Engpass bei MilchpulverUSA richten Luftbrücke wegen Mangel an Babymilch ein
In den USA wächst die Verzweiflung wegen fehlender Säuglingsnahrung. Nestlé hat bereits reagiert, und Präsident Joe Biden hat ein Sondergesetz reaktiviert.
Ein Engpass bei pulverisierter Babymilch in den USA bringt Eltern zum Verzweifeln: Nicht nur sind in den Läden die Regale seit Wochen beinahe leer, viele Detailhändler beschränken die Zahl der ausgegebenen Produkte pro Einkauf.
Nun eilt der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé den US-amerikanischen Müttern und Vätern zu Hilfe. Wie Reuters berichtet, wird das Unternehmen Babymilch aus der Schweiz und den Niederlanden in die USA liefern.
Der Schweizer Konzern wird speziell zwei Marken hypoallergener Milch bereitstellen, da die Knappheit für Eltern von Säuglingen mit einer Unverträglichkeit für Kuhmilcheiweiss zu einer Bürde geworden ist. «Wir haben diesen Produkten Vorrang eingeräumt, weil sie einem kritischen medizinischen Zweck dienen», sagte eine Nestlé-Sprecherin der französischen Nachrichtenagentur AFP.
«Den unmittelbaren Bedarf decken»
Bei den beiden Marken handelt es sich um Gerber Good Start aus den Niederlanden und Alfamino aus der Schweiz. Nestlé exportiert diese Produktlinien bereits in die USA.
Angesichts des Engpasses hat die Firma beschlossen, die Babypulvermilch auf dem schnellen Luftweg in die USA zu fliegen. Dies, «um den unmittelbaren Bedarf zu decken», wie der Konzern präzisiert. Nestlé betreibt zwei Fabriken in den Vereinigten Staaten, die Säuglingsnahrung herstellen.
Bei anderen Schweizer Herstellern wie Hochdorf liegen Anfragen aus den USA vor. Ein Firmensprecher sagte, die Begehren würden nun geprüft.
Die Knappheit von Babynahrung hat verschiedene Gründe: Zunächst verursachte die Pandemie Probleme in der Versorgungskette und einen Mangel an Arbeitskräften. Im Februar verschärfte sich die Situation, weil der Hersteller Abbott im US-Bundesstaat Michigan eine Fabrik schliessen musste. Auslöser war ein Rückruf von Produkten, die im Verdacht standen, den Tod von zwei Säuglingen verursacht zu haben.
Am Montag einigten sich die zuständigen US-Behörden und Abbott, die Produktion in der geschlossenen Fabrik wieder aufzunehmen. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat sich am Anfang der Versorgungskrise um eine bessere Koordinierung mit der Industrie bemüht, um den Mangel zu beheben.
US-Regierung nimmt Hersteller in die Pflicht
So wurden grosse Hersteller in den USA verpflichtet, mit Notfallplänen auf die Engpässe zu reagieren. Dazu gehört die britische Firma Reckitt Benckiser. Gemäss Informationen von Reuters hat das Unternehmen an seinen drei US-Standorten die Produktion von Säuglingsnahrung um fast 30 Prozent erhöht und beliefert die Supermärkte häufiger.
Reckitt Benckiser deckt mehr als 50 Prozent des gesamten Angebots an Babynahrung in den USA ab. Nestlé hingegen bezeichnet sich als «kleiner Akteur» auf dem Markt für Ersatzmilch in Pulverform.
Am Mittwoch hat Joe Biden dann die Massnahmen verschärft: Der US-Präsident hat angeordnet, dass die Hersteller bevorzugt mit Rohmaterial beliefert werden und dass Flugzeuge des Verteidigungsministeriums dafür eingesetzt werden können, Milchpulver aus Übersee direkt einzufliegen.
Biden wendet dazu ein Gesetz aus dem Jahr 1950 an, das eigentlich für Rüstungsvorhaben gedacht war. Es kam bereits während der Corona-Krise zum Einsatz, etwa um Schutzmasken bevorzugt herzustellen.
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Für den politischen Gegner des US-Präsidenten kommt das ganze Krisenmanagement jedoch zu spät. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kritisiert die republikanische Abgeordnete Elise Stefanik aus dem Bundesstaat New York, dass die Regierung «es versäumt hat, einen Plan zu erstellen».
Sie – Stefanik – habe bereits im Februar Massnahmen zur Bekämpfung der Babynahrungskrise gefordert und werde nicht aufhören, «sich für hart arbeitende Eltern einzusetzen».
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