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Warum meine Tochter keinen Bikini trägt

Wie Mama durch den Sand laufen: Viele Mädchen träumen vom Bikini.

«Bitteeeee, Mami! Bitte, bitteeee!», versuchte meine Tochter kürzlich ihr Glück in der Kinderkleiderabteilung. Ich blieb bei meinem Nein: Auch diesen Sommer wird sie in der Badi keinen Bikini tragen. Obwohl sie «sooo mega gern» einen hätte. Und obwohl «alle!!» anderen Mädchen vom Kindergarten einen haben. Im Moment ist ein Bikini für sie so unerreichbar wie das gleichnamige Atoll in der Südsee. Und daran wird sich in den nächsten Jahren auch nichts ändern. Das hat seine Gründe, nämlich:

Bikinis sind für Frauen. 

Gemäss Duden ist ein Bikini ein «knapper, aus Ober- und Unterteil bestehender Damenbadeanzug». Da haben wir es: Damen! Ein Bikini ist ein Kleidungsstück für Frauen. Erwachsene Menschen also mit grösseren oder kleineren sekundären Geschlechtsmerkmalen irgendwo zwischen Schlüsselbein und Bauchnabel. Haben Mädchen im Kindergartenalter schon Brüste? Nein. Müssen Mädchenbrustwarzen im Gegensatz zu Bubenbrustwarzen bedeckt werden? Nein. Also könnten eigentlich alle Kinder in Badehosen baden. Ich verstehe aber den Wunsch vieler Mädchen, in der Badi eindeutig als solche erkannt zu werden. Dazu ist aber kein Bikini nötig. Ein Badeanzug sagt genug aus über die Geschlechtszugehörigkeit.

Bikinis haben eine versteckte Botschaft. 

Frauen bekleiden und betonen mit Bikinioberteilen ihre Brüste, manchmal bedecken winzige Stoffdreiecke nur knapp die Brustwarzen. Das sieht in vielen Fällen sexy aus – was ja auch die Idee hinter einem Bikini ist. Möchte ich, dass meine sechsjährige Tochter sexy aussieht? Nein. Damit Sie mich richtig verstehen: Ich finde kleine Mädchen im Bikini keineswegs sexy. Und ich unterstelle dies auch keinem Mann – Pädophile ausgenommen. Aber gewisse Kleidungsstücke aus der Erwachsenenwelt stellen einen eindeutigen Kontext her und betonen die weibliche Sexualität. Ein Mädchen im Stringtanga-Badehösli oder im Leopardprint-Minirock sendet ungewollt sexuelle Signale aus, die es selbst noch gar nicht versteht. Natürlich möchte das Kind vielleicht nur die Mama nachahmen. Aber es liegt an mir als Mutter, die Grenze festzulegen, was in dieser Hinsicht okay ist und was nicht. Ich sage zum Beispiel Ja zu Pumps für die Verkleiderlikiste, aber Nein zu Shorts mit freier Sicht auf die Unterhosen, Bustiers in Grösse 116 und ähnlichen Kleidungsstücken mit Lolita-Effekt.

«Körbchen und Hosenfront leicht unterfüttert»: Modell Benetton.

Bikinis sind unpraktisch. 

Sind Sie schon mal im Triangelbikini vom Dreimetersprungturm gehüpft? Ich schon. Und bei mir gibt es übrigens nicht viel, das dem Bikinioberteil Halt geben könnte. Ich muss also noch vor dem Auftauchen das Stöffli wieder an den rechten Ort rücken. Vielleicht sehe ich im Bikini ganz schön gut aus. Aber für Turmsprünge und ähnliche Aktivitäten gibt es geeignetere Outfits. Nicht umsonst werden die Mädchen im Schwimmkurs dazu angehalten, Badeanzüge mit geeigneten Trägern anzuziehen – also nichts mit Neckholder-Bändeln, Rüscheli und Mäscheli. Meine Tochter soll in der Badi schwimmen, rennen, springen und rutschen – und nicht in erster Linie chic oder herzig aussehen. Ein weiterer Vorteil vom Badekleid: Das Kind ist schneller eingecremt und besser vor der Sonne geschützt.

Ginge es nach mir, würde meine Tochter in der Badi ein dunkelblau-weiss gestreiftes Badekleid mit Kreuzträgern und Sonnenschutzfaktor 50 tragen. Ihr dagegen schwebt ein Bikini in leuchtendem Pink mit Volants vor. Wahrscheinlich werden wir uns irgendwo in der Mitte treffen: Das Modell Kompromiss ist ein hellblauer Tankini, geschmacklos verziert mit der lächelnden Eiskönigin Elsa.

Dieser Artikel wurde erstmals am 10. Mai 2016 publiziert und am 31. Juli 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.