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Designierter US-Finanzminister
In der Regierung Trump dürfte es zum Machtkampf um Strafzölle kommen

FILE - Republican presidential nominee former President Donald Trump, left, listens as investor Scott Bessent speaks on the economy in Asheville, N.C., Aug. 14, 2024. (AP Photo/Matt Kelley, File)
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Mit Castingshows kennt sich Donald Trump bekanntlich aus. Und tatsächlich hätte man aus dem Theater, das sich in dieser Woche hinter den Mauern von Mar-a-Lago abspielte, leicht ein TV-Format namens «Amerika sucht den Finanzminister» machen können. Trump erwählte nun einen Mann für das Amt, den am Ende nicht mehr allzu viele auf der Rechnung hatten. Der Hedgefondsmanager Scott Bessent soll das US-Finanzministerium führen und eine allein auf die nationalen Interessen der USA ausgerichtete Wirtschaftspolitik umsetzen.

Bessent ist dafür in mancher Hinsicht eine überraschende Wahl. Der Finanzmanager vertritt im Vergleich zu anderen im Trump-Lager geradezu gemässigte Positionen und arbeitete noch dazu jahrelang eng mit George Soros zusammen. Der ungarisch-amerikanische Investor gehört nicht nur zu den grössten Spendern der Demokraten, er ist auch ein Feindbild der Rechten auf der ganzen Welt. Auch Bessent, der mit einem Mann verheiratet ist, spendete vor Jahren immer mal wieder für die Demokraten. In den letzten Jahren wandelte er sich allerdings zu einem von Trumps grössten Fürsprechern an der Wallstreet und spendete mehr als eine Million Dollar für ihn.

Musk favorisierte Howard Lutnick

Um den Job des Finanzministers hatte sich nach Trumps Wahlsieg ein Machtkampf in Mar-a-Lago entsponnen. Elon Musk favorisierte den Finanzmanager Howard Lutnick. Nur Lutnick würde «wirkliche Veränderung» bringen, während Bessent für Business as usual stehe, schrieb der Tesla-Chef auf seiner Plattform X. Doch Lutnick soll nach Trumps Meinung zu aggressiv um den Posten gebuhlt haben – was etwas heissen will. Nun soll Lutnick, der bisher Chef des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald ist, Handelsminister werden.

(FILES) Howard Lutnick, Chairman and CEO of Cantor Fitzgerald and Co-Chair of the Trump 2024 Transition Team speaks at a rally for former US President and Republican presidential candidate Donald Trump at Madison Square Garden in New York, October 27, 2024. According to US media reports on November 19, 2024, President-elect Donald Trump is expected to name Howard Lutnick as his nominee for US Commerce Secretary. (Photo by ANGELA WEISS / AFP)

Doch zwischen ihm und dem designierten Finanzminister Bessent könnte es schon bald zu Konflikten kommen. Lutnick ist in Sachen Handelszölle ein Hardliner. Im Fernsehen oder bei Trumps Auftritten hat er die von Trump geplanten Zölle immer wieder verteidigt. Im New Yorker Madison Square Garden wünschte sich Lutnick das Jahr 1900 zurück. Damals sei es den USA wegen der hohen Handelszölle so gut gegangen wie nie, behauptete er. Eine steile These, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung damals bei 47 Jahren lag.

Gefahr einer neuen Inflation

Bessent dagegen plädiert für Zölle light. Dem Börsensender CNBC sagte er, man müsse diese nach und nach einführen, um Preisschocks für die amerikanischen Verbraucher und einen erneuten Anstieg der Inflation zu vermeiden. Damit dürfte Bessent an der Wallstreet besser ankommen als sein Rivale Lutnick.

In der Finanzindustrie sind zwar viele erfreut über Trumps Vorhaben, die Steuern für Unternehmen und Reiche noch weiter zu senken, aber sehen seine Zollpläne skeptisch. Die Zölle würden der US-Wirtschaft am Ende mehr schaden als nutzen, fürchten sie. Nahezu alle führenden Ökonomen sehen das genauso. Bessent verteidigte Trump gegen diese Kritik unter anderem in einem Gastbeitrag für das «Wall Street Journal». Darin argumentierte er mit den Märkten: Diese hätten nach Trumps Wahlsieg unmissverständlich signalisiert, dass sie von Trumps Präsidentschaft grosses Wachstum erwarten.

Der Artikel soll Trump sehr gefallen haben. Von kaum etwas ist er so besessen wie von der Performance der Finanzmärkte und seiner Rolle dabei. Und kaum etwas schätzt er so sehr wie Getreue, die ihn und seine Politik überzeugend in den Medien verkaufen. Auch Bessent ist fraglos ein Loyalist, wie Trump ihn sich wünscht. Er dürfte an der Spitze des Finanzministeriums viele von Trumps Wahlkampfversprechen umsetzen.

Der von Trump wenig geliebte Fed-Chef Jerome Powell

Neben Steuererleichterungen und weniger Regulierung für Unternehmen gehört dazu die Idee, die US-Notenbank Federal Reserve zu entmachten. Bessent brachte dazu die Option ins Spiel, den von Trump wenig geliebten Fed-Chef Jerome Powell zu degradieren und noch während Powells Amtszeit einen Schatten-Fed-Chef neben ihm zu installieren.

Als designierter Finanzminister wäre Bessent künftig auch für die Steuerpolitik und den Haushalt zuständig. Auf seinem Netzwerk «Truth Social» schrieb Trump, Bessent werde den «untragbaren» Pfad der Staatsverschuldung stoppen. Wie ihm das gelingen soll, ist unklar. Denn Trumps Steuersenkungen würden unabhängigen Berechnungen zufolge 7,5 Billionen Dollar neue Schulden machen.

Wie bei allen Kabinettsposten muss der US-Senat sowohl Bessents als auch Howard Lutnicks Nominierung noch zustimmen.