Geldblog: VermögensverwaltungWarum man Anlageprodukte nicht mit Sparkonten vergleichen kann
Mit ihrem Produkt Easy Invest bietet die Axa bereits auf tiefen Beträgen eine Vermögensverwaltung an – bei den Gebühren gibt es allerdings Fragezeichen.
Wie schätzen Sie das Produkt Easy Invest der Axa ein ein? Grundsätzlich, aber auch punkto Kosten, Sicherheit und Chancen? Ist es eher sinnvoll für kurz- oder längerfristige Anlagestrategien? Da das Risikoprofil wählbar ist und jederzeit Geld wieder abgezogen werden kann, könnte man sagen, dass es an ein Sparkonto herankommt. Im Sinne von: Ich parkiere mal mein Geld dort, das ich grad nicht brauche? Leserfrage von A.B.
Für die grossen Versicherer wie Axa wird neben dem Kerngeschäft Versicherungen auch das lukrative Vermögensverwaltungsgeschäft immer wichtiger. Hier machen sie den Banken zunehmend Konkurrenz und versuchen, sich ein Stück vom begehrten Kuchen zu holen. Vor diesem Hintergrund ist das Produkt Easy Invest der Axa zu sehen. Dabei handelt sich um eine standardisierte Vermögensverwaltung, die auf Fondsbasis und weitgehend digital funktioniert, aber bei der man auch die Expertise des Vorsorgeberaters der Axa nutzen kann. Auf der Basis des zuvor ermittelten Kunden- und Risikoprofils der Anleger wird das Geld in einen Mix von Exchange Traded Funds (ETFs), Indexfonds und zum Teil auch aktiven Fonds angelegt.
Positiv ist, dass man bereits ab kleinen Beträgen von 7500 Franken einsteigen und sein Geld professionell auf der Basis seines Anlageprofils verwalten lassen kann und eine breite Diversifikation erreicht. Das Paket umfasst auch die Überwachung des Portfolios und einen Steuerausweis. Die Anlagestrategie kann man jederzeit gemäss seinen eigenen Vorstellungen anpassen. Zudem bleibt man auch sonst flexibel, da Ein- und Auszahlungen jederzeit möglich sind und es keine Kündigungsfrist gibt.
Selbst wenn Sie eine konservative Strategie fahren, müssen Sie immer mit Buchverlusten rechnen.
Dennoch halte ich einen Vergleich von solchen Produkten mit einem Sparkonto, wie Sie es in Ihrer Frage ansprechen, für falsch und für gefährlich. Ja, Sie können bei Easy Invest jederzeit aussteigen, doch Sie müssen sich gut überlegen, zu welchem Preis Sie dies tun. Denn das Ersparte steckt in verschiedenen Fonds, ist also keineswegs liquid, wie es auf dem Bankkonto ist.
Wenn Sie aus irgendeinem Grund Geld brauchen und bei Easy Invest aussteigen möchten, werden die Fonds verkauft und Sie bekommen das Geld. Sie müssen aber damit rechnen, dass die Kurse Ihrer Fonds, in die Ihr Sparbatzen gemäss Ihrer Strategie investiert wurden, tief sind. In diesem Fall würden Sie die Buchverluste realisieren, die es jederzeit geben kann, wie es die aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten gerade gut vor Augen führen, und Sie würden allenfalls deutlich weniger Geld ausbezahlt bekommen als Sie einbezahlt haben. Sie tragen bei diesem Produkt wie bei jeder Vermögensverwaltung ein Anlagerisiko. Wie gross dieses ist, hängt von der gewählten Anlagestrategie ab.
Aber selbst wenn Sie eine konservative Strategie fahren, müssen Sie immer mit Buchverlusten rechnen. Darum sollte man solche Produkte nie mit einem Sparkonto vergleichen, sondern sie als das einstufen, was sie sind: Eine Anlage mit mehr oder weniger grossem Anlagerisiko, womit sich auch die Flexibilität ziemlich relativiert.
Wenn man die Investitionsgebühr mitberücksichtigt, ist Easy Invest klar teurer als andere vergleichbare Instrumente.
Aus meiner Sicht sollte man eine solche Vermögensverwaltung denn auch nur mit einem längeren Anlagehorizont von mehreren Jahren nutzen und nur Gelder investieren, die man ganz bestimmt in den nächsten Jahren nicht benötigt. Gratis gibt es auch diese Vermögensverwaltung natürlich nicht: Pro Jahr werden 0,8 Prozent des Guthabens an Gebühren verrechnet. Dazu kommen Produktgebühren, die dem genutzten Fonds direkt verrechnet werden. Da mehrheitlich kostengünstige Exchange Traded Funds und Indexfonds genutzt werden, sollten diese Gebühren 0,4 Prozent pro Jahr nicht übersteigen. Dennoch sind dies alles Gebühren, die von Ihrer Rendite weggehen. Die Jahresgebühr von 0,8 Prozent sowie die Produktkosten sind in einem vergleichbaren Rahmen, wie man es auch von ähnlichen Vermögensverwaltungsprodukten von Banken und Fintechs kennt.
Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist die Tatsache, dass für die Anlage des Kapitals auch noch eine Investitionsgebühr von 1,25 Prozent der Investition zusätzlich zu den obigen Pauschalgebühren verrechnet werden. Wofür diese ist, bleibt für mich schleierhaft, zumal man ja bereits Pauschal- und Produktgebühren zahlt. Wenn man diese Investitionsgebühr mitberücksichtigt, ist Easy Invest denn auch klar teurer als andere vergleichbare Instrumente von Banken und Fintechs.
Interessant ist, dass die Axa das über Easy Invest verwaltete Wertschriften- und Cashguthaben bei der Bank CIC verwahren lässt. Die Bank CIC bietet jedenfalls mit CleverCircles selbst eine standardisierte digitale Vermögensverwaltung für Privatkunden an, die aus meiner Sicht gegenüber dem Produkt Easy Invest keine offensichtlichen Nachteile aufweist. Abgesehen von der Möglichkeit, dass man bei Easy Invest auch Unterstützung beim Vorsorgeberater der Axa holen kann. Doch ein wichtiger Pluspunkt ist, dass sie bei vergleichbar tiefen Produktgebühren mit einer Pauschalgebühr von lediglich 0,65 Prozent ab 5000 Franken, 0,55 Prozent ab 100’000 Franken und 0,45 Prozent ab 200’000 Franken deutlich günstiger. Und eine Investitionsgebühr wie sie bei Easy Invest verrechnet wird, gibt es hier auch nicht.
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