WädenswilDie heilende Kraft des Schreibens
Der Autor Usama Al Shahmani war Gast in der Stadtbibliothek Wädenswil. Sein neues Buch erzählt über seine Heimat mit vielen positiven Erinnerungen und gleichzeitig überall lauernden Gefahren und tiefen Ängsten.
Usama Al Shahmani war auf Einladung der Lesegesellschaft Wädenswil Gast in der Stadtbibliothek und las aus seinem neuen Buch «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» vor.
Der Autor, 1971 in Bagdad geboren, studierte arabische Sprache und moderne arabische Literatur. Aus politischen Gründen musste er aus dem Irak fliehen und lebt seit 2002 in der Schweiz. Bekannt wurde er mit dem mehrfach ausgezeichneten Roman «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch». Er schrieb diesen Text 2018 auf Deutsch, in einer Sprache, die er sich selbst beigebracht hat und die er mit arabischen Einflüssen anreichert.
Sprache als Integration
Im Gespräch mit Judith Hollay Humm von der Lesegesellschaft erzählt der Autor, dass der Protagonist in seinem neuen Roman, der Akademiker Dafer Schiehen, ebenfalls aus dem Irak in die Schweiz geflüchtet ist und ein schwieriges Asylverfahren erfahren hat. Dafer lernt Deutsch, weil er spürt, dass die Sprache ihm die Tür zu Land und Leuten öffnet. Weitere autobiografische Bezüge zeigen sich in Dafers angstvollen Erinnerungen, im Heimweh nach seinen nahen Verwandten, vor allem nach seiner Grossmutter und in der steten Frage nach seiner Identität. Al Shahmani bieten die Sprache und die Natur Kraft und eine Art Heilung. Im Wald findet er Freiheit; die Bäume wollen nicht wissen, woher er kommt – und sie sprechen arabisch.
Das Publikum dankte dem Autor mit einem grossen Applaus für das persönliche Gespräch, für die Einblicke in sein Wesen, das trotz allem von einer starken Hoffnung und Zuversicht geprägt ist. Vielen Teilnehmenden wurde wohl dankbar bewusst, dass für sie Heimatlosigkeit nur eine vage Vorstellung ist.
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