Steven Wood will in den VerwaltungsratWas der Sprengkandidat aus New York mit der Swatch Group vorhat
Ein Amerikaner will gegen den Willen der Besitzerfamilie Hayek die Swatch Group umkrempeln. Erstmals spricht Steven Wood über seine Pläne für den Uhrenkonzern.

- Der US-Investor Steven Wood strebt mit seinem Aktienanteil von 0,5 Prozent einen Verwaltungsratssitz bei der Swatch Group an.
- Die Familie Hayek lehnt Woods Kandidatur wegen fehlender Verbindung zur Schweiz ab.
- Exklusiv erläutert Wood seine Vorschläge, den Uhrenkonzern schlagkräftiger zu machen.
- Unter anderem soll die Swatch Group das Potenzial ihrer Prestigemarken besser ausschöpfen.
Der Gegensatz ist augenfällig: auf der einen Seite Steven Wood, der als Gründer und Geschäftsführer der US-Investmentgesellschaft Greenwood Investors für Wirbel im Verwaltungsrat der Swatch Group sorgt.
Auf der anderen Seite die Familie Hayek, die das Unternehmen mit Sitz in Biel kontrolliert und seit jeher die Exzesse der Finanzmärkte scharf kritisiert.
Der Amerikaner Wood will als Vertreter der Besitzer von Inhaberaktien ins Aufsichtsgremium des Schweizer Uhrenkonzerns mit Marken wie Omega, Longines und Swatch einziehen. Bei einer Inhaberaktie ist der Gesellschaft nicht bekannt, wem die Anteile der Firma namentlich gehören.
Die Hayeks um Konzernchef Nick Hayek und Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek stemmen sich gegen einen Einzug von Wood in den Verwaltungsrat. Mit Jean-Pierre Roth sei bereits ein Vertreter der Inhaberaktionäre fürs Aufsichtsgremium bestimmt worden, lautet eines der Argumente.
Im exklusiven Gespräch erläutert der Investor aus New York erstmals seine Beweggründe. «Die Swatch Group ist eine Schweizer Traditionsfirma mit unglaublichem Potenzial», sagt der 42-Jährige. «Aber ich stelle fest, dass diese Leistungsstärke nicht ausgeschöpft wird.» Der Konzern sei unterbewertet, und strategische Verbesserungen seien dringend notwendig. Er sei jedoch nicht auf Konfrontation aus.
Woods Firma vertritt einen Anteil von 0,5 Prozent an der Swatch Group. Er prüfe nun, inwiefern er seine Beteiligung erhöhen wolle. Mit 0,5 Prozent ist Wood dazu berechtigt, für den Verwaltungsrat der Uhrengruppe zu kandidieren. Er ist überzeugt, dass der Konzern eine Neuausrichtung braucht, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden und im globalen Wettbewerb zu bestehen.
Wie Wood sagt, hat er für die anstehende Generalversammlung noch einmal «mit Nachdruck» um ein Traktandum gebeten, das eine separate Wahl eines Vertreters der Inhaberaktionäre in den Verwaltungsrat ermöglicht. Sein Anliegen stützt er auf Urteile des Bundesgerichts.
Bis Mittwoch hat die Swatch Group Zeit, die Traktandenliste anzupassen, ohne das veröffentlichte Datum der Generalversammlung vom 21. Mai verschieben zu müssen.
Seinen Ansatz bezeichnet Wood als «konstruktivistisch». Er beabsichtigt eine enge sowie partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Management und dem Verwaltungsrat. Er wolle keines der sieben Mitglieder des Verwaltungsrats verdrängen, sondern als achtes Mitglied gewählt werden und so seine Ideen einbringen.
Steven Wood will «bester Verbündeter» der Hayeks sein
«Ich bin kein aktivistischer Aktionär. Ich strebe eine konstruktive Beziehung mit der Familie Hayek an, möchte mit ihr zusammenarbeiten und ihr bester Verbündeter sein», erklärt Wood. Insbesondere Konzernchef Nick Hayek erlebe er als eine Art Steve Jobs der Uhrenindustrie «mit einem Talent für Kreativität und Kommunikation», sagt Wood in Anspielung auf den Gründer von Apple.
