Sorgen um KremlkritikerNawalny offenbar aus Straflager verlegt
Der inhaftierte Politiker ist in ein härteres Straflager verlegt worden. Das sagt seine Sprecherin. Wo sie ihn hingebracht haben, weiss sie aber nicht.
Alexej Nawalny ist nach Angaben seines Teams aus einem Straflager verlegt worden. Sein Aufenthaltsort sei derzeit unklar, erklärte seine Sprecherin Kira Jarmysch am Montag. Ein Anwalt des Oppositionspolitikers habe erklärt bekommen, dass Nawalny nicht mehr unter den Häftlingen des Straflagers IK-6 sei.
Nawalnys Umfeld hat sich bereits darauf vorbereitet, dass der Kritiker von Wladimir Putin in ein härteres Straflager verlegt werden könnte. Wo er nun hingebracht wurde, habe man nicht in Erfahrung gebracht, so seine Sprecherin.
Nawalny konnte seit Tagen nicht mehr von seinen Unterstützern kontaktiert werden. Die US-Regierung hat sich «tief besorgt» gezeigt. «Wir sind tief besorgt über diese Berichte», sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weissen Haus, John Kirby, am Montag während einer Reise in der US-Präsidentenmaschine Air Force One. Er bekräftigte, dass die US-Regierung die «sofortige» Freilassung Nawalnys verlange.
Anwälte suchten vergeblich in Straflagern
Die US-Botschaft in Moskau werde sich um Informationen zum Verbleib Nawalnys bemühen, sagte Kirby. Unterstützer des prominenten russischen Oppositionellen hatten zuvor berichtet, dass sie seit einer Woche vergeblich versuchen, Nawalny zu kontaktieren.
Die Anwälte des 47-Jährigen hatten sich nach ihren Angaben am Freitag sowie am Montag zu zwei Straflagern in der Region Wladimir östlich der Hauptstadt Moskau begeben, um herauszufinden, ob ihr Mandant sich dort aufhalte. Doch sei ihnen gesagt worden, dass Nawalny «nicht dort ist».
Keine Zuschaltung zu Anhörung
Nawalny hatte zuvor nicht an einer gerichtlichen Anhörung teilgenommen, zu der er per Videoleitung zugeschaltet werden sollte. Die Behörden hatten dies mit einer Strompanne begründet. «Sie machen sich über uns lustig», kommentierte Jarmisch.
Nawalny war bislang in einem Straflager im 250 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Melechowo in der Region Wladimir untergebracht. Im August war wegen «Extremismus» seine ursprüngliche neunjährige Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht worden, ein Gericht ordnete zudem seine Überführung in eine Strafkolonie mit schärferen Haftbedingungen an.
Überführungen von einem Straflager zum anderen dauern in Russland häufig mehrere Wochen. Die Häftlinge legen die Strecke per Zug zurück, wobei die Reise oft in mehreren Etappen stattfindet. Während dieser Überführungen haben die Nahestehenden keinen Kontakt zu den Häftlingen. Die Straflager mit besonders harten Bedingungen liegen oft in entlegenen Regionen.
Erst Anfang Dezember hatte die russische Justiz weitere Beschuldigungen gegen Nawalny vorgebracht. Die Behörden werfen ihm Vandalismus vor, was eine weitere Haftstrafe von drei Jahren mit sich bringen könnte, wie Nawalny in Onlinediensten mitgeteilt hatte.
Der Gegner von Kreml-Chef Wladimir Putin war nach einer Vergiftung im Sommer 2020 und einem anschliessenden mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt in Berlin im Januar 2021 bei seiner Rückkehr nach Russland verhaftet worden. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 hat der Kreml sein Vorgehen gegen Nawalny, dessen Vertraute sowie allgemein gegen die Opposition nochmals verschärft. Die meisten bekannten Aktivisten und Oppositionellen haben inzwischen Russland verlassen oder sitzen im Gefängnis.
SDA/nag
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