Wartezeit am Flughafen Zürich«Wir sind von diesen langen Schlangen noch vor Ferienbeginn auch überrascht»
Wegen Personalengpässen bei der Sicherheitskontrolle kommt es zu längeren Wartezeiten. Doch das Problem lässt sich nicht so einfach beseitigen, sagt der Flughafen-Chef.
Lange Warteschlangen am Flughafen, gestresste Passagiere an der Sicherheitskontrolle – das gehörte in den vergangenen Jahren zur Hauptreisezeit fast schon zum Alltag. Und auch diesen Sommer müssen sich Passagiere am Flughafen Zürich auf teils lange Wartezeiten einstellen, wenn sie zu den Stosszeiten am Morgen, zu Mittag und am Abend fliegen.
Bereits im Mai mussten Passagiere in Zürich länger als sonst üblich warten, bis sie die Schleusen passieren konnten. «Unser Ziel ist, dass 90 Prozent der abfliegenden Passagiere vor der Sicherheitskontrolle nicht länger als zehn Minuten warten müssen», erklärt Flughafen-Chef Lukas Brosi. Dieses Ziel sei zuletzt jedoch nicht erreicht worden: «Im Mai haben 90 Prozent der Passagiere unter zwanzig Minuten gewartet.» (Zum Thema Reisen: Am Mittelmeer wird es voll – Sommerferien werden teurer)
Das verärgert nicht nur die Reisenden, sondern auch die Hauptkundin des Flughafens, die Swiss. «Wir sind von diesen langen Schlangen auch überrascht, die sich bereits jetzt, noch vor Sommerferienbeginn, am Flughafen Zürich präsentieren», sagte Swiss-Operationschef Oliver Buchhofer in einem Interview mit den Zeitungen von CH-Media. «Wir erwarten, dass sich das in den kommenden Wochen und Monaten bessert. Denn wenn Zürich nicht funktioniert, hat unser gesamtes System den Hitzgi.» Die Lage sei derzeit angespannt.
Für Flughafen-Chef Brosi bedeutet das, dass er einen unglücklichen Start im neuen Job hingelegt hat: Er hat diesen erst im Mai von Vorgänger Stephan Widrig übernommen. Zuvor war Brosi Finanzchef des Unternehmens gewesen. (Neue Reiseverbandschefin im Interview: Wann beruhigen sich die Preise für Flüge und Ferien?)
Abhängig von der Kantonspolizei
Rasche Besserung ist in der Warteschlangen-Problematik nicht in Sicht. Grund dafür sind Personalengpässe bei der Sicherheitskontrolle. Die übernimmt die Kantonspolizei. Das wurde bei der Privatisierung des Flughafens im Jahr 2000 so festgelegt. Externes Personal – etwa von privaten Sicherheitsfirmen – kann der Flughafen Zürich daher für die Passagierkontrolle nicht rekrutieren. Er ist abhängig von der Kantonspolizei.
Mit dieser arbeitet der Flughafen nun zusammen, um Lösungen zu finden. Doch das geht nicht von heute auf morgen, sagt Flughafen-Chef Brosi: «Die Rekrutierung von weiteren Mitarbeitenden bei der Kantonspolizei und der Einsatz modernerer Kontrollscanner zum Beispiel werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen.»
Eine Sprecherin der Kantonspolizei erklärte, die Ausbildung von neuen Sicherheitskräften sei in vollem Gange. «Zwei Lehrgänge sind abgeschlossen, aktuell läuft ein Lehrgang, und zwei weitere folgen im Laufe des Jahres. Zudem wird zusätzliches, temporäres Assistenzpersonal rekrutiert und ausgebildet, das in den Sommermonaten die Vorbereitung der Sicherheitskontrolle unterstützt.» Es sei derzeit jedoch schwierig, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. «Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt.»
Am Flughafen Basel ist die Situation anders. Dort sei der Flughafen selbst für die Sicherheitskontrolle verantwortlich und habe diese an ein anderes Unternehmen übertragen, so eine Sprecherin des Euro-Airports. Das könne dann zur Hauptreisezeit flexibel reagieren. «Die Personalressourcen werden dem Bedarf angepasst, weshalb die Wartezeiten in aller Regel nicht länger als zwölf Minuten betragen.»
Ganz gefeit vor längeren Wartezeiten ist man jedoch auch dort nicht. «Wir erwarten für den sehr herausfordernden Sommerbetrieb grundsätzlich funktionierende Abläufe, wenn auch mit Wartezeiten in Spitzenzeiten zu rechnen ist», so der Flughafen Basel.
Die Passagiere sollen mithelfen
Die angespannte Situation hat Folgen für die Fluggäste: Der Flughafen Zürich empfiehlt, nicht zu knapp an den Flughafen zu kommen. In Spitzenzeiten sei eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Stunden ratsam – aber auch nicht länger. Denn wenn zu viele Passagiere kommen, deren Abflug erst in vier bis fünf Stunden stattfindet, könne das ebenfalls zu Problemen führen.
Wer in der Schlange bei der Sicherheitskontrolle steht, könne selbst zu einem raschen Ablauf beitragen und sich bereits beim Anstehen auf die Schleuse vorbereiten: Der Flughafen Zürich bittet die Passagiere, metallische Gegenstände wie Gürtel ins Handgepäck zu nehmen. Zudem solle man Flüssigkeiten im vorgegebenen Plastiksack sowie Laptops und Handys bereits aus dem Handgepäck nehmen.
Und die Kantonspolizei hat noch einen weiteren Tipp: «Wir empfehlen Reisenden nur so viel Handgepäck mitzuführen, wie die Airlines erlauben.» Vielleicht kann neben all dem auch noch die Vorfreude auf die Ferien zur Entspannung beitragen?
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