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Fed reagiert auf Inflationsrate
US-Notenbank erhöht den Leitzins

Fed-Chef Jerome Powell hat sich wie erwartet für eine Zinserhöhung entschieden. (Archiv)
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Angesichts des massiven Preisanstiegs im Land leitet die US-Notenbank Fed eine grundlegende geldpolitische Wende ein und hebt ihren wichtigsten Leitzins erstmals seit mehr als drei Jahren wieder an. Wie die Fed nach einem turnusmässigen Treffen ihres zinspolitischen Ausschusses am Mittwochabend in Washington mitteilte, liegt die sogenannte Tagesgeldzielspanne ab sofort bei 0,25 bis 0,5 Prozent, und damit einen Viertelprozentpunkt höher als in den vergangenen Monaten. Die Zeit der coronabedingten Nullzinsphase und Konjunkturhilfen geht damit zu Ende.

Ziel des Schrittes ist es nach Angaben der Notenbank, die Inflation in den USA einzudämmen, die mit 7,9 Prozent zuletzt auf den höchsten Stand seit 40 Jahren geklettert war. In einer schriftlichen Erklärung der Fed hiess es, die wirtschaftliche Lage in den Vereinigten Staaten habe sich in den vergangenen Wochen ebenso weiter verbessert wie die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings werde der Überfall Russlands auf die Ukraine den Preisdruck noch weiter erhöhen und die Konjunkturentwicklung belasten.

Mit der Tagesgeldzielspanne steuert die Fed die Kosten, die sich Geschäftsbanken für kurzfristige Leihgeschäfte untereinander in Rechnung stellen. Sie nimmt damit auch Einfluss auf viele Zinssätze des Alltags, wie sie etwa beim Kauf eines Autos oder beim Überziehen des Kontos fällig werden. Eine Anhebung um einen Viertelpunkt hat für sich genommen zwar zunächst kaum direkte Folgen für die Wirtschafts- und Preisentwicklung, zumal Leitzinserhöhungen immer erst mit einer Verzögerung von mindestens einem halben Jahr wirken. Sie ist aber das klare Signal an Verbraucher, Unternehmen und Politik, dass die Notenbank die Inflationsgefahr nach monatelangem Zögern nun ernst nimmt und zu weiteren Schritten bereit ist. Vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatten manche US-Experten allein für dieses Jahr mit bis zu sieben Erhöhungen gerechnet.

Die Inflationsrate in den USA ist aufgrund der coronabedingten Lieferengpässe in aller Welt zuletzt beinahe ungebremst in die Höhe geschossen. Im Februar lag sie bei 7,9 Prozent, das ist viermal so viel, wie von der Fed gewünscht, und der höchste Wert seit 1981. In den kommenden Monaten ist angesichts des Kriegs um die Ukraine und zahlloser weiterer wirtschaftlicher Störfaktoren sogar ein Anstieg auf mehr als zehn Prozent möglich.

Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale

Das noch grössere Problem für die Fed ist jedoch: Anders als in Europa hat die Teuerung in den Vereinigten Staaten mittlerweile fast alle Wirtschaftsbereiche erreicht und auch deutliche Lohnerhöhungen nach sich gezogen. Damit droht eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale, die Notenbanker in aller Welt fürchten, weil sie sich oft nur noch mit massiven Zinserhöhungen und unter Inkaufnahme einer schweren Rezession stoppen lässt.

Um ein solches Szenario zu vermeiden, versucht es die Fed nun erst einmal mit kleinen Zinsschritten, die Bürgern, Firmen und Finanzmärkten ihre Entschlossenheit signalisieren sollen. Leitzinserhöhungen verteuern Kredite, etwa für Investitionen oder den Bau eines Hauses, und dämpfen damit die Konjunktur. Sinkt die Nachfrage nach Bau- und anderen Leistungen, so die Idee, sinkt auch der Druck auf die Preise, und die Inflationsrate fällt mittelfristig auf jenes Niveau von etwa zwei Prozent zurück, das die Notenbank für ideal erachtet. Ob das Konzept der US-Währungshüter aufgeht, ist allerdings ungewiss.

Die Entscheidungen von Fed-Chef Jerome Powell und seinen Mitstreitern könnten angesichts der derzeit zahllosen weltwirtschaftlichen Störfaktoren auch verpuffen – oder aber das Gegenteil des Erwünschten erreichen. Zieht sich etwa der Ukraine-Krieg noch monatelang hin oder brechen die Börsen massiv ein, könnten die Notenbanker mit zu raschen Zinserhöhungen den Konjunkturmotor ausgerechnet in dem Moment abwürgen, da er ohnehin schon stottert. Im schlechtesten Fall lösten Powell und seine Kollegen damit genau die Rezession aus, die sie eigentlich vermeiden wollen. Schon jetzt schätzt etwa die Grossbank Goldman Sachs die Wahrscheinlichkeit, dass es trotz der derzeit guten Wachstumszahlen im kommenden Jahr zu einer Rezession in den USA kommt, auf bis zu 35 Prozent.