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Meinung

Versorgungsnotstand
Die Kassen verstehen ihre Rolle falsch

Therapieraum im Zentrum PIZ mit Spielzeug und Kissen auf einem blauen Teppich, verwendet für Kindertherapie. Foto von Christian Pfander.
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Für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen ist es äusserst schwierig, einen Therapieplatz zu finden. Es gibt zu wenig therapeutisch ausgebildete Fachärzte und Psychologinnen, zudem fehlen Behandlungs­angebote in Kliniken. Auch für Erwachsene ist die Versorgung ungenügend.

Um den Mangel zu lindern, wurden Mitte 2022 die Therapeutinnen und Therapeuten mit Psychologiestudium zur Grundversicherung zugelassen. Bereits damals stimmte ein Teil der Versicherer der Erweiterung des kassenpflichtigen Angebots nur zähneknirschend zu.

Jetzt ist passiert, was zu erwarten war: Die Kosten der Grundversicherung für die psychologische Psychotherapie sind gestiegen. Dies nutzen die Krankenkassen nun dazu, bei den neu zugelassenen Psychotherapeuten Tarifsenkungen zu fordern. Falls sich die Kassen durchsetzen, werden viele nur noch zusatzversicherte oder selbst zahlende Patientinnen und Patienten behandeln. Die Versorgungskrise wird sich noch verschärfen.

Manche Physiotherapeuten können kaum ihre Kosten decken

Gleich verfahren die Kassen mit der Physiotherapie, weil sich die Behandlungskosten innerhalb von zehn Jahren verdoppelt haben. Es wird tatsächlich viel mehr Physiotherapie verschrieben. Aber die vergleichsweise günstige Physio kann manche teurere medizinische Intervention verhindern oder verzögern, etwa Knieoperationen. Dennoch verweigern die Kassen der Branche seit Jahren eine Tariferhöhung, obwohl kaum eine medizinische Berufsgruppe zu einem so tiefen Lohn arbeitet und manche Praxen ihre Kosten kaum mehr decken können.

Die Krankenversicherer berufen sich auf ihre Verantwortung gegenüber den Prämienzahlenden. Die haben sie tatsächlich, aber sie verstehen ihre Rolle falsch. Die Kassen müssen dort Druck machen, wo ein medizinisches Überangebot besteht und Prämiengelder ineffizient eingesetzt werden. Stattdessen schiessen sie sich auf Gruppen ein, die keine so schlagkräftige Lobby und nicht das gleiche gesellschaftliche Ansehen haben wie die Ärztinnen und Ärzte.