AboZukunftstechnologienVom Recycling zur Kreislaufwirtschaft
Abfälle verwerten war gestern. Künftig sollen Produkte so gebaut werden, dass sie gar nicht erst zu Abfall werden.
Die Zementindustrie sucht verzweifelt nach Abfall. Mit diesem will sie ihre Zementöfen befeuern, um so Kohle zu ersetzen. Doch Abfall ist rar geworden. In der Schweiz haben die staatlichen Kehrichtverbrennungsanlagen ein Monopol auf Siedlungsabfälle und sind offenbar nicht bereit zu teilen, wie Stefan Vannoni, Direktor von Cemsuisse, in der «NZZ am Sonntag» beklagte. Aus diesem Grund importieren Schweizer Zementhersteller Abfälle aus dem Ausland.
Die Nachfrage nach Abfall ist in der Schweiz also grösser als das Angebot. Sind wir damit am Ziel angekommen? Mitnichten. Denn zwar ist für die Zementindustrie das Verbrennen von Abfällen anstelle von Kohle ein Mittel, ökologischer zu werden. Aber mit echter Kreislaufwirtschaft hat das wenig zu tun.
«Beim Verbrennen von Müll verlieren wir im Durchschnitt 95% der Energie, die notwendig war, um das Produkt herzustellen», sagte Chemieprofessor Michael Braungart in einem Interview mit der Zeitung «Der Bund». Das von ihm propagierte Cradle-to-Cradle-Prinzip setzt ganz woanders an. Es schaut nicht, was zuhinterst in der Produktions- und Nutzungskette als Abfall rauskommt und ob man damit noch irgendetwas machen kann. Es setzt stattdessen ganz am Anfang an.