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Euro 2021
Zuerst die Tränen, dann die Erlösung

Beim Abtransport: Die dänischen Spieler begleiten Christian Eriksen vom Platz. 

Es sind erschütternde Bilder. Samstagabend, Kopenhagen. Es läuft das dritte Spiel dieser EM. Dänemark spielt gegen Finnland, als der Däne Christian Eriksen kurz vor der Pause auf dem Rasen zusammenbricht. Einfach so. Ohne gegnerische Einwirkung.

Die Aufregung bei den Spielern, die sich um Eriksen versammeln ist gross. Schiedsrichter Taylor unterbricht die Partie. Die Pfleger von der Bank eilen herbei. Die Sanitäter auch. Und beginnen mit der Herzmassage. Die Mitspieler versuchen, ihren Kollegen abzuschirmen und bilden einen Kreis um ihn herum. Einige weinen, einer faltet die Hände zum Gebet. Die Fernsehkameras bleiben verstörend lange drauf. Stille im Stadion.
Es sieht böse aus. Und es muss in diesem Moment auch das Schlimmste befürchtet werden. Noch deutet nichts darauf hin, dass der Vorfall glimpflich ausgehen könnte.

Die Freundin wird auf dem Rasen von Mitspielern getröstet

Die Lebenspartnerin des 29-jährigen Eriksen kommt aufs Spielfeld, Goalie Schmeichel und Captain Kjaer nehmen sie in die Arme. Der Spieler wird jetzt auch von Tüchern abgeschirmt, eines davon ist eine finnische Flagge von den gegnerischen Fans. Die Nothelfer kämpfen um sein Leben. Nach langen Minuten wird der Mittelfeldspieler, mit Inter Mailand vor einigen Wochen italienischer Meister geworden, auf einer Trage aus dem Stadion gebracht. Seine Mitspieler begleiten ihn bis zum Ausgang.

Bald darauf tauchen Bilder auf, die Hoffnung machen, weil sie zeigen: Beim Abtransport ist Eriksen bei Bewusstsein. Und eine Stunde nach dem Zusammenbruch meldet auch der europäische Fussballverband Uefa, Eriksen befinde sich in stabilem Zustand und sei im Krankenhaus. Bald darauf berichten dänische Medien, der Spieler kommuniziere bereits mit seinen Angehörigen.

Als die Fifa letztmals Zahlen dazu publizierte, im Jahr 2007, spielten weltweit über 250 Millionen Menschen Fussball. Zusammenbrüche auf dem Feld gibt es immer wieder. Auch mit Todesfolge. Auch im Profifussball. Der bekannteste Fall in jüngerer Vergangenheit ist wohl jener von Marc-Vivien Foé. Der Kameruner brach beim Confederations-Cup 2003 im Halbfinal gegen Kolumbien wegen Herzversagens zusammen und überlebte nicht. 2007 starb der spanische Profi Antonio Puerta drei Tage nachdem er im Einsatz für den FC Sevilla zusammengebrochen war. Die Diagnose lautete Herz-Kreislauf-Stillstand.

Spitzensportler haben ein erhöhtes Herzstillstand-Risiko

Laut einem BBC-Artikel von 2018 sind Spitzensportler einem höheren Herzstillstand-Risiko ausgesetzt als der Durchschnitt, weil die Belastung eine bestehende Grunderkrankung auslösen kann. Der englische Fussballverband FA hat 20 Jahre lang Spieler getestet. Dabei wurden 42 Fussballer entdeckt, die gefährdet sind. 30 davon konnten nach Behandlungen weiterspielen. 12 haben die Karriere beendet.

Zaf Iqbal, Arzt beim Premier-League-Club Crystal Palace, sagte damals: «Was ihnen das Leben retten wird, ist ein Defibrillator.» Der Defibrillator kam auch bei Eriksen zum Einsatz. Ob dessen Zusammenbruch auf das Herz zurückzuführen ist, ist aber nicht bestätigt.

Dass es bald gute Kunde über Eriksens Zustand gibt, bewahrt die Organisatoren vor der schwierigen Frage, wie das Turnier weitergegangen wäre bei einem Todesfall auf dem Rasen. Wobei der Sport selbst nach schlimmsten Ereignissen fast nie zum Stillstand kommt.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München ging es auch nach dem Anschlag palästinensischer Terroristen und insgesamt 17 Toten weiter. «Die Spiele müssen weitergehen», verkündete IOK-Präsident Avery Brundage damals. Als vor zwei Wochen der Schweizer Motorradfahrer Jason Dupasquier nach einem Sturz im Qualifying das Leben verlor, wurden die GP-Renen am selben Tag fortgesetzt.

Am Ende unterliegen die Dänen dem Aussenseiter

Am Samstag in Kopenhagen ist lange unklar, ob die um 18.43 Uhr unterbrochene Partie weitergeht. Doch dann kommt die Nachricht, dass wieder angepfiffen wird. Um 20.30 Uhr stehen beide Teams erneut auf dem Rasen. Die Dänen werden vom finnischen Nationalteam mit Applaus empfangen. Sie haben sich zuvor per Video auch mit Eriksen unterhalten.

«Wir haben Kontakt mit Christian gehabt, und die Spieler haben mit ihm gesprochen», sagt Peter Möller, Direktor des dänischen Verbandes, «es geht ihm gut und unsere Spieler spielen für Christian.» Ob sie deshalb unbelastet antreten können? Kaum. Sie unterliegen dem Aussenseiter 0:1. Selten war ein Ergebnis unwichtiger als nach diesen Stunden.

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