Vertrag gekündigtLonza muss Impfstoffproduktion für Moderna in Visp einstellen
Das US-Biotechunternehmen wird künftig seinen Bedarf an mRNA-Impfstoff aus eigener Produktion herstellen. Der Schweizer Pharmazulieferer muss deshalb die Produktion im Wallis einstellen.
Der Pharmazulieferer Lonza muss die Produktion des Corona-Impfstoffs für Moderna am Standort Visp im dritten Quartal einstellen. Das US-Biotechunternehmen Moderna werde den nach der Pandemie stark gesunkenen Bedarf mit seinen eigenen Werken in den USA sowie auch durch ihre neuen Anlagen in Grossbritannien, Kanada und Australien decken können.
Lonza bestätigte in einer Stellungnahme vom Dienstagnachmittag, dass Moderna den Vertrag zur Produktion des mRNA-Wirkstoffs in Visp gekündigt hat. Gespräche über Einzelheiten betreffend der Beendigung der Zusammenarbeit seien noch im Gange. Moderna hatte den Impfstoff während der Corona-Pandemie für bestimmte Märkte, unter anderem auch für die Schweiz, im Oberwallis herstellen lassen. Lonza sei dabei, Angestellte für andere Projekte einzusetzen.
Während der Pandemie hatte Lonza verzweifelt Personal gesucht, um die Produktion für den Impfstoff hochzufahren. Sogar der Staat hatte bei der Fachkräfte-Suche im April 2021 geholfen.
Grund für die nun angekündigte Schliessung der Impfstoffproduktionslinien in Visp ist laut Moderna die weltweit rückläufige Nachfrage nach Corona-Impfstoffen. Diese sei mit dem Übergang von einem Pandemie- in einen endemischen Markt zurückgegangen. Der Rückzug kommt nicht überraschend. Vergangene Woche hatte Moderna gegenüber der Nachrichtenagentur AWP eine Reduktion der Produktionskapazitäten in Visp in Aussicht gestellt.
Impfstoffproduktion in den Moderna-Werken
Moderna werde die Impfstoff-Nachfrage für die Jahre 2024 und 2025 von nun an von ihren eigenen Standorten in Norwood im US-Bundesstaat Massachusetts decken, hiess es weiter. Darüber hinaus werden laut den Angaben ab 2025 zusätzliche Kapazitäten dazukommen, wenn die neuen mRNA-Produktionsanlagen von Moderna in Grossbritannien, Kanada und Australien in Betrieb gehen.
Was die Schliessung der Impfstoffproduktion für das Werk und die Angestellten in Visp bedeutet, ist noch unklar. Lonza prüfe nach Möglichkeiten, die betroffenen Mitarbeitenden in anderen Kundenprogrammen und Wachstumsprojekten unterzubringen, schreibt der Pharmazulieferer dazu. Das Geschäftsmodell sei «agil genug, um flexibel auf die sich entwickelnde Kundennachfrage reagieren» zu können.
Für Lonza ist die Schliessung der Impfstoffproduktion in Visp die nächste Hiobsbotschaft, nachdem am Montag der abrupte Abgang von Chef Pierre-Alain Ruffieux verkündet werden musste. Bis ein Nachfolger bestimmt ist, wird Verwaltungsratspräsident Albert Baehny die CEO-Aufgaben interimistisch übernehmen. Am Montag war die Lonza-Aktie an der Schweizer Börse um 15 Prozent eingebrochen. Am Dienstagnachmittag kann sich der Kurs davon mit einem Plus von rund zwei Prozent nur leicht erholen.
SDA/step/ish
Fehler gefunden?Jetzt melden.