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Wahl der Woche (65)
Lift oder Treppe?

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Liebe Leserinnen und Leser, in der Kolumne «Wahl der Woche» streiten sich unsere Redaktorin Simona Pfister und unser Redaktor Sven Behrisch jede Woche über die kleinen und grossen Dinge des Alltags. Letztes Mal um die Kommunikationsform, heute um Tiere.

Simona Pfister: Drücken Sie den Knopf!

Die Treppe hat gesundheitliche Vorteile und braucht weniger Strom, das ist klar. Aber der Lift bietet etwas, das die meisten Menschen mit ungefähr zehn Jahren zu vernachlässigen beginnen: Alltagsspass. Da wären zuerst einmal die Knöpfe; je älter der Lift, desto lustiger sind sie zu betätigen, richtig reindrücken kann man sie, den leicht federnden Widerstand spüren, ein extrem befriedigendes Gefühl. Dazu kommen die Lichtlein, die aufleuchten, sobald man irgendwo einen Knopf gedrückt hat, vielleicht schenkt der Lift auch noch ein «Ping» bei Ankunft, ui! Lustige, kleine Sinnesexplosionen, wenn man darauf achtet. Die Spiegel, die sich oft in Liften finden, sind übrigens nicht dafür gedacht, dass man das eigene Outfit checkt, vielmehr soll man seine Fähigkeit testen, Grimassen zu schneiden oder zur Musik in den Kopfhörern abzutanzen. Versuchen Sie es! Sie werden ganz zufrieden aus dem Lift aussteigen, Ihr Bedürfnis nach anderen sinnlichen Inputs, sagen wir mal durch technische Geräte, wird gesunken sein, und schon hat man den Luftfahrtstrom wieder reingeholt. Vor allem aber werden Sie mit einem Lächeln durch den Tag gehen, und das ist am gesündesten.

Sven Behrisch: Wie sich der Rochen fortbewegt!

Wie so viele sogenannte Errungenschaften, etwa Regenschirme, selbst aufpumpende Isomatten oder faltbare Wanderkarten, wurde auch der Aufzug nur vordergründig zu dem Zweck geschaffen, das Leben angenehmer zu machen. Seine eigentliche Bestimmung liegt darin, seine Benutzerinnen zu quälen und zu demütigen. Unter dem falschen Versprechen rascher und bequemer Beförderung bringen uns Lifte dazu, vor ihren geschlossenen Türen herumzustehen, die Geduld zu verlieren, das Zeitgefühl, schliesslich das Selbstwertgefühl. Ist der Aufzug dann aber da und drückt man in der Kabine auf den Etagenknopf, passiert – nichts. Tastenbefehle ignoriert er, Flüche und Tritte ebenfalls. Boshaft schliessen sich die Türen genau dann, wenn man wütend wieder hinausgehen möchte. Und dann hält der Lift auf dem Weg nach oben oder unten überall dort an, wo man nicht hinwill und wo Menschen einsteigen, die man nicht sehen will. Darum, um nicht den hässigen Aufzug nehmen zu müssen, nur darum nehme man immer die Treppe.

Was denken Sie, liebe Leserinnen und Leser? Schreiben Sie Ihre Meinung dazu in die Kommentare.

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