Höheres Risiko, geringere WirkungUS-Behörde warnt vor Johnson & Johnson-Impfung
In den USA wird jetzt empfohlen, das Vakzin des einheimischen Herstellers möglichst wenig einzusetzen. Ein Grund ist das Thrombose-Risiko. Was das für die Impfkampagnen bedeutet.
In den USA soll der Impfstoff des einheimischen Herstellers Johnson & Johnson künftig so etwas wie die letzte Wahl sein. In einer knappen Mitteilung empfahl die staatliche Gesundheitsbehörde CDC am Donnerstag, die anderen beiden zugelassenen Impfstoffe- das sind die Produkte von Pfizer und Moderna – vorzuziehen. Der Impfstoff steht aber weiterhin uneingeschränkt für jene zur Verfügung, die die beiden mRNA-Vakzine ablehnen. Denn, so hob es die Behörde hervor: Angesichts der aktuellen Lage sei jeder Impfstoff besser als gar keiner.
Mit dieser Empfehlung folgte die CDC dem einstimmigen Rat ihres Expertengremiums, das sich unter anderem auf die Gefahr spezieller Thrombosen berufen hatte. Diese TTS genannten Blutgerinnsel, die mit einem Abfall der Blutplättchen einhergehen, waren auch nach der Verabreichung des Astra-Zeneca-Impfstoffs registriert worden. Beides sind sogenannte Vektorimpfstoffe, die ein harmloses Virus verwenden, um Erbinformation des Coronavirus in menschliche Zellen zu schleusen.
mRNA ist noch sicherer und wirksamer
Insgesamt wurden in den USA zwischen März und August 2021 54 TTS-Fälle nach der Impfung mit dem Johnson & Johnson-Vakzin beobachtet. Frauen zwischen 30 und 49 Jahren waren am häufigsten betroffen. Sieben Frauen und zwei Männer, starben. Gemessen an den mehr als 14 Millionen verabreichten Dosen ergibt dies ein Sterberisiko von lediglich 0,00006 Prozent. Andererseits stehen in den USA mit den mRNA-Impfstoffen genügend Alternativen zur Verfügung, die noch sicherer sind.
Einen Einfluss auf die Entscheidung hatte zudem, dass die Wirksamkeit des Johnson & Johnson-Impfstoffs geringer ist als die der Konkurrenzprodukte. Das CDC hat bei geimpften Erwachsenen in den USA eine Wirksamkeit von 93 Prozent mit Moderna, 88 Prozent mit Biontech/Pfizer und 71 Prozent mit Johnson & Johnson festgestellt. Swissmedic spricht aufgrund der eingereichten Studiendaten von in einer Wirksamkeit von 67 Prozent.
Auf die Impfkampagne im Land wie auch in der Schweiz dürfte die US-Empfehlung wenig Auswirkungen haben. Sowohl in den USA als auch hierzulande wird das Vakzin ohnehin nur noch selten eingesetzt. In der Schweiz empfiehlt die Impfkommission, prioritär mit mRNA-Impfstoffen zu impfen. Seit der Zulassung Ende September wurden knapp 50’000 Dosen verimpft – im Gegensatz zu 8,3 Millionen Dosen Moderna und rund 4,7 Millionen Dosen Biontech/Pfizer innert knapp 12 Monaten. Johnson & Johnson wird allerdings nur einmal gespritzt, die mRNA-Impfstoffe hingegen zweimal. Für die Auffrischung wird auch nach der Johnson & Johnson-Impfung ein mRNA-Mittel empfohlen.
In Deutschland nur ab 60 Jahren
Diese Woche verkündete die europäische Arzneimittelkommission EMA allerdings, dass sie auch eine Johnson & Johnson-Boosterdosis für möglich hält. Sie könne Erwachsenen frühestens zwei Monate nach der ersten Spritze verabreicht werden. Die EMA berief sich auf Daten, wonach der Booster die Menge der Antikörper gegen Sars-CoV-2 deutlich ansteigen lässt. Das Risiko von Blutgerinnseln oder anderen seltenen Nebenwirkungen nach der Auffrischungsimpfung könne derzeit nicht beziffert werden und müsste sorgsam beobachtet werden, hiess es.
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt schon länger, den Vektorimpfstoff des US-Herstellers lediglich bei Menschen ab 60 Jahren einzusetzen und beruft sich dabei ebenfalls auf das Thromboserisiko. Laut dem jüngsten Sicherheitsbericht wurden in Deutschland bis Ende September 20 TTS-Fälle nach der Impfung mit Johnson & Johnson festgestellt. Fünf Menschen starben. Damit liegt die Rate dieser Nebenwirkung unter der des Astra-Zeneca-Impfstoffs, der in Deutschland auch zugelassen ist – nicht aber in der Schweiz.
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