Leitzins bleibt bei 0 ProzentWas der Zinsentscheid der EZB für die Schweiz bedeutet
Europas Währungshüter steuern auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu. Wann die Zinsen erstmals wieder steigen, lassen sie aber weiter offen.
Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bleibt unverändert bei 0 Prozent, wie der EZB-Rat an seiner Sitzung vom Donnerstagmorgen entschieden hat. Dies trotz der stark gestiegenen Inflation in der Eurozone, die im März mit 7,5 Prozent den höchsten Wert erreicht hat, seit es den Euro gibt.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete den Entscheid hauptsächlich mit dem Krieg in der Ukraine. Die gegenwärtige Situation sei «von hoher Unsicherheit geprägt», der EZB-Rat wolle sich deshalb «Flexibilität wahren».
Inflation bei 2 Prozent stabilisieren
Die EZB bestätigte ihren Zeitplan, die milliardenschweren Anleihekäufe im dritten Quartal einzustellen. Die monatlichen Nettoankäufe sollen im April 40 Milliarden Euro betragen, im Mai auf 30 und im Juni auf 20 Milliarden reduziert werden.
Die Währungshüter haben sich darauf festgelegt, erst nach dem Ende der Nettokäufe die Zinsen zu erhöhen. Die erste Zinserhöhung wird es damit frühestens im dritten Quartal geben. Ein konkretes Datum wollte Lagarde nicht nennen. Man werde den Entscheid in Abhängigkeit der aktuellen Daten fällen.
Die EZB hatte die Inflationsdynamik in den letzten Monaten stark unterschätzt. Die Inflation werde auch in den kommenden Monaten hoch bleiben, vor allem aufgrund des starken Anstiegs der Energiekosten, erklärte Lagarde. Mittelfristig will die EZB die Inflation bei 2 Prozent stabilisieren. Die EZB befindet sich auf einer Gratwanderung. Die Währungshüter fürchten, mit einer zu schnellen oder zu kräftigen Zinserhöhung die Konjunktur abzuwürgen.
Folgen für die Schweizerische Nationalbank
Die Inflation in der Schweiz war im März auf 2,4 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Oktober 2008, und er liegt klar über dem Ziel der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von bis zu 2 Prozent. Der Hauptgrund sind die stark erhöhten Energiepreise.
Mit der Aussicht auf Zinserhöhungen in der Eurozone verringert sich der Druck auf die SNB. Solange die EZB mit ihren Anleihekäufen die Zinsen nach unten drückt, fliesst Kapital in den Franken, und die Nationalbank sieht sich gezwungen, mit Devisenkäufen und Negativzinsen dagegenzuhalten. Seit dem Angriff auf die Ukraine dürfte die SNB deshalb schätzungsweise 14 Milliarden Franken für Devisenkäufe eingesetzt haben.
Erst wenn die EZB die Zinsen erhöht, kann die Nationalbank folgen und die Negativzinsen von 0,75 Prozent reduzieren oder gar aufheben. Die erste Zinserhöhung ist jedoch erst im Laufe des nächsten Jahres zu erwarten.
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