Geldberater zum SparbatzenAuch im Alter sollte man sein Geld anlegen
Die Teuerung frisst am Wert des Geldes – die Inflation schlagen kann man nur, wenn man Kursschwankungen in Kauf nimmt.
Ich bin 70 Jahre alt und habe 200’000 Franken, die ich in den kommenden Jahren aufbrauchen könnte für Freizeit und Ferien. Weitere 200’000 Franken liegen auf meinem Sparkonto. Von meiner monatlichen Rente von 8200 Franken kann ich gut leben. Ich besitze keine Immobilien und habe nie Geld angelegt. Würden Sie die 200’000 Franken, die auf dem Sparkonto liegen, in meinem Alter noch anlegen? E. J.
Wenn Sie die gesamthaft 400’000 Franken, die Sie auf dem Sparkonto und für Ferien und Freizeit auf der Seite haben, nicht anlegen, nehmen Sie in Kauf, dass dieses Geld mit der Zeit weniger Wert hat. Sie können sich für das gleiche Geld weniger Ferien buchen – weil die Ferien in der Zwischenzeit teurer geworden sind, Sie aber immer noch gleich viel Geld haben.
Das ist der Effekt der Teuerung: Sie ist Gift für den Sparbatzen und nagt still und leise am Wert des Geldes, ohne dass man es zunächst merkt. Offensichtlich wird es erst nach einiger Zeit, wenn viele Dinge, deren Preis man kennt, teurer geworden sind und man zum Beispiel für das gleiche Hotel im Ausland oder denselben Flug mehr berappen muss.
Begegnen kann man der Inflation, indem man dafür sorgt, dass der Sparbatzen nicht gleich bleibt, sondern ebenfalls zunimmt, idealerweise wenigstens gleich viel wie die Teuerung oder noch besser mehr. So kann man die Teuerung schlagen und wird nicht Opfer der Inflation. Damit man mit seinem Sparbatzen eine Rendite erwirtschaftet, die höher ist als die Inflation, muss man etwas unternehmen. Das Geld auf dem Sparkonto lassen genügt dafür nicht. Zwar ist die Teuerung gesunken, aber auch die Zinsen sind wieder stark zurückgekommen. Auf dem Konto gibts fast nichts mehr. Man kompensiert die Teuerung nur ansatzweise.
Darüber hinaus muss man die Gebühren berücksichtigen, die man der Bank für die Kontoführung oder für die Anlage von Geldern bezahlt. Diese Gebühren schmälern die Rendite. Darum sollte man nur auf die Rendite nach Gebühren achten. Damit man eine Rendite nach Gebühren erreicht, welche höher ist als die Teuerung, muss man sein Geld investieren. Sie könnten den Betrag im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandats von einer Bank professionell anlegen lassen. Doch eine Garantie, dass Sie eine Rendite nach Gebühren über der Teuerung erreichen, haben Sie nicht.
Das Anlagerisiko tragen Sie auch vollständig. Leider genügt es auch nicht, den Sparbatzen in Obligationen von sicheren Schuldnern in Schweizer Franken anzulegen, da man damit kaum eine Rendite nach Gebühren über der Inflation erzielt. Möglich ist eine solche Rendite immerhin mit einigen Immobilienfonds und mit Aktien von Unternehmen mit einer attraktiven Dividendenrendite.
Jedes Jahr die Dividenden geniessen
Schweizer Firmen mit einer attraktiven Dividendenrendite sind etwa Swiss Life, Swiss Re, Zurich Insurance, Holcim, Nestlé, Roche und Novartis, um nur einige Beispiele zu nennen. Allerdings sind Sie bei solchen Aktien immer mit Kursschwankungen konfrontiert, die Sie aushalten müssen. Eine Alternative sind Anlagefonds mit Dividendenperlen. Die Kursschwankungen haben Sie aber auch hier. Darum sollte man wenigstens einen Anlagehorizont von acht bis zehn Jahren haben. Diesen hat man oft auch noch im Alter: Sie könnten sich nämlich bewusst nicht um die Kursschwankungen kümmern, sondern jedes Jahr die Dividenden geniessen, zumal Sie diese nicht für das Bestreiten Ihres Lebensunterhalts brauchen.
Viele scheuen sich, im Alter Geld anzulegen, weil Sie sich vor dem Aufwand und vor Turbulenzen fürchten. Sie müssen sich entscheiden, ob Sie die Ruhe und Bequemlichkeit des Sparkontos oder von Kassenobligationen vorziehen, mit denen Sie die Teuerung nicht schlagen können, oder ob Sie bereit sind, mehr Risiken zu tragen und die Inflation mit gewinnbringenden Wertschriften zu schlagen. Falls Sie von Wertschriften wie Aktien, Obligationen oder Fonds nichts wissen wollen, würde ich wenigstens die Zinsen der Banken auf Sparkonten und Kassenobligationen sowie deren Gebühren vergleichen. Es macht einen Unterschied, ob Sie einer Bank neben einem schlechten Zins allenfalls noch happige Kontoführungsgebühren oder Depotgebühren für eine Kassenobligation abliefern müssen. Entscheidend ist auch da die Rendite nach Gebühren.
Fehler gefunden?Jetzt melden.