Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Grösste Fotovoltaikanlage der Schweiz
Von seiner Alpwiese soll künftig Winterstrom kommen 

Früher war er Gymnasiallehrer. Heute setzt sich Renato Jordan für den Bau der grössten Fotovoltaikanlage der Schweiz in seinem Heimatdorf Gondo ein. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Wenn Renato Jordan von seiner Kindheit in Gondo erzählt, dann spürt man die Enge des Walliser Gebirgstals förmlich. Im Winter sei das Dorf praktisch abgeriegelt gewesen: auf der einen Seite meterhoch Schnee am Simplonpass, auf der anderen Seite die Grenze zu Italien.

Das Leben war geprägt vom Zoll und den Beamten, die dort verkehrten, der Kirche und der Schule. Der einzige Platz zum Fussballspielen war die Strasse, überall sonst waren die Hänge zu steil. «Der Raum war klein, wir durften nirgends hin», erinnert sich Jordan. 

Im Sommer zog es die Familie auf die Alp, wo sie der Verkehrslawine entkam, die dann über den Pass rollte. Dort oben verbrachte Jordan unzählige Sommer – und dort kam dem heute 70-jährigen auch die Idee für sein Solarprojekt. 

Riesige Solaranlage 

Auf rund 2000 Meter über Meer liegt das Gebiet Alpjerung, ein Ort, der von morgens bis abends an der Sonne ist – und das nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter. Als dann vor einigen Jahren die Diskussion über erneuerbare Energien, die Reduktion von CO₂ und Versorgungslücken auftauchte, kam Jordan die Alpwiese wieder in den Sinn. 

Zunächst hatte er die Idee, dort Windräder aufzustellen – kam dann aber schnell wieder davon ab, «weil die Luft zu dünn ist», wie er erklärt. Verlockender schien da der Gedanke, eine Fotovoltaikanlage zu installieren. Im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Universität Bern hatte sich Jordan bereits einmal mit Solaranlagen beschäftigt. Und auch wenn er später als Gymnasiallehrer für Naturwissenschaften und Kunst nicht mehr viel mit erneuerbaren Energien zu tun hatte, liess ihn der Gedanke nicht mehr los, und er trieb die Idee voran. 

Unterstützung bekam er vom regionalen Versorger, der Alpiq-Tochter Energie Electrique du Simplon – kurz EES. Das Unternehmen betreibt rund um Gondo mehrere Wasserkraftwerke und war an einem gemeinsamen Projekt interessiert. 

Auf einer Fläche von 14 Fussballfeldern will Jordan gemeinsam mit seinen Partnern 4500 Tafeln mit je acht Solarmodulen installieren. Damit der Schnee sie nicht erdrückt, sollen sie senkrecht stehen und nicht wie bei vielen Anlagen im Mittelland in einem leicht schrägen Winkel. Wenn alles wie geplant läuft, dann könnte die Anlage pro Jahr 23,3 Millionen kWh Strom liefern – vor allem im Winter, wenn der Strom in der Schweiz notorisch knapp ist. 

Wie die Anlage aussehen könnte, zeigt diese Visualisierung.

Beifall für das Projekt kommt auch aus der Wissenschaft. Jürg Rohrer, Leiter der Forschungsgruppe Erneuerbare Energien an der ZHAW, forscht seit längerem zum Bau von hochalpinen Solaranlagen. Er befürwortet den Bau in den Walliser Alpen – auch weil der Ausbau von Solaranlagen im Mittelland viel zu langsam voranschreite. Darüber hinaus erhofft er sich davon wichtige Erkenntnisse für weitere alpine Solaranlagen.

Welchen Anteil Jordan selbst an dem Solarpark auf seiner Alpwiese hat, lässt er offen. «Wir sind im Moment in einer Phase, in der man noch keine klaren Zahlen hat. Wir wissen noch nicht, wie gross das wird», sagt er.

Offen ist auch, wie Umwelt- und Landschaftsschützer auf die Pläne reagieren. Mit ihnen wollen die Projektinitianten nun in einem zweiten Schritt Kontakt aufnehmen. Bis Jordan von allen Seiten grünes Licht für seine Pläne bekommt, dürfte es also noch dauern.