests für die eingereisten Britinnen und Briten stünden zur Debatte. Genaueres könne er Stand jetzt aber noch nicht sagen.
Auf die Frage eines Journalisten, wie man die rund zehntausend Briten, die in die Schweizer Skigebiete gereist seien, erreichen könne und auch sicherstellen, dass sie die Quarantäne einhalten, sagte Mathys, das sei eine Aufgabe des Bundes und der Kantone.
Man sei daran, die Informationen von den Fluggesellschaften anzufragen und aufzuarbeiten. Man gebe sie dann an die Kantone weiter, die die Quarantäne vollziehen müssten. Insgesamt handle es sich um 92 Flüge aus Grossbritannien und vier aus Südafrika.
Keine Quarantäne für Chauffeure
Warum müssen die Chauffeure vom Warentransporte nicht in Quarantäne, will ein Journalist wissen. Das sei keine neue Regelung, sagt Christian Bock, Direktor der Eidgenössischen Zollverwaltung. Diese Personen halten sich ja nicht länger in der Schweiz auf. «Das ist absolut vertretbar.»
70 Prozent realistisch?
Die neue Variante sei um 70 Prozent ansteckender. Ein Journalist fragt, ob diese Zahl realistisch ist, zumal sie auch von Virologe Drosten angezweifelt wird. Mathys betont, dass die Behörden im Kontakt stehen mit ausländischen Kollegen. Ob 70 Prozent richtig sei, wisse man nicht, es spiele aber auch keine Rolle. «Nur schon 20 Prozent mehr sei zu viel.»
Zum Thema: Neue Virus-Variante VUI-202012/01 - Was über das mutierte Coronavirus bekannt ist
Reagiert der Bund überstürzt?
Ein Journalist fragt, ob der Bund überstürzt reagiert, zumal man noch nicht viel wisse über die neue Variante. Es zähle jeder Tag, sagt Mathys. Die hohe Übertragbarkeitsrate stelle eine besondere Gefahr dar.
Fragen
Nun können die Journalisten Fragen stellen. Ein Journalist will wissen, wie die bereits eingereisten Briten lokalisiert werden und informiert werden.
Es sei eine Koordination zwischen Bund und Kantone, sagt Mathys. Es wurden die Fluginformationen von den Fluggesellschaft verlangt. Die Quarantäneverordnung sei Sache der Kantone. Es handelt sich um 92 Flüge aus Grossbritannien und vier Flüge aus Südafrika seit dem 14. Dezember. Der Bund sammle nun Passagierdaten der Fluggesellschaften.
Organisation von Heimreisen
Die Eidgenossenschaft will die Heimreise von gestrandeten Schweizern in Grossbritannien und Südafrika in den nächsten Tagen trotz Einreisesperren ermöglichen. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) will laut dessen Vizedirektor für die betroffenen Bürger Ausnahmebewilligungen ausstellen.
Die Behörden seien derzeit daran, mögliche Heimreisen zu organisieren, sagte Marcel Zuckschwerdt in Bern. Es müssten erst noch Fragen etwa zur Quarantäne geklärt werden. Sobald Lösungen gefunden seien, würden die Bewilligungen erteilt.
Hans-Peter Lenz, EDA
Die Behörden seien zurzeit daran, sich einen Überblick über im Ausland gestrandete Schweizer zu verschaffen, sagte Lenz. Vorgesehen für eine Rückreise sind Ausnahmebewilligungen.
«Wir werden aber keine erneuten Rückholaktionen wie im Frühling durchführen, da die Situation mehr oder weniger voraussehbar gewesen war.»
Hans-Peter Lenz, EDA
«Wir rufen alle Schweizerinnen und Schweizer, die sich in Grossbritannien oder Südafrika befinden, sich in der Handy-App ‹Travel Admin› unter der Rubrik ‹Meine Reisen› zu erfassen.» Nur so könnten diese für eine allfällige Rückreise kontaktiert werden. «Die persönliche Kontaktaufnahme mit allen Reisenden kann nicht erfolgen.»
Hans-Peter Lenz, EDA
Nun stellt Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum im Aussendepartement EDA, die Massnahmen vor. «In der Schweiz lebende Briten und Südafrikaner erhalten eine Ausnahmebewilligung für die Rückreise in ihre Länder.»
In Grossbritannien leben derzeit 37'475 Schweizer, sagt Hans-Peter Lenz. In Südafrika sind es 8461. Bereits 140 von diesen haben sich bereits beim EDA erkundigt, ob und wie sie in die Schweiz einreisen können.
Christian Bock, Eidgenössische Zollverwaltung
Als nächster spricht Christian Bock, Direktor der Eidgenössischen Zollverwaltung. Der Warenverkehr nach Südafrika und Grossbritannien sei weiter möglich. «Personen, die diese Warenlieferung begleiten, müssen nicht in Quarantäne.»
