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Geldblog: Verkaufen mit Verlust
Was mache ich mit Aktien, die negativ laufen?

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Seit vielen Jahren bin ich investiert. Nicht mit sehr hohen Beträgen, aber es bessert die Pension etwas auf: Dividenden, ab und zu Gewinnmitnahmen. Wie halten Sie es grundsätzlich mit dem Verkauf bei Aktien, die negativ laufen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich in aller Regel nicht lohnt, die Verluste auszusitzen und zu warten, sondern rasch zu verkaufen und umzuschichten. Wie sehen Sie das? Leserfragen von P.T.

Ihre Überlegungen machen Sinn: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende – könnte man Ihre Strategie umschreiben, dass Sie Verluste nicht aussitzen, sondern Papiere, die negativ laufen, zügig verkaufen. Für Ihre Strategie spricht aus meiner Sicht die Entwicklung der Aktien der Schweizer Grossbanken. Jene Anlegerinnen und Anleger, die noch vor der Finanzkrise im Jahr 2007 etwa Papiere der Credit Suisse für damals über 90 Franken gekauft hatten und diese bis heute behalten haben, wären froh, wenn sie kurzen Prozess gemacht hätten und die Aktien schon nach der ersten starken Schwäche abgestossen hätten. Wir alle wissen: Es kam immer noch schlimmer und der Schrecken hält im Falle der CS-Aktien nach dem neusten Hedge-Fund-Debakel und den hohen Verlusten weiter an. Auch den Langfristaktionären der Konkurrentin UBS ist es nicht viel besser gegangen.

Diese Beispiele sind eindeutig und stützen Ihre Erfahrung, dass es sich oft nicht lohnt, Verluste auszusitzen. Allerdings gibt es auch interessante Gegenbeispiele. Nehmen Sie aktuell die Aktien von Dufry. Der Reisedetailhändler gehört zu den Unternehmen, die brutal von der Coronakrise betroffen sind. Ja klar, wenn deutlich weniger geflogen wird, ist Dufry gar nicht in der Lage, in den vielen Shops auf den Flughäfen in aller Welt vernünftige Umsätze zu erwirtschaften. Folgerichtig sind die Aktien vor einem Jahr beim Crash auf rund 22 Franken eingebrochen – dies, nachdem die gleichen Papiere 2017 noch auf über 170 Franken notiert hatten. Eigentlich wäre auch da im Crash 2020 die Konsequenz klar gewesen: verkaufen.

«Oft ist es in der Tat sinnvoll, reinen Tisch zu machen und enttäuschende Aktien zu verkaufen.»

Wer dennoch Geduld hatte und die Titel nicht verkaufte, wurde hingegen belohnt. Schon heute werden die Dufry-Aktien wieder auf über 60 Franken gehandelt, was einer eindrücklichen Erholung von den Tiefs entspricht, obwohl wir die Covid-19-Pandemie noch nicht überstanden haben und der Flugverkehr nach wie vor bescheiden ist. Aus meiner Sicht ist die Erholung bei Dufry nicht zu Ende: Wenn die Corona-Pandemie dann tatsächlich überwunden ist und der Flugverkehr wieder stark anzieht, dürften auch die Umsätze und Gewinne bei Dufry wieder deutlich in die Höhe gehen.

Was ich mit diesen Beispielen zeigen will: Oft ist es in der Tat sinnvoll, reinen Tisch zu machen und enttäuschende Aktien zu verkaufen. Manchmal aber lohnt sich die Geduld. Die Schwierigkeit besteht darin, zu unterscheiden, bei welchen Firmen man warten sollte und bei welchen nicht. Hilfreich ist dabei die Beurteilung des Geschäftsmodells und der Finanzkennzahlen. Wenn das Geschäftsmodell überzeugend und die Finanzbasis solide ist, würde ich auch mal bei einer schwachen Aktien etwas länger Geduld haben. Bei Dufry etwa liegt das Problem nicht am Geschäftsmodell, sondern an den Rahmenbedingungen, die sich aufgrund der Coronakrise verschlechtert haben.

Solche positiven Beispiele, bei denen sich Geduld lohnen kann, sind allerdings eher die Ausnahme. Denn für einen Verkauf und dagegen, Verluste auszusitzen, spricht auch die Tatsache, dass man immer zu wenig Kapital zu Verfügung hat und daher mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen lieber auf Aktien setzt, die auch wirklich etwas bringen, zumal wir alle nicht einen ewigen Anlagehorizont haben. Dies sollte einen aber nicht verleiten, eine Aktie gleich bei einem geringen Rückschlag abzustossen. Wenn allerdings der Trend klar negativ ist, gibt es meist wenig überzeugende Argumente zu lange an einer enttäuschenden Aktie festzuhalten.