Historischer DealUS-Fondsmanager begleichen Steuerschuld von 7 Milliarden Dollar
Jim Simons’ Investmentfirma Renaissance ist an der Wallstreet Kult. Nun hat er einen der grössten Vergleiche der amerikanischen Geschichte geschlossen.
![Renaissance-Gründer Jim Simons ist mehrfacher Milliardär, der sein Vermögen nutzt, um in den USA die Mathematikausbildung zu fördern, damit die USA weltweit spitze bleiben.](https://cdn.unitycms.io/images/7eyMor2yawz8dPdL8hI0W6.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=jrzXaqVvn9A)
Wer sich mit der Finanzbranche beschäftigt, der ist den Umgang mit grossen Zahlen gewohnt. Alles ist hier ein bisschen grösser: die Löhne, die Boni und die Bussen für Fehlverhalten.
Doch der Vergleich mit der US-Steuerbehörde IRS, den die Gründer und Topmanager des US-Hedgefonds Renaissance Technologies jetzt abgeschlossen haben, der fällt selbst für Wallstreet-Verhältnisse aus dem Rahmen: Renaissance-Gründer Jim Simons und seine Mitstreiter haben eingewilligt, dem US-Fiskus sieben Milliarden Dollar zu zahlen. Der Betrag umfasst nachgezahlte Steuern, Zinsen sowie Bussen.
Ein historisch teurer Steuerdeal
Der 83-jährige Simons selbst zahle auf eigene Rechnung noch einmal 670 Millionen Dollar zusätzlich, melden das «Wall Street Journal» und die «Financial Times». Der Steuervergleich dürfte wohl einer der grössten in der Geschichte der USA sein, der Privatpersonen betrifft.
Der Steuerstreit zieht sich seit Jahren hin und beschäftigte bereits einen Ausschuss des US-Senats. 2014 warf dessen mittlerweile verstorbene Ausschussvorsitzende Carl Levin, der sich auch schon die Credit Suisse vorgeknöpft hatte, dem US-Hedgefonds und seinen Verantwortlichen vor, mittels Optionsgeschäften kurzfristige Gewinne in langfristige zu verwandeln.
Laut US-Senat sind der Steuerbehörde so zwischen 2005 und 2015 rund sechs Milliarden Dollar Steuern entgangen.
Mithilfe dieser Transaktionen würde Renaissance erreichen, dass sein Medallions-Fonds die Gewinne nur mit 20 Prozent statt mit 39 Prozent versteuern müsse. In den USA werden kurzfristig erzielte Gewinne höher besteuert. Laut US-Senat sind dem Fiskus so zwischen 2005 und 2015 rund sechs Milliarden Dollar Steuern entgangen.
Vom Codeknacker zum Fondsmanager
Der Medallions-Fonds, der rund 15 Milliarden Dollar verwaltet, ist ein Investmentvehikel, das nur den Mitarbeitenden von Renaissance und ausgesuchten Freunden und deren Familien offensteht.
Der Fonds und dessen Firma Renaissance sind an der Wallstreet Kult, denn das Unternehmen gilt als eine der erfolgreichsten Investmentfirmen der US-Geschichte. Jim Simons gründete das Unternehmen im Jahr 1982. Der studierte Mathematiker hatte zuvor dem US-Militär geholfen, die Codes der Gegner im Vietnam-Krieg zu knacken.
Simons und seine Mitstreiter wurden mit ihrer Anlagestrategie zu mehrfachen Milliardären.
Simons gilt als einer der Begründer sogenannter quantitativer Anlagestrategien: Mittels komplexer mathematischer Modelle werden kleine Ineffizienzen bei der Preisbildung an den Märkten ermittelt. Um davon zu profitieren, handelt Renaissance Aktien zum Teil in wenigen Sekunden. Simons und seine Mitstreiter wurden damit zu mehrfachen Milliardären. Heute herrscht bei diesen Anlagestrategien ein wahres Wettrüsten an der Wallstreet, bei dem immer leistungsfähigere Computer zum Einsatz kommen.
Ex-Manager förderte Trump
Durch die nun fällige Milliardenbusse werden Simons und seine Mitstreiter aber nicht mittellos: Der Renaissance-Gründer könnte die gesamte Summe locker aus seinem Privatvermögen bestreiten, das auf gut 25 Milliarden Dollar geschätzt wird.
Die Affäre hat auch eine politische Note. Denn Simons, der sich Anfang Jahr vom Amt des Verwaltungsratspräsidenten von Renaissance zurückgezogen hatte, ist ein Unterstützer der US-Demokraten. Der frühere Chef von Renaissance, Robert Mercer, ist dagegen dafür bekannt, dass er und seine Tochter Rebekah Donald Trump unterstützt hatten. Zudem waren die Mercers entscheidende Förderer von «Breitbart News», dem extrem-rechten Newsportal von Steve Bannon. Später kam es zum Bruch zwischen den Mercers und Bannon.
Fehler gefunden?Jetzt melden.