Schiedsrichter Oliver in der KritikDas sagt Urs Meier zum Platzverweis gegen Remo Freuler
Der Schweizer Mittelfeldspieler sieht gegen Spanien für ein Tackling Rot. Die Fans der Nati nerven sich über den Schiedsrichter. Zu Recht?
Es war die meistdiskutierte Szene im Schweizer Viertelfinal gegen Spanien: In der 77. Minute stieg Remo Freuler in einen Zweikampf. Er grätschte, traf den Ball – aber auch den Spanier Gerard Moreno. Der englische Schiedsrichter Michael Oliver zögerte keine Sekunde und zeigte dem Zürcher Oberländer die Rote Karte. Der VAR griff nicht korrigierend ein. «Leider mussten wir dann 50 Minuten mit einem Mann weniger spielen gegen einen Gegner, bei dem es schon elf gegen elf schwierig ist», sagte Nationaltrainer Vladimir Petkovic.
Der Platzverweis erhitzte die Gemüter – nicht nur in der Schweiz. In den sozialen Medien wurde ausgiebig über die Szene diskutiert. Die meisten User empfanden die Rote Karte als zu hart, Oliver wurde auf seinem Instagram-Account von vielen Fans angefeindet.
Doch was sagen die Experten? War Olivers Entscheid vertretbar? Ja, findet der ehemalige Premier-League-Schiedsrichter Peter Walton. Freuler habe mit seinem gestreckten Bein eine Verletzung seines Gegenspielers billigend in Kauf genommen. «Deshalb liegt Michael Oliver richtig.»
«Passt nicht ins Bild»
Anderer Meinung ist der ehemalige Schweizer Spitzenschiedsrichter Urs Meier. «Der Platzverweis passt nicht ins Bild dieses sehr fairen Spiels und des Turniers.» Oliver habe wohl gedacht, Freuler sei mit offener Sohle in seinen Gegenspieler gegrätscht. Das war aber nicht der Fall. «Wenn Oliver sich die Szene heute nochmals anschaut, wird er sagen: Mit der Roten Karte bin ich über das Ziel hinausgeschossen.»
Meier nennt den Entscheid des Engländers jedoch «nicht komplett falsch». Deshalb, so vermutet er, verzichtete der VAR auf einen korrigierenden Eingriff. Der Ex-Schiedsrichter spricht von einem Foul im dunkelgelben Bereich. Man könne es mit einer Roten Karte sanktionieren, wenn die Spieler zuvor immer wieder überhart eingestiegen seien. «Dann kommt der Entscheid mit Ansage, so war er zu stark.» Dass Oliver in der Spielleitung von seiner Linie abwich, überraschte Meier. Schliesslich gilt der Engländer als Referee, der gemeinhin viel laufen lässt.
Meier fühlte sich am Freitag an seine eigene Geschichte erinnert. 2004 machten ihn die Engländer zum Sündenbock für ihr EM-Aus gegen Portugal. Der Schweizer hatte damals das vermeintliche Siegtor der Engländer wegen eines Fouls annulliert. «Der Entscheid war absolut korrekt.» Das könne man bei Freulers Platzverweis nicht sagen.
«Nicht einmal mehr tacklen kann man»
Auch für den deutschen Ex-Schiedsrichter und ZDF-Experten Manuel Gräfe war die Rote Karte gegen Freuler zu hart. Gelb hätte bei der Aktion gereicht, sagte Gräfe während des Live-Spiels. Pointierter drückte es Gary Lineker aus. «Wieder eine Rote Karte für so gut wie nichts», fand der ehemalige englische Spitzenfussballer. Julian Weigl, Teamkollege von Haris Seferovic bei Benfica Lissabon, sprach gar von einem Witz. Und Arsenal-Spieler Rob Holding empörte sich: «Rote Karte???! Nicht einmal mehr tacklen kann man.»
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Der Dank von Fabregas
Zu einem differenzierteren Urteil kamen – ähnlich wie Urs Meier – die Schiedsrichter-Experten des Podcasts Collinas Erben. «Stellt man die Entscheidung in den Kontext eines bisher keineswegs harten Spiels, hätte Gelb, eben weil es hier einen Ermessensspielraum gab, besser zur Partie und zu Olivers Spielleitung gepasst. Es ist keine Begegnung, die in diesem Moment nach einem Feldverweis rief.» Ein absoluter Fehlentscheid sei der Platzverweis von Freuler aber nicht. «Für Rot sprechen dagegen die hohe Intensität und die Tatsache, dass man auch ohne offene Sohle gesundheitsgefährdend spielen kann (siehe den umgeknickten Fuss).»
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Und was sagten die betroffenen Schweizer? Nationalcoach Vladimir Petkovic nannte Olivers Entscheid «fragwürdig» und «zu hart». Deutlich weiter ging der ehemalige spanische Nationalspieler Cesc Fabregas. Der zweifache Europameister, als Spieler ein Feingeist und definitiv kein Vertreter der rustikalen Verteidigungskunst, schrieb: «Für mich war das nicht einmal Gelb. Danke Schiedsrichter!»
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