Kampf gegen Corona-MutationenWas über den Impfschutz gegen Omikron bekannt ist
Wie wirksam ist eine Biontech-Impfung gegen die Virusmutation? Wie sieht es nach dem Boostern aus? Und wie lange wird es die Auffrischungen noch brauchen? Eine Übersicht.
Wie gut wirken die verfügbaren mRNA-Impfstoffe gegen die neue Variante?
Zwei Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Biontech/Pfizer bieten einer südafrikanischen Studie zufolge einen bestimmten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bei einer Infektion mit der Omikron-Variante. «Die doppelte Dosis des Impfstoffs von Pfizer/Biontech zeigt eine 70-prozentige Wirksamkeit bei der Verringerung des Risikos von Krankenhausaufenthalten», sagte Ryan Noach am Dienstag, Leiter der an der Studie beteiligten privaten Krankenversicherung Discovery. Der Schutz vor einer Ansteckung sinke auf 33 Prozent, verglichen mit 80 Prozent bei der zuvor kursierenden Delta-Variante.
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Die Studie, die Discovery zusammen mit dem Südafrikanischen Rat für medizinische Forschung (SAMRC) ausführte, basiert auf Proben von 78’000 PCR-Tests, die zwischen dem 15. November und dem 7. Dezember in Südafrika entnommen wurden. «Die Ergebnisse ermutigen uns sehr», sagte SAMRC-Leiterin Glenda Gray.
Discovery-Chef Noach warnte jedoch, dass die Gesundheitssysteme trotz des einigermassen guten Schutzes bei zwei Impfdosen bald überlastet sein könnten, da sich die Omikron-Variante in Südafrika und weiteren Ländern rasant ausbreite und die Zahl der Neuinfektionen sehr hoch sei.
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Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist ersten Untersuchungen zufolge nach drei Dosen wirksam gegen die Omikron-Variante des Coronavirus. Das teilten die beiden Hersteller am Mittwoch unter Berufung auf eine eigene Studie mit, deren Ergebnisse Anfang Dezember veröffentlicht wurden. «Die vorläufigen Daten weisen darauf hin, dass eine dritte Dosis ein ähnliches Niveau an neutralisierenden Antikörpern gegen Omikron hervorruft, wie es nach zwei Dosen gegen den Wildtyp und andere Varianten, die vor Omikron auftraten, beobachtet wurde», hiess es in der Erklärung.
Das sieht auch der US-Virologe Anthony Fauci so. An einer Medienkonferenz von vergangenem Mittwoch sagte er, die aktuellen Booster-Impfungen böten einen ausreichenden Schutz vor Omikron. Gemäss dem obersten Corona-Bekämpfer der USA ist es sogar eher unwahrscheinlich, dass die mRNA-Impfstoffe spezifisch auf Omikron angepasst werden müssten. «Die Booster-Impfungen wirken gegen Omikron. Derzeit besteht keine Notwendigkeit für eine variantenspezifische Anpassung», so Fauci.
Impfschutz bei Moderna noch unklar
Zu wie viel Prozent der Impfstoff von Moderna nach der zweiten Spritze gegen die Omikron-Variante schützt, ist derzeit nicht genau bekannt. Einig sind sich die Experten jedoch, dass der Schutz auch hier mit der Zeit abnimmt und daher eine Auffrischimpfung nötig wird. Für Menschen unter 30 Jahren wird als Booster eher Biontech/Pfizer empfohlen. Über 30-jährige Personen könnten grundsätzlich frei wählen, welchen mRNA-Impfstoff sie bevorzugen.
Wie lange dauert es, die Impfstoffe an die neue Variante anzupassen?
Der Präsident des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, erwartet, dass die Entwicklung eines an die neue Omikron-Variante des Coronavirus angepassten Impfstoffs noch wenige Monate dauern wird. «Die Hersteller der mRNA-Impfstoffe (Biontech und Moderna) haben signalisiert, dass sie in der Lage wären, innerhalb von sechs Wochen eine Stammanpassung umzusetzen und dann innerhalb von wenigen Wochen Millionen Dosen herstellen zu können», sagte Cichutek der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (NOZ). «Drei bis vier Monate erscheinen durchaus realistisch bei mRNA-, vielleicht auch bei Vektor-Impfstoffen, deren Originalimpfstoff bereits zugelassen ist.» Die Zulassung der neuen Impfstoffe soll dann vergleichsweise schnell gehen.
«Wenn die Anträge für variante Covid-Impfstoffe vollständig sind, kann der Ausschuss für Human-Arzneimittel bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) innerhalb weniger Tage darüber entscheiden», sagte der PEI-Präsident der NOZ. Der rechtliche Rahmen für solche angepassten Impfstoffe sei bereits gesteckt.
Biontech-Gründer Ugur Sahin sagte, er rechne in rund hundert Tagen mit einem angepassten Impfstoff. Niemand solle wegen Omikron die Nerven verlieren, vielmehr gehe es jetzt darum, allen möglichst schnell Auffrischungsimpfungen zu verabreichen, so Sahin in einem Gespräch mit dem «Wall Street Journal».
Wie oft werden wir noch boostern müssen?
Während derzeit ein Wettrennen zwischen der dritten Impfung und Omikron läuft, äussern sich Experten in verschiedenen Medien bereits zur vierten Impfung und sehen diese unausweichlich auf uns zukommen. «Unabhängig von Omikron merken wir doch, dass die Corona-Impfung regelmässig aufgefrischt werden muss», sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery. Bis dahin dürfte es jedoch Sommer 2022 werden. Und der Chef des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, meinte: «Wir rechnen damit, dass im Sommer, spätestens im Herbst eine vierte Impfung nötig sein wird.»
Die Virologin Sandra Ciesek warnt im «Spiegel» jedoch vor überhöhten Erwartungen an die Booster-Impfungen. Auch eine Auffrischimpfung biete keinen 100-prozentigen Schutz vor eine Infektion, so die Direktorin des Instituts für medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt. Auch der Effekt der Booster-Impfung lasse mit der Zeit wieder nach. Mit Blick auf die aktuelle Entscheidung, Menschen nach der dritten Impfung von der Testpflicht zu befreien, sagte sie: «Das ist nicht gut. Im Moment habe ich das Gefühl, dass vermittelt wird: Lassen Sie sich boostern, und die Welt ist wieder gut. Das ist nicht so», so Ciesek.
Inzwischen gilt als sicher, dass Omikron Delta auch in der Schweiz schon bald als vorherrschende Variante ablösen wird. Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci sagte jüngst, Pandemien werde es in Zukunft immer wieder geben – wegen der weltweit gestiegenen Mobilität vielleicht sogar noch häufiger. «Das Beste, um sich darauf vorzubereiten, ist Übung», betonte sie. Die Welt habe im Umgang mit der Corona-Pandemie viel lernen können – auf wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene.
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