Rückschlag im grünen LagerGrünliberale verlieren mehrere Wackelsitze – «das ist wahnsinnig bitter»
Die GLP büsst nach dem historischen Sieg von 2019 stark ein. Sie verliert gleich mehrere Restmandate. Parteichef Jürg Grossen ist besorgt.
Vor vier Jahren waren sie im Hoch, nun müssen neben den Grünen auch die Grünliberalen einen massiven Rückschlag hinnehmen. Sie verlieren anteilsmässig sogar noch mehr Sitze, nämlich 6 ihrer bisher 16 Mandate. (Unsere Analyse dazu: Die Grünen werden für ihre Versäumnisse bestraft)
Das liegt daran, dass die Partei ihre Restmandate nicht halten kann. Also jene Sitze, die nach der Verteilung aller Vollmandate in einem Kanton noch nicht besetzt sind – und durch die Reststimmen besetzt werden.
Gewählt, abgewählt, gewählt, abgewählt
Bitter ist dieser Wahlsonntag für den GLP-Nationalrat Roland Fischer aus Luzern. Er wurde 2015 bereits einmal abgewählt, 2019 eroberte er seinen Sitz (ein Restmandat) zurück – um ihn nun erneut zu verlieren.
In Zürich verliert die GLP gar zwei ihrer sechs Sitze. Jörg Mäder und Judith Bellaiche wurden abgewählt.
Gespannt war man auf den Ausgang in St. Gallen, wo die GLP Teil einer umfassenden linken Allianz war. Der 2019 gewählte Nationalrat Thomas Brunner blieb unscheinbar und trat nun bereits wieder ab. Die Grünliberalen können den Sitz nicht halten – er geht an die SVP.
Offen war das Rennen im Kanton Thurgau. Die GLP hatte von 2011 bis 2015 schon mal einen Sitz inne. 2019 lag sie aber klar hinter den Grünen, welche ihr Restmandat verlieren. Auch der GLP gelang es nicht, einen Sitz zu erobern.
Gleich zwei Restmandate verlieren die Grünliberalen in der Romandie: In der Waadt muss die Partei einen der beiden Sitze abtreten, in Genf den einzigen Sitz.
In Bern drohte den Grünliberalen ebenfalls der Verlust eines Restmandats. Wie am späten Sonntagabend aber bekannt wurde, konnte die GLP ihre drei Sitze halten.
Parteichef Grossen will Wahlsystem ändern
Die Chancen der GLP hängen häufig direkt mit dem Abschneiden der Grünen in den jeweiligen Listenverbindungen zusammen. Mit anderen Worten: Die Listenverbindungen haben nicht gefruchtet.
«Vor vier Jahren haben wir profitiert, nun sind wir gemäss den Hochrechnungen sogar drei Sitze unter dem, was uns gemäss unserem Wähleranteil zustehen würde. Das ist wahnsinnig bitter», sagt GLP-Chef Jürg Grossen.
Er sieht das Problem aber nicht in fehlgeschlagenen Listenverbindungen – sondern im aus seiner Sicht «unfairen Wahlsystem». Wie in jeder Legislatur hat die GLP auch in der vergangenen eine Motion eingereicht, um die Methode des sogenannten «doppelten Pukelsheim» einzuführen. Damit jede Stimme gleich viel zählt, unabhängig von der Grösse der Partei und des Kantons. «Ich werde mich weiterhin dafür starkmachen», sagt Grossen.
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