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Übernahme von iRobot
Warum Amazon plötzlich Staubsauger-Roboter mag 

Die Roboter saugen zuverlässig – und kommunizieren Kundendaten an die Server der Hersteller.

Es soll Menschen geben, die gerne staubsaugen. Für die meisten aber ist es eine eher lästige Pflicht. Kein Wunder also, dass sich Geräte, die einem zumindest einen Teil davon abnehmen, zum Verkaufsschlager entwickelt haben. Roboterstaubsauger können schon seit einigen Jahren auch feucht wischen, viele haben eine Absaugstation, sodass man die kleinen Helfer nicht nach jedem Durchgang entleeren muss. Einer der führenden Hersteller ist iRobot. Sein Chef Colin Angle hat schon an der Universität Roboter zusammengeschraubt, nun verkauft er seine Firma für 1,7 Milliarden Dollar an den Internethändler Amazon.

Gerätschaften wie die sprechenden Alexa-Boxen oder die smarten Türklingeln von Ring sind nicht unbedingt das Hauptgeschäft von Amazon. Doch zum einen rechnen viele damit, dass der Bereich stark wachsen wird. iRobot-Chef Colin Angle etwa sieht die alternden Gesellschaften als grossen Absatzmarkt. «Wir brauchen Roboter, damit die Menschen länger selbständig leben können», sagte er schon vor einigen Jahren. Zum anderen aber gibt es für Amazon einen noch wichtigeren Grund für diese Investition: Daten.

Die Roboter sind mit Kameras ausgestattet

Billige Saugroboter fahren blind durch die Gegend; stossen sie irgendwo an, drehen sie in eine zufällige Richtung ab. Mit diesem Prinzip schaffen sie es irgendwann, einen Raum komplett abzufahren. Teurere Geräte wie die von iRobot hingegen orientieren sich im Raum mit Kameras, Laser und Sensoren. Da sie meist auch mit Servern der Hersteller kommunizieren, kennen diese die Grundrisse der Wohnungen. Datenschützer halten das für problematisch, auch wenn Amazon verspricht, Daten seiner Kunden nicht an Dritte zu verkaufen.

Das Bild, das der Internethändler von seinen Kunden bekommt, wäre mit dem Kauf des Sauger-Herstellers jedenfalls ziemlich umfassend. Wer die smarten Türklingeln nutzt, Alexa-Lautsprecher und womöglich auch noch einen vernetzten Staubsauger, liefert dem Konzern jede Menge Daten über sein privates Umfeld. Hinzu kommt, dass vernetzte Geräte oft genug eine Angriffsfläche für digitale Attacken bieten. Je mehr solcher Geräte zusammenhängen, umso grösser ist die Gefahr, dass eines über eine Schwachstelle angreifbar ist. Tamedia hat bereits über Sicherheitslücken bei vernetzten Elektrogeräten berichtet. 

Erlauben die Kartellwächter den Kauf?

Noch ist aber der Deal nicht abgeschlossen, und es könnte sogar sein, dass es dazu gar nicht erst kommt. Denn – wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet – es gibt berechtigte Zweifel daran, ob die amerikanischen Kartellbehörden Amazon den Kauf von iRobot erlauben. Der Konzern versicherte zwar bereits, dass die Geräte weiterhin auch von anderen Anbietern verkauft werden dürften. Zudem würden sie sich auch künftig von den Smart-Home-Geräten anderer Anbieter wie etwa Google oder Apple aus steuern lassen.

Ein Staubsauger-Roboter des Herstellers iRobot bei einer Präsentation in Tokio.  

Doch Kartell-Experten wie der von Reuters zitierte Jurist Ethan Glass halten es trotzdem für sehr wahrscheinlich, dass die FTC, die US-Kartellbehörde, die Sache in einem vertieften Verfahren prüft. Was dann schlimmstenfalls auch in ein Verbot des Deals münden könne. Für Amazon wäre das nicht bloss schlecht, weil man iRobot dann fast 100 Millionen Dollar zahlen müsste. Vor allem geht es dem Konzern um das grosse Geschäft, das man sich nicht entgehen lassen will: «Wir glauben», sagt der Leiter der Gerätesparte, Dave Limp, «dass in fünf bis zehn Jahren jeder Haushalt mindestens einen Roboter besitzen wird, der eine zentrale Rolle im täglichen Leben spielt.»