Cornelia Lüthy, SEM
Das vom Bundesrat erlassene Einreiseverbot gilt für alle Ausländer, die aus Grossbritannien oder Südafrika in die Schweiz einreisen wollen. Das sagte Cornelia Lüthy, Vizedirektorin des Staatssekretariats für Migration (SEM), am Montag vor den Bundeshausmedien in Bern
«Die generelle Ausnahme für Freizügigkeitsberechtigte gilt in dieser Situation nicht.» Schweizerinnen und Schweizer könnten aber weiterhin aus diesen Ländern in die Schweiz heimkehren, erklärte Lüthy. Die Situation und die Massnahmen würden laufend überprüft. Dies geschehe in Absprache mit anderen Ländern, insbesondere den Schengen-Staaten.
«Die generelle Ausnahme für Freizügigkeitsberechtigte gilt in dieser Situation nicht.» Schweizerinnen und Schweizer könnten aber weiterhin aus diesen Ländern in die Schweiz heimkehren, erklärte Lüthy. Die Situation und die Massnahmen würden laufend überprüft. Dies geschehe in Absprache mit anderen Ländern, insbesondere den Schengen-Staaten.
Die Regelung trifft nach Angaben des SEM Personen, die für kurze Zeit in die Schweiz einreisen, also in erster Linie Touristinnen und Touristen. Ausländerinnen und Ausländer, die einen gültigen Aufenthaltstitel in der Schweiz haben, dürfen weiterhin einreisen.
Marcel Zuckschwerdt, Bazl
Nun spricht Marcel Zuckschwerdt, stellvertretender Direktor beim Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl. Zuckschwerdt erklärt nochmals den Entscheid von gestern Abend, Landeverbote für Maschinen aus Grossbritannien und Südafrika zu erteilen. Schweizer dürfen aber weiterhin aus diesen Ländern einreisen. Auch Südafrikaner und Briten dürfen in ihre Ländern zurückkehren. Wie die Rückkehr der Schweizer aus diesen Ländern organisiert wird, werde derzeit ausgearbeitet.
Mehr Ansteckungen
Die höhere Übertragbarkeit könne dazu führen, dass es in der Schweiz zu mehr Ansteckungen kommt. Das Gesundheitssystem sei bereits jetzt am Anschlag. Eine zusätzliche Belastung müssen verhindert werden.
Die Massnahmen des Bundes sollen auch zu einer deutlichen Verlangsamung der Verbreitung führen, falls das Virus schon hier ist. «Jede Woche, die wir so gewinnen, zählt», so Patrick Mathys vom BAG.
Brennende Fragen
Das ansteckendere mutierte Corona-Virus ist nach den Worten des BAG-Experten Patrick Mathys wahrscheinlich schon in der Schweiz. Es sei hier zwar noch nicht nachgewiesen worden, aber in Nachbarländern. Deshalb müsse man davon ausgehen, dass es auch in der Schweiz sei.
«Das Virus ist uns wieder einmal einen Schritt voraus gewesen», sagte Mathys. «Wir müssen reagieren und adäquate Massnahmen treffen.» Deshalb habe der Bundesrat neue Massnahmen beschlossen.
Die Mutation im Coronavirus sei nicht überraschend. Es sei schon eine Vielzahl von Mutationen beobachtet worden, die aber keinen Einfluss auf das epidemische Geschehen gehabt hätten.
Bei dem nun in Grossbritannien aufgetretenen mutierten Virus sei dies leider anders. Es könne leichter in Zellen eindringen und mache so die Übertragung von Mensch zu Mensch leichter.
Es gebe hierzu drei brennende Fragen. Erstens: Macht die Mutation das Virus gefährlicher? Die Antwort laute «Jein», sagte Mathys. Das Virus sei zwar einfacher übertragbar, aber das Ausmass sei noch zu bestimmen.
Die zweite Frage sei, ob das Virus eine schwerere Krankheit hervorrufe und mehr Menschen sterben würden. Die Antwort laute Nein, bisher gebe es keine Belege dafür, führte Mathys aus. Die dritte Frage sei, ob das Virus schon in der Schweiz sei. Wahrscheinlich, lautete die Antwort. (Mehr dazu im Interview mit Epidemiologin Emma Hodcroft: «Es ist gut möglich, dass das mutierte Coronavirus schon hier ist»).
Patrick Mathys, BAG
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit BAG, spricht als erster über den Entscheid. Er führt aus, dass Veränderungen im Erbgut natürlich sind. «Dass Mutationen beim Coronavirus aufgetreten sind, ist normal. Die Mutationen, die jetzt beobachtet wurden, erlauben es dem Virus jedoch, einfacher in die Zellen einzudringen.» Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass dieses Virus einfacher von Mensch zu Mensch übertragen werden kann (was über das mutierte Virus bekannt ist).
Start
Die Pressekonferenz hat begonnen. Ursula Eggenberger, Leiterin Kommunikation, begrüsst die anwesenden Journalisten.
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