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Baukastenstrategie
VW gibt Gas, um Anschluss nicht zu verlieren

Eine Plattform, unzählige Modelle: Die MEB-Architektur ist VWs Grundlage für den Wandel zur E-Mobilität. 
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Es ist eine schnelllebige Zeit. Was heute topmodern ist, ist morgen bereits veraltet – man kennt das vom Computer oder dem Smartphone, wo man alle paar Wochen ein neues Gerät kaufen müsste, um auf dem neuesten Technikstand zu bleiben. Besonders im digitalen Bereich ist das Entwicklungstempo enorm, doch auch die Automobiltechnik entwickelt sich schneller als je zuvor. Das liegt zum einen daran, dass die Digitalisierung auch im Auto zu einem zentralen Thema wurde, aber auch der Wandel von den Verbrennungsmotoren hin zur Elektromobilität peitscht die Entwicklung voran.

So kommt es, dass die Autohersteller horrende Summen in die neue Antriebsart investieren – und schon kurze Zeit später wieder in die Tasche greifen müssen, weil sich das Rad der Entwicklung bereits weitergedreht hat. Beispiel Volkswagen: Der Wolfsburger Konzern investierte Milliarden in die Entwicklung der 2019 eingeführten Elektroplattform MEB, kurz für Modularer E-Antriebs-Baukasten, auf der bis 2030 rund 70 Elektromodelle für alle Konzernmarken entstehen sollen. VW-Chef Herbert Diess sah sein Unternehmen noch vor einem Jahr entsprechend überlegen: «Wir haben bereits frühzeitig die Weichen für eine batterie-elektrische Zukunft im Volkswagen-Konzern gestellt und sind heute mit unseren E-Antriebs-Plattformen und unseren E-Modellen weltweit führend.» Doch schon heute ist klar: Die Wolfsburger müssen bereits weiterentwickeln und erneut investieren, um den MEB zumindest konkurrenzfähig zu halten.

Mehr Ladetempo «over the air»

Denn die Konkurrenz hat inzwischen nachgelegt. Nach General Motors hat auch der Hyundai-Konzern eine modulare Elektroplattform (E-GMP) entwickelt, auf der die Koreaner genauso quer durch die Marken Modelle in allen Segmenten aufbauen werden – die ersten Modelle von Hyundai (Ioniq 5) und Kia (EV6) sind bereits erhältlich, Genesis wird bald mit dem GV60 nachziehen. Diese E-GMP ist leistungsfähiger als der MEB, weil sie nicht auf 400-, sondern auf 800-Volt-Technik basiert. Die Koreaner können damit an der Ladesäule deutlich schneller Strom zapfen und beherrschen ausserdem das bidirektionale Laden (V2L), bei dem das Auto als Stromspender für andere Geräte dienen kann. Nun reagiert VW, wie Andreas Krüger, der die ID-Baureihe von VW leitet, bei einem Besuch im New-Mobility-Hub «The Square» von Importeur Amag erläuterte.

ID-Baureihenleiter Andreas Krüger will bis zu 700 Kilometer Reichweite aus dem MEB holen. 

Zum einen würden die ID-Fahrzeuge nun via Updates «over the air» (OTA) aktuell gehalten – das betrifft nicht nur die Infotainment-Software, wie man vermuten könnte, es können mit diesen ferngesteuerten Aktualisierungen auch Eigenschaften wie das Ladetempo verbessert werden. «Wir werden so bis Anfang nächsten Jahres die Ladegeschwindigkeit auf bis zu 170 kW hochfahren», kündigt Krüger an. Wer heute einen ID.4 oder ID.5 kauft, wird diese Verbesserung bereits verbaut haben. Zum andern wird die Plattform weiterentwickelt: «Unser Ziel ist es, auf Basis des MEB Reichweiten bis 700 Kilometer zu erzielen und eine Ladeperformance von 250 kW zu erreichen.» Bidirektionales Laden sollen die MEB-Autos auch bald können. Zudem sollen die Fahrleistungen durch die Überarbeitung des Baukastens verbessert werden – Krüger spricht von einer Beschleunigung von null auf hundert in 5,5 Sekunden mit Allradantrieb. Das derzeit sportlichste MEB-Modell, der VW ID.5 GTX, braucht für den Paradespurt 6,3 Sekunden und lädt mit maximal 135 kW. Im Vergleich dazu: Der Kia EV6 GT beschleunigt in 3,5 Sekunden auf 100 km/h und kann mit 240 kW laden.

26 Millionen Fahrzeuge bis 2030

Doch nicht nur in die Weiterentwicklung des MEB und die Entwicklung neuer ID-Modelle, sondern auch in den Aufbau eines globalen Produktionsnetzes für Elektroautos muss Volkswagen kräftig investieren. Fünf bestehende VW-Werke wurden bereits für die ID-Produktion umgebaut, bis Ende nächsten Jahres folgen drei weitere: Hannover und Emden in Deutschland sowie Chattanooga in den USA. Auf etwa 35 Milliarden Euro beziffern die Wolfsburger die Investitionssumme für die Elektromobilität – hinzu kommen rund 27 Milliarden Euro Investitionen in die Digitalisierung, die «aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns» im Vergleich zur vorhergehenden Planungsrunde verdoppelt wurde.

Vorne ein Motor, hinten ein Motor und dazwischen eine flache Batterie: So sieht ein moderner E-Baukasten aus. 

Die Zielvorgaben sind gesetzt: Bis 2030 will VW rund 26 Millionen reine Elektrofahrzeuge verkaufen, rund 19 Millionen davon basierend auf dem MEB. Ein Grossteil der restlichen sieben Millionen Fahrzeuge sollen auf der High-Performance-Plattform PPE aufbauen, auf der aktuell der Porsche Taycan und der Audi e-tron GT basieren. Der Anteil der Elektroautos an den Gesamtverkäufen soll in Europa massiv ansteigen, auf 32 Prozent im Jahr 2025 und auf 70 Prozent 2030. Zehn Jahre danach wollen die Wolfsburger im Europageschäft den kompletten Wechsel auf die Elektromobilität vollzogen haben.