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Weniger Pendler an Bahnhöfen
Valora will die Mieten neu verhandeln

Der Kiosk der zur Valora-Gruppe gehörenden K Kiosk im Bahnhof Bern: Zum Höhepunkt des Lockdown im April war etwa jede fünfte Verkaufsstelle geschlossen.
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Im letzten Jahr herrschte bei Valora noch grosse Freude: Die Kioskbetreiberin gewann die Ausschreibung der SBB und schnappte sich die insgesamt 262 Ladenflächen an Schweizer Bahnhöfen. Damit konnte Valora nicht nur ihre bisherigen 231 Avec- und Kiosk-Standorte behalten, sondern gewann noch 31 Standorte dazu. Doch die Neuausschreibung durch die SBB führte zu einer Erhöhung der Mindestmieten. Und die wird für die Kioskbetreiberin jetzt zum Kostenproblem.

Denn durch die behördlich angeordneten Massnahmen wie Lockdown und Homeoffice brachen die Pendlerströme an Schweizer Bahnhöfen und Flughäfen ein. Und mit ihnen auch das Geschäft in den Avec- und Kiosk-Läden. Selber musste Valora auch Standorte temporär schliessen: Zum Höhepunkt des Lockdown im April war etwa jede fünfte Verkaufsstelle geschlossen und rund 40 Prozent wurden mit reduzierten Öffnungszeiten betrieben. Im Juni entschärfte sich die Situation für Valora dann wieder leicht.

Tankstellenshops von Krise nicht betroffen

Vor allem Standorte, die zuvor gut besucht waren, hätten gelitten, erklärte Valora-Chef Michael Mueller während der Präsentation der Halbjahreszahlen. Im Vergleich zur Vorjahresperiode brachen die Umsätze an Bahnhöfen und Flughäfen im Food-Bereich – zum dem unter anderem Brezelkönig und Backwerk gehören – von März bis Juni 2020 um 59 Prozent ein. An diesen Standorten litt das Geschäft am stärksten. An Tankstellen und in Läden in der Agglomeration war die Nachfrage hingegen ungebrochen, wie die Halbjahreszahlen zeigen.

Nun will Valora – zur Gruppe gehören auch Press&Books und Caffè Spettacolo – die Mindestmieten an bestimmten Standorten neu verhandeln. Denn es sei zu erwarten, dass auf lange Sicht mehr Menschen im Homeoffice arbeiten werden, was die Kundenströme an den Bahnhöfen beeinflusse. Und weniger Kunden bedeuten auch weniger Umsatz.

Jetzt müssen Kosten eingespart werden. Neben Kurzarbeit, die weiterhin in Anspruch genommen werde, sollen die Mieten an diesen Transportknotenpunkten neu verhandelt werden. Wie hoch die neuen Mieten der SBB-Standorte sind, ist nicht bekannt. Aber: «Wir zahlen künftig ungefähr doppelt so viel Miete für Kioskstandorte wie vorher», sagte Mueller im Februar zu dieser Zeitung. Zur Mindestmiete komme zudem eine Umsatzbeteiligung dazu.

«Die von uns gewünschten Anpassungen entsprechen den aktuellen Entwicklungen, und wir stehen mit allen Vermietern in intensiven Diskussionen.»

Michael Mueller, Valora-Chef

«Die von uns gewünschten Anpassungen entsprechen den aktuellen Entwicklungen, und wir stehen mit allen Vermietern in intensiven Diskussionen», sagt Mueller. Dabei gehe es nicht nur um Mietreduktionen, sondern auch um Anpassungen der Öffnungszeiten und möglicherweise vereinzelt um eine Reduktion des Portfolios. «Dort, wo wir nachhaltige Veränderungen in den Kundenströmen beobachten, wollen wir entsprechende Anpassungen der Mieten in Angriff nehmen», sagt er.

Wie die SBB, die Hauptvermieterin an diesen Standorten, zu diesem Vorhaben stehen, dazu wollte Valora keine Auskunft geben. Und auch die SBB nehmen zu einzelnen Mieterverhältnissen und Vertragsbestandteilen keine Stellung. Man führe aber mit einzelnen Mietern Gespräche, sagt ein Sprecher.

SBB gewährten Mietern Reduktionen

Während der Corona-Krise hätten die SBB ihre Geschäftsmieter mit Sofortmassnahmen unterstützt: Wer von behördlichen Schliessungen betroffen gewesen sei, habe für die Dauer des Lockdown keine Miete gezahlt. Und Geschäfte, die offen bleiben durften, erhielten für die Dauer des Lockdown Mietzinsreduktionen, wie es bei der Bahn heisst. Die Höhe der Reduktion sei vom Umsatzrückgang abhängig. Nun, da die Mieter in den Bahnhöfen ihre Betriebe wieder öffnen dürften, sei die Mindestmiete wieder «vollumfänglich geschuldet». Das Problem: Die SBB sind selbst finanziell in einer schwierigen Situation und entsprechend auf die Mieteinnahmen angewiesen.

Auch die Migros ist mit ihren Supermärkten und Migrolino-Filialen an Bahnhöfen präsent. Neuverhandlungen der Mietverträge seien keine in Planung, sagt ein Sprecher. Natürlich würden die bestehenden Verträge immer wieder geprüft und gegebenenfalls dem Markt angepasst. Auch bei Coop seien Verhandlungen aktuell nicht geplant, heisst es beim Grossverteiler.

Insgesamt ging der Umsatz von Valora im ersten Halbjahr um 18 Prozent zurück, der Verlust beträgt 16 Millionen Franken. 2019 lag der Nettoumsatz bei 2,03 Milliarden Franken. In der Schweiz, Deutschland, Österreich, Luxemburg und Holland betreibt Valora 2700 Verkaufsstellen.