Euro: Englands umstrittener ElfmeterWarum der VAR beim Penalty alles richtig machte
Der umstrittene Elfmeterpfiff für England ist mal wieder Wasser auf die Mühlen aller Kritiker des Videoschiedsrichters. Dabei handelte er korrekt – und in ihrem Sinne.

Um es vorwegzunehmen: Ja, es wäre schön gewesen, Dänemark im EM-Final zu sehen. Nach dem schrecklichen Erlebnis vom Startspiel, als Christian Eriksen auf dem Platz kollabierte, wäre diesem Team sogar der Titel von Herzen zu gönnen gewesen. Hinzu kommt der erfrischende Fussball, den die Dänen gegen England zumindest eine Halbzeit lang zeigen konnten.
Aber in der Verlängerung waren die Engländer tonangebend – und belohnten sich. Oder sie wurden belohnt. Je nach Sichtweise. Es brauchte schon ein scharfes Auge, um den Kontakt von Joakim Maehles Knie mit Raheem Sterlings Oberschenkel zu erkennen. Mathias Jensens Rempler war da schon etwas ruppiger, aber da nahm Sterling, im Strafraum gern besonders leichtgewichtig, Maehles Kontakt bereits dankend an. Der englische Stürmer sagte danach: «Er berührt mein Bein – ein klarer Penalty.» Viele Fussballfans sehen das anders, SRF-Kommentator Sascha Ruefer war ausser sich. Die grassierende Meinung: Wo war der VAR? Warum griff er nicht ein? Dabei machte er in Wahrheit alles richtig.
Im Sinne der VAR-Kritiker gehandelt
Der Fussball werde klinisch, war so ein beliebtes Argument gegen die Einführung des Videoschiedsrichters. Ein anderes: Es werde ständig Unterbrüche geben, womöglich minutenlange. Um die zu verhindern, gilt die Norm: Der VAR darf nur bei offensichtlichen Fehlentscheiden eingreifen. Weil bei besagter Szene jedoch gut erkennbar gleich zwei Berührungen stattgefunden haben, obliegt deren Interpretation dem Schiedsrichter auf dem Platz. Klar, der VAR hätte noch fünf Minuten länger schauen und Danny Makkelie vor den Bildschirm zitieren können, der dann ebenso lange analysiert hätte. Aber wollte man eben genau das nicht?
Exakt dieselben Verfechter des schönen Sports monieren übrigens auch, dass die Partie kurz vor dem entscheidenden Pfiff hätte unterbrochen werden sollen, weil ein zweiter Ball auf dem Feld war. Der frühere deutsche Spitzenschiedsrichter Lutz Wagner sagt dazu jedoch: «Offenbar hat Makkelie keine Beeinflussung des Spielgeschehens und der beteiligten Spieler festgestellt, dann muss er auch nicht unterbrechen.» Auch hier gilt also: nur unterbrechen, wenn wirklich nötig.
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Zurück zum Elfmeter: Natürlich lässt sich darüber streiten, ob man in der Verlängerung eines EM-Halbfinals tatsächlich einen solchen Penalty pfeifen muss. Hätte Makkelie weiterlaufen lassen, der VAR hätte sich kaum gemeldet. Ebenso wenig übrigens, hätte Remo Freuler im Viertelfinal gegen Spanien nur Gelb gesehen. Aber dass der Videoschiedsrichter den Referee nicht überstimmt, sobald Interpretationsspielraum besteht, ist nur richtig. Und doch eigentlich im Sinne aller VAR-Kritiker.
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