Steigende Preise für HypothekenVerdienen die Banken jetzt mehr?
Einzelne Banken sollen auf Kosten der Kundschaft ihre Margen ausweiten. UBS-Chef Hamers widerspricht. Immobilienexperten sagen, was nun besonders wichtig ist.
Die Hypozinsen steigen rasant. Gemäss «Finanz und Wirtschaft» nahm der Zins für eine zehnjährige Festhypothek im Schnitt von 1,68 auf 2,21 Prozent zu. Der Hintergrund: Die straffere Geldpolitik der Notenbanken und die Inflation verteuern neue Immobilienfinanzierungen.
Dadurch dürften auch die Einnahmen der Banken klettern. Das liegt daran, dass die Banken zwar die Hypothekarzinsen erhöhen, ihren Kundinnen und Kunden aber weiterhin tiefe Zinsen auf den Sparkonten zahlen. So weiten sie ihre Marge aus.
Adriel Jost vom Finanzberatungsunternehmen WPuls sagt: «Die Banken haben die Gunst der Stunde genutzt, um ihre Profite praktisch über Nacht zu erhöhen – und das, nachdem viele bereits in den vergangenen Jahren Rekordgewinne verbucht haben.»
«Wir spüren im Hypothekengeschäft derzeit besonders die Konkurrenz durch die Regional- und Kantonalbanken.»
UBS-Chef Ralph Hamers widerspricht dieser Darstellung: «Wir spüren im Hypothekengeschäft derzeit besonders die Konkurrenz durch die Regional- und Kantonalbanken.» Dadurch würden die Margen bei den neuen Hypotheken sogar sinken. Trotz der steigenden Zinsen werde das Geschäft dadurch nicht zwingend attraktiver, so Hamers.
Gemäss Jost vom Beratungsunternehmen WPuls hänge die Ausweitung der Marge einer Bank davon ab, wie stark sie Hypotheken über Spareinlagen refinanziere und in welchem Umfang sie die Zinsrisiken zwischen der kurzfristigen Finanzierung durch Spareinlagen und dem langfristigen Zins der Festhypothek absichere. «Wenn eine Bank sich auch via Spareinlagen finanziert und die Zinsrisiken nicht komplett absichert, dann ist die Marge gestiegen», so Jost.
Laut Hamers könne die Grossbank aber nur bedingt Kundeneinlagen heranziehen, um Kredite zu finanzieren. Der Grund: Die Hypotheken laufen bis zu 10 Jahren, während die Einlagen jeden Tag abgezogen werden können. Daher müsse die UBS ihre Hypotheken mit Wertpapieren refinanzieren, welche die gleiche Laufzeit wie die ausgegebenen Kredite haben. Und die Kosten für diese länger laufenden Refinanzierungspapiere seien im Zuge des Zinsanstiegs gestiegen.
Im Schweizgeschäft stieg das Zinsergebnis der UBS im ersten Quartal zwar an. Doch das ist auf eine Ausweitung der Kreditvolumina zurückzuführen. Dies habe den Druck auf die Marge überkompensieren können.
Nicht alle Banken reagieren gleich schnell
Die Folge: Banken mit einer hohen Eigenfinanzierung sind im Vorteil. Laut dem Hypothekenvermittler Moneypark nahm der Unterschied zwischen der günstigsten und der teuersten Eigenheimfinanzierung zu. Bei einigen Anbietern stieg der Hypozins also schneller als bei anderen. Das ist ein Zeichen für einen funktionierenden Wettbewerb.
Gegenüber dem Finanzportal Cash.ch sagte Florian Schubiger vom Vergleichsdienst Hypotheke.ch, dass dies nicht nur an der unterschiedlichen Praxis liege, wie sich die Anbieter finanzierten. Sondern es hänge auch davon ab, dass «träge» Hypothekenfinanzierer ihre Zinsen verzögert an die jeweilige Marktsituation anpassten. Es lohne sich daher, umso mehr die Konditionen der Finanzierer zu vergleichen.
Auch Bankenexperte Jost glaubt, dass die Ausweitung der Marge kein anhaltendes Phänomen ist. «Es ist zu erwarten, dass der Wettbewerb über die Zeit spielen wird», so Jost. Auch nach der Einführung des Negativzinses haben die Banken kurzfristig die Marge erhöht, um ihre Einnahmen zu sichern.
Nach ein paar Monaten habe sich die Marge aber wieder verkleinert. Auch dürften mit der zu erwartenden Normalisierung der Geldpolitik, also einer Aufhebung der Negativzinsen, die Sparzinsen wieder steigen. Was die Marge der Banken schmälert.
Hoher Gewinn der UBS
Insgesamt geht es der grössten Schweizer Bank prächtig. Die UBS verdiente im 1. Quartal 17 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Vor Steuern erzielte sie einen Gewinn von 2,7 Milliarden Franken. Es war das beste 1. Quartal seit der Finanzkrise vor 15 Jahren.
Besser als erwartet fiel das Ergebnis der Investmentbank aus, während die globale Vermögensverwaltung, also das Kerngeschäft des Instituts, schwächer als die Markterwartungen abschnitt. Grund: Das Geschäft mit asiatischen Kundinnen und Kunden lief schlechter.
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