Schwedisches FussballphänomenDer gefährlichste Stürmer der Welt – wer ist dieser Viktor Gyökeres?
Der 26-Jährige trifft 2024 so viel wie kein anderer in einer Topliga. Bald kann er auch für die Schweizer Nationalmannschaft zur Gefahr werden.
- Viktor Gyökeres erzielt 2024 weltweit die meisten Tore in einer der höchsten Ligen.
- Nach Umwegen wurde er in England zum Torjäger.
- Die Einsamkeit bei St. Pauli soll ihn stärker gemacht haben.
- Der Schwede könnte bald in die Premier League wechseln – wegen eines alten Bekannten.
Kopf nach unten. Arme nach oben. In Richtung Goal. Die Bewegungsabläufe von Viktor Gyökeres auf dem Fussballplatz wirken grob, ungestüm, kompromisslos. Nur wenige Stürmer haben einen derart unbändigen Willen, ein Tor zu erzielen. Und in den höchsten Ligen weltweit gelangen keinem mehr Tore im Jahr 2024 als dem 26-Jährigen.
In 33 Spielen trifft der Stürmer für Sporting Lissabon 36-mal. Beinahe gleich oft faltet er danach die Hände vor dem Gesicht zusammen, formt so eine Maske. Der «Bane-Jubel» wird zum Merkmal von Gyökeres. Bane, der Bösewicht aus dem Film «The Dark Knight Rises», und Gyökeres, dieser teils bösartig wirkende Stürmer, teilen sich auch einen Satz: «Niemanden hat interessiert, wer ich war, bis ich die Maske aufgesetzt habe.»
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Gyökeres teilt diesen Satz des fiktiven Superschurken mit einem episch angehauchten Video auf Instagram. Es soll wohl daran erinnern, dass ihm die grosse Fussballwelt nicht schon seit je zu Füssen liegt. Seine Karriere ist geprägt von so einigen Umwegen.
Begonnen hat sie bei Brommapojkarna. Der Stockholmer Club beheimatet rund 4000 registrierte Spielerinnen und Spieler und zählt 260 Teams. Das grösste Konstrukt seiner Art in Europa, das weniger bekannt ist für die Erfolge der ersten Mannschaft, dafür umso bekannter für die Jugendförderung. Mit dem Offensivspieler Dejan Kulusevski von Tottenham Hotspur und Gyökeres haben gleich zwei der Leistungsträger des schwedischen Nationalteams ihren Ursprung bei den «Bromma-Jungs», wie der Verein übersetzt heisst.
Sein ehemaliger Jugendtrainer Göran Thel schildert gegenüber der «Times», wie der Stürmer jedes Mal weinte, wenn er verlor, und dass es gelegentlich sogar zu Handgreiflichkeiten mit seinen Teamkameraden gekommen sei. Der Siegeswille, diese Sturheit auf dem Feld, sie bleiben bis heute ersichtlich. Nur die Raufereien sind weniger geworden.
«Ich bin so einsam, aber das wird mich nur stärker machen»
Der weitere Weg von Gyökeres führt erst nach Brighton, zu einem Premier-League-Club, der ebenfalls bekannt ist für die Jugendarbeit und das Scouting. So richtig klappen will es für den damals 20-Jährigen dort nicht mit dem Durchbruch. Es folgen wenig erfolgreiche Leihen zu St. Pauli in die 2. Bundesliga, dann zu Swansea in die zweithöchste englische Liga. Peter Kisfaludy, der ehemalige Akademieleiter von Gyökeres aus Stockholm-Zeiten, schildert gegenüber «The Athletic» ein Telefonat mit ihm während der Zeit bei St. Pauli: «Als er dort war, telefonierten wir, und er sagte: ‹Ich bin so einsam, aber das wird mich nur viel stärker machen.›» Gyökeres sollte recht behalten.
Nach seinem Wechsel zu Coventry City, ebenfalls ein Club in Englands zweiter Liga, klappt es ab der zweiten Saison mit dem Toreschiessen. Aus drei Saisongoals werden 17, schliesslich sind es 21, dann folgt der Wechsel zu Sporting Lissabon. Und der Takt wird noch rasanter. In seinem ersten Jahr in Portugal, der Saison 2023/24, schiesst sich Gyökeres mit 29 Treffern zum Torschützenkönig und sein Team zur Meisterschaft. In der laufenden Saison knüpft er nahtlos an seine Leistungen an, übertrifft diese sogar und steht nach 14 Meisterschaftsspielen schon bei 18 Goals.
Auch in der Champions League wirbelt er die gegnerischen Verteidigungen teils wild durcheinander, dies erlebt der Schweizer Verteidiger Manuel Akanji in Diensten Manchester Citys am eigenen Leib. Drei Tore schiesst der Schwede gegen den taumelnden englischen Meister Anfang November, vier gelingen ihm zwei Wochen später für Schweden in der Nations League gegen Aserbaidschan. Mit Interesse werden diese Zahlen auch in der Schweiz beobachtet.
Im Herbst 2025 trifft das Nationalteam in der WM-Qualifikation auf ebendieses Schweden, das neben Gyökeres auch noch die beiden Premier-League-Spieler Aleksander Isak (Newcastle, 7 Saisontore/4 Assists) und Kulusevski (Tottenham, 4 Saisontore/3 Assists) in seiner Offensive hat. Es gibt aktuell einfachere Aufgaben, als dieses Trio zu bändigen. Zumal auch Gyökeres bis im kommenden Herbst den Schritt in die englische Liga vollziehen könnte. Sein Sporting-Meistertrainer Ruben Amorim steht seit kurzem bei Manchester United an der Seitenlinie. Es wird gemunkelt, dass er seinen Toptorschützen aus Portugal bald nachziehen könnte.
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