Diese Redaktion weiss: Wood hat sich in den vergangenen zwölf Monaten intensiv mit der Swatch Group beschäftigt. Dazu hat er zahlreiche Gespräche mit Analysten, Branchenkennern und ehemaligen Managern aus der Schweizer Uhrenindustrie geführt. Die Ergebnisse sind in ein ausführliches Papier geflossen, das er der Swatch Group zugestellt hat.
Wood gewährte dieser Redaktion einen Einblick in eine Präsentation, welche die wichtigen Erkenntnisse in Kurzform wiedergibt. Darin listet Greenwood Investors die Stärken und Schwächen der Swatch Group auf. Zudem macht die Investmentgesellschaft konkrete Vorschläge für Verbesserungen.
So sieht Wood Potenzial in den Luxusuhrenmarken Breguet und Omega sowie im Juwelier Harry Winston. «Diese Marken haben eine grosse Strahlkraft und eine reiche Geschichte, aber die Swatch Group nutzt deren Erbe nicht optimal», sagt Wood.
Swatch Group soll Generation Z besser ansprechen
Er schlägt vor, das Kauferlebnis für die Kundschaft persönlicher zu gestalten, die Exklusivität von Marken durch auserlesene Modelle zu betonen und die Kundenbindung zur Generation Z (Jahrgänge 1997 bis 2012) zu stärken. Diese Altersgruppe gelangt zusehends in den Arbeitsmarkt, wird dadurch kaufkräftig und deshalb interessant für Hersteller von Luxusgütern.
Gleichzeitig müsse die Swatch Group ihre Kommunikation mit den Kapitalmärkten verbessern, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen und den schwächelnden Aktienkurs zu stabilisieren: «Es gilt, die Glaubwürdigkeit des Unternehmens durch ein offensives Narrativ zu stärken, anstatt die Deutungshoheit anderen zu überlassen.»

Doch die Familie Hayek scheint wenig begeistert von Woods Plänen. In der Einladung zur Generalversammlung lehnt die Swatch Group die Wahl von Wood in den Verwaltungsrat ab. Als Hauptgrund wird die fehlende Verbindung des Amerikaners zur Schweiz angeführt.
Wood zeigt sich darüber enttäuscht: «Die Swatch Group ist internationalen Märkten ausgesetzt.» «Für sie ist es deshalb wichtig, dass die Geschäfte weltweit rundlaufen.» Als Amerikaner, der die Finanzmärkte gut kenne, könne er eine globale Sicht und Vielfalt in den rein schweizerischen Verwaltungsrat einbringen.
Ein weiterer Kritikpunkt der Swatch Group ist Woods Engagement im Verwaltungsrat des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo. Dies stelle ein Reputationsrisiko dar.
Wood weist Kritik der Swatch Group zurück
Wood weist diese Bedenken zurück. Für ihn ist Leonardo kein Rüstungskonzern, sondern eine Firma für Sicherheitstechnologie. Das Unternehmen stelle mehrheitlich Ausrüstung für die Landesverteidigung wie Radargeräte und Sensoren her. In Zeiten von bewaffneten Konflikten in Europa und Diskussionen um Aufrüstung sehe er sein Engagement bei Leonardo nicht als Belastung für die Swatch Group.
Die Swatch Group teilt mit, dass die Haltung des Verwaltungsrats «in Bezug auf Steven Wood bekannt» und in der Einladung an die Aktionäre zur Generalversammlung «sehr klar erläutert» sei. Zudem treffe es «in keiner Weise zu», dass Wood Vorschläge zur Weiterentwicklung der Prestigemarken und der Firma unterbreitet habe.
Mit der Debatte um Woods Kandidatur stellt sich die Frage, wie offen eine traditionsreiche Firma für ausländische Einflüsse und neue Aktionärsinteressen sein soll. Die Swatch Group ist in Familienhand, und Hayeks halten mit rund einem Viertel des Kapitals fast 43 Prozent der Stimmen. Damit ist die Wahl Woods praktisch ausgeschlossen.
Trotzdem bleibt Wood zuversichtlich. «Ich bin nicht angetreten, weil ich keine Chance gesehen habe. Ich bin angetreten, weil ich glaube, dass die Inhaberaktionäre eine Vertretung im Verwaltungsrat wünschen.» Das zeige sich in den vielen Zuschriften, die er von Anlegern erhalten habe. «Die Leute ermutigen mich, die Sache durchzuziehen», sagt er.
Fehler gefunden?Jetzt melden.