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Phänomen American Football
Warum sich ein Amateurclub vier ausländische Profis leistet

Markante Erscheinung: Clark Evans ist einer von rund zwanzig Spielern, die in der Schweizer Liga vom American Football leben können.
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Er träumte von einer Karriere als Football-Profi in der besten Liga der Welt, der amerikanischen NFL. Aber scheiterte. Nun lebt er seinen Traum doch – einfach auf eine etwas andere Weise: als bester Football-Spieler der Schweiz.

Quarterback Clark Evans (32) stammt aus Kalifornien und betrieb seinen Sport am College auf höchstem Niveau. Weil in diesem Sport aber ein hohes Niveau manchmal nicht gut genug ist, begab er sich stattdessen auf eine Reise durch Europa. Evans spielte in Slowenien und Deutschland, kam dann in die Schweiz, zog nochmals weiter nach Frankreich und kehrte zurück, zuerst nach Bern, und nun ist er in Zürich angekommen. Als inzwischen dreifacher Schweizer Meister und einmaliger französischer Champion.

Mit Evans gewinnen sie wieder

Mit Evans als Quarterback, der wichtigsten Position im American Football, haben die Zurich Renegades Chancen auf ihren ersten Meistertitel seit 2008. Am Samstag treffen sie im Playoff-Halbfinal auf Thun. Zum Vergleich: In den zwei Saisons vor Evans’ Ankunft konnten die Zürcher nur eine einzige Partie für sich entscheiden. Beide Spielzeiten beendeten sie auf dem letzten Platz. Nur die Relegation rettete sie vor dem Abstieg.

Evans sticht im Kader heraus, sein Einfluss ist enorm. Vor der Saison verliessen neun Teamstützen die Renegades in Richtung der Helvetic Guards,
der neu gegründeten Schweizer Profi-Football-Franchise in der European League of Football. Und trotzdem sind die Renegades so gut wie seit fast zehn Jahren nicht mehr.

Der amerikanische Spielmacher sticht aber vor allem auch heraus, weil er neben dem mexikanischen Cheftrainer Alonso Espinosa und zwei weiteren Importspielern eine Profi-Ausnahme im Kader der Renegades ist. Die anderen Teamkameraden sind reine Amateure und zahlen jährlich einen Mitgliederbeitrag, damit sie spielen dürfen. Drei Trainings pro Woche sind die Norm.

Enorm gestiegenes Niveau

«Auf gewissen Positionen geht es nicht ohne Profis», sagt Daniel Toggenburger, einst selbst Spieler und mittlerweile strategischer Berater der Renegades. Dies, obschon American Football in der Schweiz noch immer eine Randsportart ist. Das Niveau sei in den vergangenen zehn Jahren enorm gestiegen, wodurch kompetitiver Football ohne Profis unmöglich geworden sei.

Doch mit einem Budget von rund 150’000 Franken ist das für die Renegades finanziell eine riesige Herausforderung, die Aufwände für die Profis stellen den grössten Posten dar. Neben einem Fixlohn zahlen die Renegades ihnen eine Wohnung und übernehmen die Kosten von Zugtickets und Fitnessabos. Finanziert werden diese Kosten durch Sponsoren und Mitgliederbeiträge.

Rund 250 Mitglieder zählen die Renegades. Spieler der 1. Mannschaft zahlen einen jährlichen Betrag von knapp 1200 Franken. Selbst bei den Junioren sind es fast 1000 Franken. Und jeder zusätzliche Franken ist willkommen. Umso wichtiger war der Sieg im letzten Spiel der Regular Season vor zwei Wochen gegen die Thun Tigers, welche auch der Gegner im Halbfinal sein werden. Im Direktduell gewannen die Renegades den Heimvorteil und erwarten am Samstag im Utogrund gegen 1000 Zuschauer.

«Es ist mein Hauptziel, American Football in der Schweiz voranzubringen. Ich versuche, jeden so gut wie möglich zu machen.»

Clark Evans, Quarterback der Zurich Renegades

Im Gegenzug übernimmt Evans viel Verantwortung. Er ist nicht nur Spieler, sondern fungiert zusätzlich als Offensive Coordinator. Als solcher entwickelt und zeichnet er die Spielzüge, studiert diese mit dem Team ein und kündigt sie während der Partie gleich persönlich auf dem Feld an.

Als Offensive Coordinator kreiert Clark Evans die Spielzüge der Offensive.

Mit seiner Erfahrung entwickelte er auch Führungsqualitäten. Im Training der Renegades ist dies gut erkennbar. Er pusht und fordert seine Mitspieler. Evans sagt: «Es ist mein Hauptziel, American Football in der Schweiz voranzubringen. Ich versuche, jeden so gut wie möglich zu machen.» Auch könne er sich gut vorstellen, in Zukunft das Schweizer Nationalteam zu coachen. Doch bis dahin will er noch so lange spielen, wie es sein Körper erlaubt.

Als Evans’ Zeit im Hochschulsport vor zehn Jahren zu Ende ging, führte sein Berater Gespräche mit mehreren Clubs aus der National Football League (NFL). Doch weil in der US-Profiliga Geschwindigkeit und Athletik noch höher gewichtet werden als die Spielintelligenz, seine grösste Stärke, platzte sein Traum. Dies bewog ihn dazu, seinen Weg in Europa einzuschlagen. Damit ist er sehr zufrieden. Er sagt: «Ich sah ein, dass die NFL nichts für mich ist. Aber jetzt bin ich in Europa und superglücklich, hier zu sein. Ich liebe es, in der Schweiz zu leben.»