Medienkonferenz in ChurSkigebiete in Graubünden bleiben über Festtage offen
Der Regierungsrat gibt grünes Licht fürs Skifahren, wird die epidemiologische Lage und die Spitalkapazitäten jedoch laufend überwachen.
Das Wichtigste in Kürze:
Der Bundesrat überlässt es den Kantonen, ob sie ihre Skigebiete über die Festtage offen lassen oder schliessen.
Mehrere Kantone haben von sich aus die Schliessung bekannt gegeben. Darunter Zürich, St. Gallen, Schwyz, Luzern, Uri.
In den Kantonen Bern, Waadt und Wallis wird vorerst Ski gefahren.
Auch im Kanton Graubünden bleiben die Skigebiete über die Feiertage offen, das hat die Regierung heute entschieden.
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Wer fährt, trinkt nicht
Damit die Kapazitäten in den Spitälern, insbesondere auf den Intensivstationen, nicht zu schnell ausgeschöpft sind (Artikel zur Auslastung der Spitäler in den Kantonen), müssen die Skigebiete umfassende Massnahmen zur Reduktion von Unfallrisiken ergreifen; das beinhaltete unter anderen die Sicherung gefährlicher Stellen, die Schliessung gefährlicher Pisten.
Zudem sollen die Betriebe die Gäste dazu anhalten, sich möglichst risikofrei zu verhalten. Als weitere Massnahme ist der Ausschank und der Konsum von Alkohol in den Skigebieten verboten.
Tickets online kaufen
Die Bündner Skigebiete seien sich ihrer Verantwortung in der aktuellen Lage bewusst und seien bereit, substanzielle Einschränkungen der maximalen Personenzahl im Skigebiet hinzunehmen, so Caduff. Dazu werde der Verkauf von Tageskarten begrenzt. Tagesgästen wird dringend empfohlen im Voraus ein Online-Ticket zu kaufen.
Spitäler nicht überlastet
Der Bündner Regierungsrat Marcus Caduff vom Departement für Volkswirtschaft und Soziales erläutert, dass sich die Situation leicht verbessert habe, was die Zahlen angehe. Man stehe im engen Kontakt mit den Spitälern. Diese seien derzeit nicht überlastet, man könne das erwartete Mehraufkommen über die Festtage stemmen. Das sei eine Momentaufnahme. Man könne jederzeit reagieren und das wieder ändern.
Offenhaltung der Bündner Skigebiete derzeit möglich
Die Skigebiete im Kanton Graubünden bleiben über die Feiertage offen, dies hat die Regierung am Montag mitgeteilt.
Die Bedingung ist: die epidemiologische Lage und die Spitalkapazitäten dürften sich nicht massgeblich verschlimmern. Die Situation werde täglich beurteilt.
Ohne massgebliche Änderung der Situation wird die Regierung am 29. Dezember 2020 neu entscheiden. Zudem bereitet sich der Kanton intensiv darauf vor, ab dem 4. Januar mit ersten Impfungen starten zu können.
Zum Thema: Angst vor Schliessung der Pisten - Sporthändler verschleudern ihre Ski-Ware schon jetzt
Ausgangslage
Von St. Gallen über Zürich bis in die gesamte Innerschweiz: Wie in einem Dominospiel schloss in den letzten Tagen ein Kanton nach dem anderen seine Skigebiete. Übrig geblieben sind die Platzhirsche Graubünden, Bern und Wallis, wo die Pisten bis auf weiteres geöffnet bleiben.
Im Bündnerland will man am Montag einen Beschluss fassen. «Wir warten bewusst das Wochenende ab und prüfen dann anhand aktueller Zahlen in Bezug auf die Auslastung der Intensivstationen», sagt Daniel Camenisch von der Bündner Kommunikationsstelle Coronavirus. Dieses Test-Wochenende soll Aufschluss darüber geben, ob und wie stark verunfallte Patienten die Situation in den Spitälern verschärfen. «Entscheidend für uns ist, wie stark Ski- und Snowboardunfälle die Plätze auf den Intensivstationen zusätzlich belasten.» Denn für Notfälle seien aktuell genügend Betten vorhanden.
Tatsächlich hat an diesem Wochenende für viele Skigebiete die Saison erst richtig gestartet. Tausende Wintersportler sind aus dem Unterland in die Bündner Berge gefahren. Hochbetrieb auf den Pisten bedeutet aber auch Hochbetrieb für die Retter.
Jährlich verunfallen etwa 76’000 Wintersportler so schwer, dass sie ärztliche Hilfe benötigen. Oft koordiniert die Rega dann die Rettung. So fliegen die Luftretter an Spitzentagen zwischen dem 24. und dem 26. Dezember bis zu 160 verunfallte Wintersportler in ein Spital. Bei manchen sind die Verletzungen so gravierend, dass sie auf der Intensivstation betreut werden müssen – sodass die Betten dort noch knapper werden würden.
«Wir befürchten Überlastung der Spitäler»
Nachdem diese Woche bereits die Zürcher Spitäler kritisiert haben, dass die Skigebiete offen bleiben sollen, kommen nun auch deutliche Worte vom Direktionspräsidenten der Berner Insel-Gruppe – wo ebenfalls Patienten aus den Skigebieten landen. «Wir haben mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass es landesweite, einheitliche, strenge und kontrollierte Regelungen braucht. Mit den derzeitigen Massnahmen wird dieses Ziel nicht erreicht», sagt Uwe E. Jocham.
Der Direktionspräsident erwartet zusätzliche Notfalleinlieferungen aus dem Skigebiet – und dass darunter auch Kontakte mit Übertragungen zu erwarten sind. «Wir befürchten, dass deswegen die verfügten Massnahmen nicht ausreichen, um die drohende Überlastung der Notfall- und intensivmedizinischen Angebote in unseren Spitälern abzuwenden», sagt Jocham.
Hoffen auf das Weihnachtsgeschäft
Noch haben die grossen Skigebiete im Kanton die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihnen das Weihnachtsgeschäft erhalten bleibt. Im Engadin geben sich die Bergbahnbetreiber «vorsichtig optimistisch». Und der Kanton Uri geht wie schon Obwalden einen neuen Weg: Schliessen müssen lediglich Ski- und Sessellifte, zudem dürfen keine Ski- und Schlittelpisten präpariert werden. Alle anderen Bahnen fahren hingegen weiter.
«Wir werden das Skigebiet umfunktionieren», sagt Stefan Kern von der Andermatt Swiss Alps AG. Die Bullys werden nach dem Wochenende aus den Pisten neue Wanderwege präparieren. Foodtrucks sollen zudem die geschlossenen Restaurants ersetzen. Am 28. Dezember will der Kanton Uri die Lage neu beurteilen. Dann entscheidet er, ob die Skigebiete zum Jahreswechsel vielleicht doch wieder öffnen dürfen. (Fabienne Riklin, Pia Andrée Wertheimer)
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cpm
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