Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Rettung ohne neue Investoren
Warum Spuhlers Einstieg bei Swiss Steel in letzter Minute scheiterte

Er war bereit für einen Einstieg bei Swiss Steel: Der Chef und Eigentümer des Zugbauers Stadler Rail, Peter Spuhler, 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Er gilt als einer der erfolgreichsten Unternehmer des Landes: Peter Spuhler. Der Ex-SVP-Politiker hat den Zugbauer Stadler Rail gross gemacht und ist an diversen Industriefirmen beteiligt. Kein Wunder fällt sein Name rasch, wenn es darum geht, einem Schweizer Traditionskonzern wieder auf die Beine zu helfen: Swiss Steel, die bis vor kurzem noch Schmolz + Bickenbach hiess, war während des Sommers angesichts hoher Verluste und einer Absatzflaute händeringend auf der Suche nach frischem Geld. Das Überleben des Unternehmens mit gut 10’000 Mitarbeitern sollte nicht nur durch Kredite und Staatshilfen, sondern auch durch den potenziellen Einstieg neuer Investoren gesichert werden.

Spuhler war zur Stelle: Medienberichten zufolge bot er über 100 Millionen Franken – im Gegenzug für eine Beteiligung von rund 25 Prozent. Das stiess bei vielen Swiss-Steel-Investoren auf Zustimmung. Unter ihnen ist von einem «zielführenden Paket» die Rede, das begrüsst wurde. Allerdings wurde nichts daraus, wie am vergangenen Freitag bekannt wurde. Warum bloss?

Hauptaktionär Haefner investiert lieber selber

Der erste Grund liegt darin, dass beim Konzern nichts ohne die Zustimmung des Hauptaktionärs Martin Haefner geht. Der Eigentümer des Autoimporteurs Amag hält 49,6 Prozent der Aktien und verfügt somit über eine Kontrollmehrheit. Er hatte seine Beteiligung erst vor knapp einem Jahr ausgebaut. Bei einem Einstieg von Spuhler hätte er an Einfluss verloren, so die eine Version. Die andere ist laut der «Handelszeitung», dass Haefner von der Meldung abgeschreckt wurde, dass Spuhler werde russischer Honorarkonsul in der Schweiz werd. Spuhler hat die Meldung zwar mittlerweile dementiert. Haefner aber soll eine firmeninterne Oppositionsfront, bestehend aus Spuhler und dem russischen Swiss-Steel-Grossaktionär Viktor Vekselberg, gefürchtet haben.

Er entscheidet, wo es bei Swiss Steel langgeht: Ankeraktionär Martin Haefner.

So oder so: Statt einen neuen Investor an Bord zu holen, springt Haefner dem Unternehmen nun selbst mit einem weiteren Kredit über 130 Millionen Euro bei. Hinzu kommen Staatskredite aus der Schweiz und Frankreich von rund 70 Millionen Euro. Damit ist die Finanzierungslücke geschlossen.

Auch ZKB-Analyst Philipp Gamper hält die Zukunft der Firma mit dem weiteren Engagement von Haefner für gesichert. «Haefner ist bereits sehr stark engagiert. Er ist schon lange mit dabei und weiss, dass das eine langwierige Geschichte ist und der Turnaround Zeit braucht», sagt Gamper.

Das Geschäft zieht an

Neben dem Kredit Haefners gibt es noch einen weiteren Grund, warum die Firma nun erst mal doch keinen neuen Investor braucht: Im vergangenen dritten Quartal hat sich das Geschäft besser entwickelt. Das Unternehmen konnte wieder mehr Stahl an Autobauer verkaufen, die die Produktion nach dem Lockdown im Frühjahr aufnahmen. Auch im Oktober ging es bergauf. «Es kommt wieder ein bisschen Musik rein», sagt Firmenchef Clemens Iller. Der Verlust im dritten Quartal verringerte sich auf 66,3 Millionen Euro nach einem Minus von 432,2 Millionen Euro im Vorjahresquartal, wie der Konzern am Mittwochmorgen mitteilte.

Für alle Zeiten vom Tisch scheint der Einstieg eines Investors jedoch nicht: Swiss Steel will weiterhin Gespräche mit Interessenten führen. Denn die aktuelle Finanzierung ermögliche keine grossen Sprünge. «Da würde man sich mehr wünschen», sagt Finanzchef Markus Böning.

Ein mittelfristiger Einstieg eines neuen Investors könnte auch im Interesse von Haefner sein: Denn bis Ende 2024 muss er seinen Anteil auf unter 33,3 Prozent zurückfahren. Macht er das nicht, muss er nach einer Verfügung der Finanzmarktaufsicht den übrigen Swiss-Steel-Aktionären ein Pflichtangebot unterbreiten.