Analyse zum WahlflopDie Grünen werden für ihre Versäumnisse bestraft
Die GPS verliert mehr als jede andere Partei. Sie hat dabei versagt, die Dringlichkeit ihres Kernanliegens zu vermitteln.
Wie brutal Politik sein kann, wird Grünen-Fraktionschefin Aline Trede heute womöglich besonders hart zu spüren bekommen. In Tredes Heimatkanton Bern verlieren die Grünen voraussichtlich zwei ihrer vier Nationalratssitze. Sollte Trede selber die Wiederwahl verpassen, wäre es für die 40-Jährige bereits der zweite unfreiwillige Abgang aus dem Bundeshaus: 2015 wurde sie schon einmal abgewählt.
Es wäre die schmerzhaft passende Symbolik für diesen Wahltag als Ganzes, bei dem die Grünen mehr verlieren als jede andere Partei. Gut 4 Prozentpunkte werden sie an Wähleranteil einbüssen – und damit wieder unter die 10-Prozent-Schwelle fallen, die sie vor vier Jahren so spektakulär übersprungen hatten. Womöglich sinkt die Partei sogar wieder unter das Niveau der Wahlen von 2007. (Lesen Sie dazu das Interview mit Politexperte Michael Hermann: «Wir erleben einen Rechtsruck – mit einem entscheidenden Unterschied zu 2015»)
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Eine solche Niederlage ruft nach schonungsloser Analyse. Natürlich: In Zeiten von Krieg und Wirtschaftsnot wählen die Leute tendenziell bürgerlich. Doch hätten die Temperaturrekorde der letzten Monate den Grünen eigentlich helfen sollen, die Dringlichkeit ihres Kernanliegens zu vermitteln: des Kampfes gegen die menschengemachte Klimaerwärmung.
Der Traum vom grünen Bundesratssitz scheint für lange Zeit ausgeträumt.
Das fulminante Scheitern an diesem Sonntag verdeutlicht stattdessen ein Grundsatzproblem der Klimabewegung. Sie hat sich in weiten Teilen vom Diskurs der Mehrheitsgesellschaft abgekoppelt. «Klimakleber» und Anverwandte verschrecken mit ihrem Radau einen Grossteil der Menschen, auf deren Unterstützung sie doch angewiesen wären.
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Den Grünen konnte das nur schaden, zumal die Partei nie zu einer kohärenten Position gegenüber den Radikalen gefunden hat. Wie das grüne Führungspersonal mit dieser Problematik inskünftig umgehen wird, ist ebenso unabsehbar, wie es die unmittelbaren Folgen für die Schweizer Klimapolitik sind. Der Traum vom grünen Bundesratssitz jedenfalls scheint für lange Zeit ausgeträumt.
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