AboReportage aus der Türkei«Warum kommt der Präsident, was hat er mir zu sagen?»
Während in der Stadt Pazarcik nach Verschütteten gesucht wird, taucht plötzlich Präsident Erdogan auf, tätschelt Kinder, gibt ein paar Plattitüden von sich, dann ist er wieder weg. Zurück bleiben Überlebende mit ihrer Wut und ihrer Verzweiflung.
Der Ausbruch ist kurz und heftig. Der junge Mann schreit und brüllt herum und stösst die Polizisten und Helfer zur Seite. Dann schleudert er sein Handy auf den Betonboden, wo es zerbricht. «Was haltet ihr mich zurück, was schiebt ihr mich beiseite? Das ist meine Familie. Das sind unsere Toten.» Gleich bei der Hypco-Tankstelle im Zentrum rollt ein Bagger auf einem Schuttberg auf und ab, räumt Trümmer beiseite, drumherum Dutzende Helfer in orangefarbenen Westen und Helmen. Vor dem Schuttberg, der einmal ein fünfstöckiges Mietshaus war, stehen die Angehörigen der verschütteten Familie von Asim Tutar. Gesucht werden: der Vater, die Mutter und die drei kleinen Kinder.